Jetzt wird's schmutzig Löw: Kein Handschlag
05.02.2010, 17:05 UhrDer Streit zwischen Joachim Löw und dem DFB spitzt sich zu. "Einen Handschlag-Vertrag hat es nicht gegeben", teilt der Bundestrainer mit - und widerspricht damit DFB-Präsident Theo Zwanziger erstmals öffentlich. Der hatte die Einigung auf eine Vertragsverlängerung im Dezember sogar schon als perfekt vermeldet.
Fußball-Bundestrainer Joachim Löw hat mit einer Reaktion auf die abgebrochenen Vertragsverhandlungen mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) für weiteren Zündstoff gesorgt. "Ganz bewusst haben wir uns in den vergangen Wochen nicht konkret zur Vertragssituation geäußert. Umso verwunderter sind wir über die plötzlich in der Öffentlichkeit diskutierten angeblichen Vertragsdetails. Dadurch sind viele Unwahrheiten in Umlauf gekommen. Einen Handschlag-Vertrag hat es zum Beispiel nicht gegeben", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme des 50-Jährigen.
Am Donnerstag waren die Vertragsverhandlungen bei einer DFB-Präsidiumssitzung nach nur fünf Minuten abgebrochen worden, weil die Vorstellungen beider Seiten nicht in Einklang zu bringen waren. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung sollen Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff für ihre Unterschrift unter einen neuen Vertrag einen Bonus in Höhe eines Jahresgehalts gefordert haben, Bierhoff zudem ein Veto-Recht bei der Besetzung des Bundestrainerpostens. DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte vor Weihnachten 2009 öffentlich bekannt gegeben, dass man sich mit Löw per Handschlag auf eine Vertragsverlängerung geeinigt habe.
"Ein nicht-verhandelbares Angebot"
"Von unserer Seite wurde ein verhandelbarer Vorschlag vorgelegt, uns dagegen wurde ein nicht-verhandelbares Angebot zugestellt, über das ich innerhalb von 48 Stunden entscheiden sollte. Unsere ganze Konzentration gilt seit sechs Jahren dem Erfolg der Nationalmannschaft - auch im Sinne der Entwicklung und Reputation des deutschen Fußballs. Dabei stehen Teamwork, Loyalität und Respekt an erster Stelle für mich. In diesem Sinne werden wir uns in den nächsten Wochen intensiv auf die WM in Südafrika vorbereiten", hieß es in dem Statement weiter.
Zwanziger wollte die Vorwürfe nicht kommentieren: "Ich habe die Stellungnahme des Bundestrainers zur Kenntnis genommen." Zwar werden sich der DFB-Boss und Löw am Wochenende in Warschau wieder in gemeinsamer Sache - am Sonntag wird in der polnischen Hauptstadt die Qualifikation zur EM 2012 ausgelost - treffen. Nach den großen Diskrepanzen rund um das Nationalteam scheint eine schnelle Annäherung allerdings fast ausgeschlossen. "Aktuell ist sicher die Atmosphäre ein Stück belastet", räumte selbst DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach ein und forderte alle Beteiligten zu Professionalität und Loyalität auf: "Es sind alle aufgerufen, mit der Situation jetzt souverän umzugehen."
Löw kündigte indes an, sich "zu gegebener Zeit" präzise über die Vertragsdebatten und die Hintergründe zu äußern. "Unsere ganze Konzentration gilt seit sechs Jahren dem Erfolg der Nationalmannschaft - auch im Sinne der Entwicklung und Reputation des deutschen Fußballs. Dabei stehen Teamwork, Loyalität und Respekt an erster Stelle für mich." Ungeachtet des Fiaskos in Frankfurt versprach Löw: "In diesem Sinne werden wir uns in den nächsten Wochen intensiv auf die WM in Südafrika vorbereiten."
Nur Verlierer
Die DFB-Spitze weiß natürlich um die Gefahr, die das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Trainer- und Funktionärs-Lager in sich birgt. So betonte Zwanziger auch die gemeinsame Linie mit dem Bundestrainer auf dem Weg nach Südafrika: "Ich freue mich, dass er das genauso sieht, dass unsere ganze Konzentration jetzt der WM gilt."
Der Poker um die neuen Verträge hat eine Menge verbrannte Erde hinterlassen. Als Gewinner darf sich niemand sehen - im Gegenteil. Die gescheiterten internen Verhandlungen offenbaren ein gestörtes Innenleben. Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) fühlte sich von Verhandlungsführer Bierhoff überrumpelt. Die sportliche Leitung ist vier Monate vor dem ersten WM-Spiel beschädigt worden, auch weil Verhandlungs-Inhalte in die Öffentlichkeit gelangten.
DFB-Generalsekretär Niersbach verteidigte nochmals die harte DFB-Linie: "Entscheidend war aus meiner Sicht, dass wir von einer unkomplizierten Verlängerung schon gut ausformulierter Verträge ausgegangen sind, stattdessen aber Entwürfe mit bisher nicht gekannten Elementen vorgelegt wurden." Die sportliche Führung dagegen fühlte sich von einem kurzfristigen Gegenangebot zu sehr unter Druck gesetzt.
Quelle: ntv.de, sid/dpa