Fußball

Von wegen mutiger Umbruch Löw entlässt Bayern-Trio durch die Hintertür

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Drei Weltmeister von 2014 gehören nun nicht mehr zum DFB-Tross.

(Foto: www.imago-images.de)

Für Müller, Hummels und Boateng ist kein Platz mehr: Was von Löw als Umbruch im DFB-Team deklariert wird, ist eigentlich nur typisch für den Bundestrainer. Konflikten geht er aus dem Weg. Dem Trio beschert er zugleich einen mehr als unwürdigen Abgang.

Da ist er, der großangekündigte und lange hinausgezögerte Umbruch beim DFB. Joachim Löw entledigt sich drei seiner verdientesten Spieler. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft muss in Zukunft ohne Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng auskommen. Die Entscheidung des Bundestrainers mag mutig wirken, die Vorgehensweise ist aber der total falsche Ansatz und bestätigt nur Löws Angst vor Konflikten mit Spielern.

Nun muss man zugestehen, dass das Bayern-Trio in jüngster Vergangenheit sportlich keine Bewerbungsvideos der Marke "Weltklasse" abgeliefert hat - weder im Verein noch im DFB-Team. Aber heranwachsende Verteidiger auf Weltniveau sind bis auf Bayerns Niklas Süle nicht in Sicht. Matthias Ginter, Jonathan Tah und Antonio Rüdiger überzeugen in dieser Saison auf dem Platz, Erfolge als Führungsspieler auf allerhöchster Ebene können sie jedoch nicht vorweisen.

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Hummels und Müller - alles andere als kleinlaute Bankdrücker.

(Foto: imago/ActionPictures)

Der Nationalmannschaft werden künftig verlässliche Erfolgsfaktoren fehlen. Der Spielaufbau eines Hummels, die Spielverlagerung und Lufthoheit von Boateng, die unvorhersehbaren Läufe von Raumdeuter Müller - alles Fähigkeiten, die sich über Jahre hin zur Perfektion entwickelt haben und eigentlich jedes Team brauchen kann.

Es wird aber nicht nur an sportlicher Klasse fehlen, sondern vor allem an Erfahrung. Und genau in diesem Punkt wird das neuformierte DFB-Team scheitern. Die kleinen Gegner lassen sich mit Talent schlagen, für die großen braucht es Erfahrung. Eigentlich müsste Löw das wissen, schließlich hatten das abgekochte Spanier und Italiener einer jungen deutschen Elf bei WM- und EM-Endrunden 2010 und 2012 bereits vor Augen geführt.

Der DFB macht's vor, Löw zieht nach

Löw raubt Müller, Boateng und Hummels gleichzeitig auch noch zwei Chancen. Er verwehrt ihnen zum einen die Möglichkeit, ihre Erfahrung an die Nachrücker weitergeben zu können. Zum anderen dürfen sie sich einem echten Konkurrenzkampf gar nicht erst stellen. Aber diesen Spagat fürchtet Löw. Ein Hummels oder ein Müller, die sich kommentarlos ins zweite Glied versetzen lassen, das hätte es wohl nicht gegeben. Und das hätte wieder für Unruhe im Team und im DFB gesorgt - und darauf steht der Bundestrainer so gar nicht. Spieler wie Michael Ballack oder Sandro Wagner können ein Lied davon singen.

Aber: Mündige Spieler beim DFB - ist das denn so schlimm? Natürlich nicht! Ein eloquenter Hummels, ein humoristischer Müller, Lieblingsnachbar Boateng - das waren noch echte Bereicherungen für den durchgetakteten und medientechnisch kasernisierten Deutschen Fußballbund. Der verliert nun drei Charakterköpfe in einer Zeit, in der ehemalige Profis eben genau den Mangel daran beklagen.

So wie der DFB jeglichen Unbequemlichkeiten und Konflikten aus dem Weg geht, so macht es nun auch Löw. Das zeigt, wie abwegig eine Trennung von Löw als Bundestrainer nach der verkorksten WM in Russland eigentlich gewesen wäre. Löw darf seine Ära fortsetzen, stattdessen enden nun drei Nationalmannschaftskarrieren auf eine Weise, die nicht fair ist und dem Trio auch in keiner Weise gerecht wird.

Quelle: ntv.de

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