Germany's next WM-Kader Löw erwägt erneutes Casting
03.01.2010, 14:57 UhrJoachim Löw möchte den Konkurrenzkampf der deutschen Nationalspieler für die Fußball-WM bis kurz vor dem Turnierstart schüren, so wie vor der Fußball-EM 2008. Damals hatte er eine Art "EM-Casting" veranstaltet - und die DFB-Elf später das Finale erreicht. Schon jetzt steht allerdings fest, dass Kevin Kuranyi kein Foto bekommt.

Der Pokal wäre schön, Pflicht ist für Joachim Löw aber nur das Überstehen der WM-Vorrunde.
(Foto: dpa)
Bundestrainer Joachim Löw liebäugelt damit, wie schon 2008 erneut mit mehr als 23 Akteuren ins Trainingslager zu gehen und den WM-Kader erst unmittelbar vor dem Meldeschluss beim Weltverband FIFA am 5. Juni zusammenzustreichen. Einen Tag später reist das DFB-Team nach Südafrika.
"Beim letzten Mal sind wir für diese Vorgehensweise zwar kritisiert worden, aber wir waren von der Notwendigkeit überzeugt", sagte Löw der "Welt am Sonntag". Vor zwei Jahren hatte er die Profis Marko Marin (inzwischen Werder Bremen), Patrick Helmes (Bayer Leverkusen) und den Schalker Jermaine Jones kurzfristig aussortiert. Er wolle ein erneutes WM-Casting "nicht ausschließen", kündigte Löw an: "Es ist denkbar. Das hängt von der Konstellation ab: Gibt es Spieler, bei denen wir uns nicht ganz sicher sind? Die wir zwar im Detail kennen, aber deren aktuelle Form wir noch einmal sehen wollen?", erläuterte der 49-Jährige seine Überlegungen.
Aus für Reservisten
Als "eine Lehre aus der EM 2008" steht für Löw zudem fest, dass er keine Akteure mehr nominieren werde, die "in den Monaten vor dem Turnier nicht regelmäßig im Club gespielt haben". Vor zwei Jahren hatte Löw mit Christoph Metzelder von Real Madrid und Torwart Jens Lehmann von Arsenal London gleich zwei Spieler mit zur EM genommen, die in ihren Vereinen vor dem Turnier kaum Spielpraxis sammeln konnten. Neben Matchfitness wird in Südafrika auch körperliche Fitness eine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Abschneiden sein, glaubt Löw: "Denn das wird eine Weltmeisterschaft, bei der mit viel Tempo gespielt werden wird."
Löw machte zudem deutlich, dass es in seiner Amtszeit kein Nationalmannschafts-Comeback von Stürmer Kevin Kuranyi (Schalke 04) geben wird. Löw: "Da gibt es eine klare Linie, von der ich nicht abweichen werde." Kuranyi war im Oktober 2008 aus der Nationalelf verbannt worden, nachdem er die Mannschaft während des WM-Qualifikationsspiels gegen Russland in Dortmund verlassen hatte, weil er auf der Tribüne hatte Platz nehmen müssen.

Ein Platz, drei Kandidaten (v.l.): Manuel Neuer, Rene Adler und Tim Wiese streiten um die Nr. 1 im DFB-Team.
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Trotz des möglichen WM-Castings könnte eine Vorentscheidung im Kampf um die Nummer 1 schon beim ersten Länderspiel des Jahres am 3. März in München fallen. "Derjenige, der gegen Argentinien im Tor steht, hat auf jeden Fall einen Vorteil", kündigte Löw an. Der Leverkusener René Adler gilt nach seinen starken Vorstellungen in der entscheidenden Phase der WM-Ausscheidung als Favorit im Dreikampf mit dem Bremer Tim Wiese und dem Schalker Manuel Neuer. "Alle drei sind sehr gut", erklärte Löw und benannte die Qualitäten der Konkurrenten: "Neuer ist jung und stark in der Spieleröffnung. Wiese ist erfahren und spielt schon seit Jahren auf hohem Niveau. Und Adler hat sich nach einer durchwachsenen letzten Saison sehr gesteigert und uns zuletzt in wichtigen Länderspielen absolut überzeugt."
Während alle DFB-Verantwortlichen den vierten WM-Titel übereinstimmend als Wunschziel benannt haben, weichen die Ansprüche bei den Minimal-Erwartungen voneinander ab. "Wir müssen die Vorrunde überstehen", sagte Löw. Teammanager Oliver Bierhoff legte die Messlatte in der "Bild"-Zeitung deutlich höher: "Minimalziel ist immer das Viertelfinale." Die DFB-Auswahl trifft in der Vorrunde auf die Gruppengegner Australien, Serbien und Ghana.
Erst Bedingungen erfüllen, dann Unterschrift
Trotz der bereits erfolgten Handschlag-Verlängerung mit DFB- Präsident Theo Zwanziger beharrt Löw auf gewissen Forderungen vor der Unterschrift unter seinen neuen und bis 2012 laufenden Kontrakt. Er wolle vorher "gewährleistet haben, dass wir unter den bisherigen Voraussetzungen weiterarbeiten können, auf jeden Fall mit der einen oder anderen Verbesserung". Löw will darum zunächst die Verlängerung der ebenfalls nach der WM auslaufenden Verträge seines Assistenten Hansi Flick sowie von Torwarttrainer Andreas Köpke und Chefscout Urs Siegenthaler abwarten.
"Ich werde deshalb der Letzte sein, der seinen Vertrag unterschreibt", sagte Löw. Teammanager Bierhoff geht aber davon aus, dass sowohl sein eigener Kontrakt als auch die Verträge des gesamten Trainerteams noch in diesem Monat um zwei Jahre bis nach der Europameisterschaft 2012 verlängert werden.
Quelle: ntv.de, dpa/sid