Live: n-tv überträgt Auslosung der Qualifikation Löw kritisiert fragwürdigen EM-Modus
23.02.2014, 07:02 Uhr
"Der sportliche Wert einzelner Spiele, aber auch des gesamten Wettbewerbs sinkt": Joachim Löw.
(Foto: dpa)
Bundestorwarttrainer Andreas Köpke zieht live bei n-tv die Lose für die EM-Qualifikation 2016. Joachim Löw kritisiert die Aufstockung auf 24 Teams und die sportliche Entwertung der Ausscheidungsrunde. Auch Teammanager Oliver Bierhoff ist nicht glücklich.
Joachim Löw ist der neue Modus suspekt, Oliver Bierhoff spricht von "Verwässerung". Mitten in der Planungsphase für die Fußball-WM in Brasilien muss sich der Bundestrainer mit der EM 2016 beschäftigen. Und der Ausblick auf das Mammut-Turnier in Frankreich löst bei Löw und seinem Teammanager keine Freude aus. "Als Trainer halte ich die Aufstockung des Teilnehmerfeldes bei einer Europameisterschaft für fragwürdig", sagte DFB-Chefcoach Löw vor der Auslosung der neun Qualifikationsgruppen am Sonntag ab 12 Uhr in Nizza.
Die Auslosung der Qualifikationsgruppen zur Fußball-Europameisterschaft beginnt am Sonntag, 23. Februar, um 12 Uhr im Palais des Congrès Acropolis in Nizza. Der Nachrichtensender n-tv überträgt live ab 11.45 Uhr. Die zehn Qualifikationsspiele der deutschen Mannschaft sind dann ab September auf RTL zu sehen.
"Das gilt auch für die neue Qualifikationsrunde. Der sportliche Wert einzelner Spiele, aber auch des gesamten Wettbewerbs sinkt", ergänzte Löw. "Gefühlt ist der neue Modus eine Verwässerung", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Erstmals werden bei der EM-Endrunde 24 Mannschaften teilnehmen. In der Qualifikation setzen sich daher der Erste und Zweite jeder Gruppe sicher durch, sogar als Dritter hat man noch gute Chancen. Insgesamt qualifizieren sich 23 von 53 startenden Teams. Frankreich als Gastgeber und Uefa-Mitglied Nummer 54 ist automatisch bei der Endrunde dabei, spielt die Qualifikation kurioserweise als weitere zwiespältige Neuerung aber außer Wertung mit.
Für Top-Teams wie die deutsche Fußball-Nationalelf bedeutet der neue Modus: Wenig Druck, wenig Konkurrenzkampf und letztlich wenig Wettbewerb auf höchster Ebene, den Löw so liebt. "Die Qualifikation ist Pflicht. Wenn sie vorher schon Pflicht war, ist sie jetzt erst recht Pflicht", sagte Bierhoff. Die DFB-Elf ist als einer von neun Gruppenköpfen gesetzt. Am Ziel lässt Löw keine Zweifel. "Es muss immer unser Anspruch sein, die Gruppe zu gewinnen, die uns zugelost wird. Mit diesem Selbstverständnis fahren wir auch nach Nizza."
Neuer Rhythmus, mehr Vermarktung
Torwarttrainer Andreas Köpke kommt eine besondere Aufgabe zu. Mit zwölf anderen ehemaligen europäischen Top-Keepern von Dino Zoff bis Peter Schmeichel wird der Europameister von 1996 bei der von Ruud Gullit und Bixente Lizarazu moderierten Show im Palais des Congrès Acropolis die Lose ziehen. Die deutsche Elf wird aus TV-Vermarktungsgründen wie auch Spanien, Italien, England und die Niederlande in eine von acht Sechsergruppen gelost. Somit sind dem neuen Fernsehpartner RTL zehn Pflichtspiele garantiert. Gastgeber Frankreich füllt die einzige Fünfergruppe I auf.
Als schwerste Gegner droht Deutschland aus Topf 2 einer der WM-Teilnehmer Schweiz, Belgien oder Kroatien - kein Grund zu größerer Sorge also. Mit ein bisschen Glück ist sogar eine superleichte Gruppe mit Ungarn, Slowenien, Estland, Moldau und Uefa-Neuling Gibraltar möglich. Unangenehmer könnten da schon die weiten Reisen an alle Enden des Kontinents von Island bis Israel oder wieder einmal Kasachstan sein. Gespielt wird wegen der neuen Zentralvermarktung der Uefa vom 7. September 2014 bis 13. Oktober 2015 erstmals im sogenannten Rhythmus der "Week of Football" (Fußballwoche). Dies bedeutet, dass feste Doppelspieltage immer Donnerstag/Sonntag, Freitag/Montag und Samstag/Dienstag sind. Jeden Tag sollen Topteams im Fernsehen zu sehen sein.
Bierhoff schwankt noch zwischen Lust und Zweifel ob der neuen Vermarktungsstrategie. "Zum Phänomen Fußball gehört, dass trotz des großen Angebots noch keine Übersättigung eingetreten ist. Irgendwie kann man sich Fußball jeden Tag ansehen, und man ist immer wieder fasziniert und begeistert." Aber: "Wir müssen dennoch aufpassen und dürfen den Fußball nicht zu beliebig werden lassen." Wirtschaftlich wird die neue Regel aber auch beim DFB positiv bewertet. "Für die Vermarktung bietet das neue Modell neue Chancen. Es werden auch neue Partner einsteigen, das sind durchaus positive Perspektiven", sagte Generalsekretär Helmut Sandrock.
Ansonsten wird die EM im Nachbarland wegen des aufgeblähten Teilnehmerfeldes beim DFB aber grundlegend skeptisch betrachtet. In einer besonders schwierigen Situation ist dabei Präsident Wolfgang Niersbach, der auch gegen die Aufstockung von 16 auf 24 Teams war, nun aber als Chef der Wettbewerbskommission das Turnier maßgeblich mitplanen muss - im Auftrag von Uefa-Chef Michel Platini, seinem Freund und Reform-Initiator. "Es war eine Mehrheitsentscheidung, der wir uns fügen müssen", sagte Niersbach und monierte dennoch: "Die Qualifikation wird an Spannung erheblich verlieren. Und im Turnier selbst muss man nach einem Modus spielen, bei dem man eine Logarithmentafel braucht."
Bei Michel Platini sorgten Löw und Bierhoff mit ihrer Kritik dennoch für Unmut. "Wem der Modus nicht gefällt, der muss nicht mitspielen. Eine überwältigend große Mehrheit aller Mitgliedsverbände war für diese Änderung. So funktioniert Demokratie", belehrte der Präsident der Europäischen Fußball-Union vor der Auslosung in Nizza.
Die Auslosung der Qualifikationsgruppen zur Fußball-Europameisterschaft beginnt am Sonntag, 23. Februar, um 12 Uhr im Palais des Congrès Acropolis in Nizza. Der Nachrichtensender n-tv überträgt live ab 11.45 Uhr. Die zehn Qualifikationsspiele der deutschen Mannschaft sind dann ab September auf RTL zu sehen.
Quelle: ntv.de, Arne Richter und Jens Mende, dpa