Bayern ruhen aus, Dortmunder müssen spielen Löw nervt die Gerechtigkeits-Debatte
18.11.2013, 14:16 Uhr
Joachim Löw hat für den Klassiker gegen England 19 Spieler zur Verfügung. 5 von ihnen sind Dortmunder, 4 sind Bayern.
(Foto: AP)
Bundestrainer Joachim Löw schickt vor der Partie gegen England zwei Spieler des FC Bayern nach Hause. Vier Tage vor dem Topspiel in der Bundesliga sind nun die Akteure des BVB gefragt. Ist das gerecht? BVB-Keeper Weidenfeller freut sich zumindest über sein DFB-Debüt.
Im Fußball geht es ja, das wissen wir nicht erst seit Oliver Kahn, immer weiter, weiter und weiter. Nun tritt zwar die deutsche Nationalmannschaft in ihrer letzten Partie des Jahres an diesem Dienstag ab 21 Uhr in London gegen England an. Aber am Samstag spielt in der Bundesliga die Borussia aus Dortmund gegen den FC Bayern München, eine Begegnung, die im Gegensatz zum Länderspiel nicht aus Testzwecken stattfindet. Und weil die meisten Spieler der DFB-Elf aus München und Dortmund kommen, ist das nationale Gipfeltreffen schon vor der Partie in Wembley ein Thema. Und mit ihr die Frage: Behandelt Bundestrainer Joachim Löw die beiden Fraktionen etwa ungleich?

DFB-und Bayern-Kapitän Philipp Lahm wird gegen England geschont, ebenso sein Teamkollege Manuel Neuer.
(Foto: imago sportfotodienst)
Der hat nämlich nach dem 1:1 gegen Italien am Freitag in Mailand überraschend neben dem grippegeschwächten Mesut Özil zwei Münchner nach Hause geschickt: Torhüter Manuel Neuer und Kapitän Philipp Lahm sollen sich ausruhen, da sie sonst stets über 90 Minuten spielen. "Ich möchte diese Spieler nicht verheizen", sagte Löw. Nun stehen mit Jérome Boateng, Mario Götze, Toni Kroos und Thomas Müller nur noch vier Bayern im Kader.
Die fünf Dortmunder Roman Weidenfeller, Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Sven Bender und Marco Reus sind hingegen noch alle an Bord. Und während gegen Italien sechs Münchner in der Startelf standen, muss nun der BVB-Block ran. Vier Tage vor dem Spitzenspiel. Ist das ungerecht? Die "Sportbild" jedenfalls titelte umgehend: "Löw brüskiert Dortmund". Das darf bezweifelt werden, nicht zuletzt, weil es keinen Beweis für diese These gibt. Aber die Sache ist und bleibt ein Politikum. Und Löw muss sich mit der Debatte herumschlagen, ob es im DFB-Team gerecht zugeht - was ihn sichtlich nervt.
"Wir wollen jetzt kein Fass aufmachen"
Der Bundestrainer sieht nämlich gar kein Problem, das sagte er der "Bild"-Zeitung, das wiederholte er auch noch einmal auf der Pressekonferenz vor dem England-Spiel. Im Vorfeld habe er mit beiden Vereinen gesprochen und ihnen gesagt, dass kein Spieler zweimal 90 Minuten spielen müsse. Er wolle das ausgewogen regeln, zumal "vier Tage reichen, um samstags nicht müde zu sein". Schon vor der Partie in Mailand hatte er leicht bissig bemerkt: "Es soll jetzt niemand kommen und sagen, es soll dieses oder jenes am Freitag in Italien oder danach am Dienstag in England passieren oder ich soll Spieler schonen." Das war eine Replik auf Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der zuvor via "Sportbild" vorgebaut hatte: "Wir gehen davon aus, dass beide Vereine gleich behandelt werden. Da habe ich vollstes Vertrauen in den DFB."
Bleibt nur die Frage, ob sie das in Dortmund jetzt immer noch so sehen. Schließlich fühlen sie sich gerne einmal benachteiligt, wenn es um die Nationalmannschaft geht. Dieses Mal aber halten sich die Chefs des BVB bedeckt. Der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" sagte Sportdirektor Michael Zorc: "Ich weiß nicht, welche Beweggründe es gegeben hat, Lahm und Neuer nach Hause zu schicken. Und wir wissen noch gar nicht, wie die Belastungen am Dienstag verteilt werden." Kurzum: "Wir wollen jetzt kein Fass aufmachen."
Kluge Taktik des BVB
Das dürfte eine kluge Taktik sein, zumal Löw in London klarmachte, dass er das Thema für eine Mediendebatte hält. Schließlich freuen sie sich in Dortmund sonst über jeden aus ihrem Klub, den der Bundestrainer in die Nationalmannschaft beruft. Zumal die Spieler mit der Wer-spielt-freitags-wer-spielt-dienstags-?-Debatte kein Problem zu haben scheinen. Zuallerletzt Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller, der nach Neuers Abreise sein Debüt in der Nationalelf feiert und damit, wie er sagte, "das i-Tüpfelchen" auf seine Karriere setzen wird.
Auch Linksverteidiger Marcel Schmelzer, der für den Hamburger Marcell Jansen in der Startelf stehen dürfte, wiegelte ab: "Wir sind ja diesen Drei-Tage-Rhythmus gewohnt. Von uns Spielern wird es da keine Diskussion geben." Und Sven Bender, der nach der schweren Verletzung von Sami Khedira neben dem Münchner Toni Kroos im defensiven Mittelfeld spielen soll, sagte gar: "Ich bin in der Situation, dass ich um jedes Länderspiel und jede Minute froh bin, die ich spielen darf."
Quelle: ntv.de