Fußball

Zwei Neue, sieben WM-Fahrer, eine Absage Löw nominiert rücksichtsvoll

Wie erwartet reist Bundestrainer Joachim Löw mit einem B-Team zum ersten Länderspiel nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft in Südafrika. Einziger WM-Stammspieler im Kader ist Keeper Manuel Neuer. Die einzigen Neulinge im 17-köpfigen Aufgebot sind Sascha Riether und Marco Reus.

Piotr Trochowski war einer von acht WM-Teilnehmern, mit denen Bundestrainer Joachim Löw nach Kopenhagen reisen wollte. Der Hamburger musste jedoch absagen.

Piotr Trochowski war einer von acht WM-Teilnehmern, mit denen Bundestrainer Joachim Löw nach Kopenhagen reisen wollte. Der Hamburger musste jedoch absagen.

(Foto: REUTERS)

Der Saisonauftakt von Deutschlands Lieblings-Mannschaft wird für Joachim Löw und die Fans endgültig zum Test ohne Wert. Statt der WM-Helden Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Sami Khedira, Thomas Müller & Co. wird am kommenden Mittwoch in Dänemark eine schwarz-rot-goldene B-Elf antreten, die es in dieser Form nicht wieder geben wird. Die Stars werden geschont, "Capitano" Michael Ballack ringt noch um seine endgültige Gesundung - und am Nachmittag musste auch noch HSV-Profi Piotr Trochowski wegen Achillessehnenbeschwerden seine Reise nach Kopenhagen absagen.

Damit stehen nur sieben WM-Spieler im nun 17-köpfigen Kader, den Bundestrainer Löw bekanntgab. Erst am Montagabend trifft sich das B-Team in Frankfurt/Main. Es sei nach den strapaziösen Wochen und dem kurzen Urlaub nach Südafrika "eine Selbstverständlichkeit, dass wir gegen Dänemark auf etablierte Kräfte verzichten", erklärte Löw zu seiner problematischen Suche nach einem Kompromiss - und bekam gleich ein positives Liga-Feedback.

"Der Termin passt uns überhaupt nicht, aber so ist es in Ordnung", sagte Bremens Cheftrainer Thomas Schaaf zur Länderspiel-Notlösung. Auch Kritiker Louis van Gaal, der indirekt sogar zu einem Boykott des ungeliebten Termins aufgerufen hatte, zeigte sich zufrieden. "Er hat Spieler gewählt, die nicht so viel gespielt haben", erklärte der Bayern-Coach, stellte aber klar: "Ich habe nicht verhandelt mit Joachim Löw. Er hat seine Wahl gemacht."

Neuer erneut dabei

Von der Stamm-Mannschaft, die im Sommer in Südafrika mit attraktiven Auftritten den dritten WM-Platz erspielt und ganz Deutschland in einen Fußball-Rausch versetzt hatte, sind nur der Schalker Torhüter Manuel Neuer und Jerome Boateng beim Neustart dabei. In Mario Gomez und München Rückkehrer Toni Kroos muss der FC Bayern einen Monat nach WM-Ende nur zwei Spieler abstellen. Zudem sind Tim Wiese, Serdar Tasci und Marko Marin aus dem WM-Kader berufen.

Die anderen WM-Stars dürfen sich weiter in ihren Clubs fit machen für die neue Spielzeit, in der es für das DFB-Team erstmals Anfang September ernst wird. "Wir sind uns unserer Gesamtverantwortung für die Form und Gesundheit der Nationalspieler bewusst", betonte Löw und nahm dem Konflikt mit der Liga ein Stück die Luft. Der schon lange im Terminplan von Weltverband FIFA und Deutschem Fußball-Bund verankerte Zeitpunkt aber bleibt ein Problem.

Chance für Riether und Reus

Noch ohne A-Länderspiel: Sascha Riether (l.) und Marco Reus.

Noch ohne A-Länderspiel: Sascha Riether (l.) und Marco Reus.

(Foto: dpa)

Vor allem für den 27 Jahre alten Sascha Riether vom VfL Wolfsburg und den 21-jährigen Gladbacher Marco Reus könnte der umstrittene Termin jedoch zur großen Chance werden. Beide Neulinge stehen am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF) vor ihrem Länderspiel-Debüt. Nach Pausen kehren der Wolfsburger Marcel Schäfer, der Hannoveraner Christian Schulz, der Neu-Stuttgarter Christian Gentner, der zu West Ham United abgewanderte Thomas Hitzlsperger, der Bremer Aaron Hunt und der Leverkusener Patrick Helmes in den Kreis der DFB-Auswahl zurück. Außerdem wurden Andreas Beck und Christian Träsch berufen, die im Trainingslager in Südtirol ihre WM-Hoffnungen begraben mussten.

"Entscheidend ist für uns, dass wir ausnahmslos Spieler nominiert haben, die wir vor der WM immer beobachtet haben und die sich mit guten Leistungen für weitere Einladungen empfehlen können", betonte Löw, der nach seiner Vertragsverlängerung bis 2012 weiter seine junge Mannschaft formen will. Die Anerkennung aus der Liga, die zunächst kräftig gepoltert hatte, kam prompt. "Der Bundestrainer nimmt offenbar sehr genau wahr, wie intensiv und effektiv wir mit unseren Spielern arbeiten", bemerkte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke zur überraschenden DFB-Rückkehr des 27-jährigen Schulz, dessen bisherige drei Länderspiele schon mehr als fünf Jahre zurückliegen.

Schulz und einige andere Spieler aber kamen nur zu einer neuen Chance, da Löw und der Verband auch der U21-Mannschaft noch eine hohe Priorität einräumen. Die Nachwuchsschmiede spielt ebenfalls am Mittwoch in Island schon um die letzte Chance für die EM 2011 und damit auch für Olympia 2012. "Deshalb haben wir auf junge Spieler mit Perspektiven, die in das A-Team aufrücken können, diesmal verzichtet", sagte Löw. Die Dortmunder Mats Hummels und Kevin Großkreutz, der Leverkusener Stefan Reinartz und der Schalker Benedikt Höwedes wären auch Kandidaten für Dänemark gewesen.

Ein Test, dann wieder Ernstfall

Das Spiel gegen den WM-Teilnehmer ist für Löw der einzige Test vor der EM-Qualifikation. Mit den Partien am 3. September in Belgien und vier Tage später in Köln gegen das von Ex-Bundestrainer Berti Vogts gecoachte Aserbaidschan startet Deutschland in die Ausscheidung für das EM-Turnier 2012 in Polen und der Ukraine.

Nicht zum ersten Mal muss Dänemark übrigens als Spielwiese für eine deutsche Notelf herhalten. Im März 2007 bot Löw in Duisburg gegen die Skandinavier ein B-Team auf und zog sich beim 0:1 den Zorn der Fans zu. Vor der WM 1990 hatte Teamchef Franz Beckenbauer beim 1:0-Test gegen die Dänen gleich zehn Akteure ausgetauscht. Löw darf am Mittwoch nur sechs Spieler wechseln. Und Dänemarks Coach Morten Olsen hat schon vorab erklärt, nicht sauer über die deutsche B-Elf zu sein.

Das deutsche Aufgebot im Überblick:

Tor: Manuel Neuer (Schalke), Tim Wiese (Bremen)

Abwehr: Jerome Boateng (Man City), Serdar Tasci (Stuttgart), Andreas Beck (Hoffenheim), Marcel Schäfer, Sascha Riether (Wolfsburg), Christian Schulz (Hannover)

Mittelfeld: Christian Träsch, Christian Gentner (beide Stuttgart), Toni Kroos (Bayern), Thomas Hitzlsperger (West Ham), Marco Reus (Gladbach), Marko Marin (Bremen)

Sturm: Mario Gomez (Bayern), Patrick Helmes (Leverkusen), Aaron Hunt (Bremen)

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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