Schweinsteiger geht, Kimmich plaudert Löw sieht Reize, Rummenigge salbt
11.07.2015, 18:47 Uhr
Und nächstes Jahr dann Europameister? Bastian Schweinsteiger.
(Foto: imago/AFLOSPORT)
Bastian Schweinsteiger verlässt den FC Bayern gen Manchester United. Und stünde das nicht schon fest, würde sich fast der Eindruck aufdrängen, sie wollten ihn in München wegloben. Matthias Sammer deutet gar an, dass die Lücke nun nicht ganz so groß ist.
Es war ein denkwürdiger erster Auftritt für Neuzugang Joshua Kimmich. Noch bevor Karl-Heinz Rummenigge, der Boss des FC Bayern, den Abschied Bastian Schweinsteigers zu Manchester United verkündeten konnte, hatte der Junioren-Nationalspieler bei seiner Vorstellung schon die Bestätigung geliefert. Eine Reporterin fragte den 20-Jährigen, wen er im Mittelfeld angesichts von Schweinsteigers Wechsel verdrängen wolle. In seiner Antwort rutschte Kimmich schließlich der Satz heraus: "Ich finde es schade, dass Schweinsteiger weg ist." Sportvorstand Matthias Sammer verwies bei Fragen zu Schweinsteiger lieber auf Rummenigge, der erst später zur Pressekonferenz erschien.
Derweil hat Joachim Löw - wie könnte es anders sein? - mutmaßlich volles Verständnis dafür, dass Schweinsteiger die Bayern verlässt. Zumindest lässt sich der Bundestrainer vom DFB so zitieren: "Schweinsteiger ist ein absoluter Leader und Weltklassespieler, der jeder Mannschaft seinen Stempel aufdrücken kann, selbstverständlich auch Manchester United." Wie Löw glaubt, passen sein neuer Klub und dessen niederländischer Trainer gut zu Schweinsteiger. "Er kennt Louis van Gaal, der ihn unbedingt haben wollte, das sind gute Voraussetzungen. Ich bin davon überzeugt, dass der neue Reiz der Premier League Basti gut tun wird, ich weiß von ihm, dass er noch große Ambitionen und Ziele hat."
"Ansporn, auch in Hinblick auf die Europameisterschaft"
Löw hat keinen Zweifel, dass sein Kapitän das schon hinbekommt. Der Bundestrainer setzt auf "einen weiteren Schub und Ansporn, auch in Hinblick auf die Europameisterschaft in Frankreich, bei der wir auf ihn setzen und er die Nationalmannschaft anführen soll". Auch Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalelf, reagierte positiv: "Manchester United ist wie der FC Bayern ein Weltklub. Die Engländer können sich auf ihn freuen. Einer wie Basti, der von seiner Leidenschaft lebt, wird sich dort schnell einfügen." Er, also Bierhoff, sehe eine Auslandserfahrung immer positiv, "der Blick über den Tellerrand bringt einen immer voran, nicht nur als Sportler, sondern auch als Persönlichkeit". Und: "Dass Basti noch einmal einen solchen Schritt macht, zeugt von seinem großen Antrieb, noch viel erreichen zu wollen."
Zuvor hatte Rummenigge, der im Stau stand und auch deshalb, wenn auch unfreiwillig, dem U-21-Nationalspieler Kimmich den Vortritt lassen musste, große, salbungsvolle Worte gesucht und auch gefunden: "Wir haben uns in großer Freundschaft verabschiedet. Wir haben versucht, ihn zu überzeugen, bei Bayern München zu bleiben, aber er möchte einfach am Ende seiner Karriere noch einmal was Neues machen. Die neue Aufgabe wird ihm gut tun - auf und außerhalb des Platzes. Und davon wird auch die Nationalmannschaft profitieren. Dass er vor dem Trainer geflüchtet ist, kann man total vergessen. Bastian ist ein wunderbarer Mensch. Wenn er Lust hat, beim FC Bayern eine zweite Karriere zu starten, steht die Tür für ihn auf."
Das wollte Matthias Sammer, der Sportvorstand des FC Bayern, sich nicht lumpen lassen: "Bastian ist jetzt schon eine Ikone. Aber wir haben in Qualität und Quantität eine hervorragende Mannschaft mit einer sehr guten und gesunden Altersstruktur. Wir werden uns in aller Ruhe überlegen: Ist noch etwas zu tun? Basti ist nicht 1:1 zu ersetzen in seiner Persönlichkeit, aber wir haben eine sehr gute Struktur und Mischung." Er habe nicht den Eindruck, dass der Klub auf dem Transfermarkt "noch einmal etwas Außergewöhnliches machen" müsse. Damit wollte er doch nicht etwas sagen, dass Schweinsteiger so sehr nun auch wieder fehlen wird?
Quelle: ntv.de, sgi/dpa