"Gerne einen Verein trainieren" Löw sinniert, Niersbach ist sich sicher
21.07.2014, 12:56 Uhr
"Wir haben nicht nur das Wort, wir haben den Vertrag": Joachim Löw.
(Foto: imago/Alternate)
Während Joachim Löw über seine berufliche Zukunft sinniert, ist sich sein Chef sicher, dass der Weltmeistertrainer auch in Zukunft die Geschicke der deutschen Fußball-Nationalelf lenkt. Doch plötzlich taucht da dieses Zitat in einer Schweizer Zeitung auf.
Was macht eigentlich Joachim Löw? Sitzt in Freiburg, freut sich mutmaßlich, dass er sich nun Weltmeistertrainer nennen darf und denkt "in aller Ruhe" über seine berufliche Zukunft nach. Zumindest hatte er das zuletzt angekündigt. Während DFB-Präsident Wolfgang Niersbach fest davon ausgeht, dass Löw die deutsche Mannschaft 2016 zur Fußball-Europameisterschaft nach Frankreich führen wird, steht ein klares Wort des Bundestrainers noch aus. Doch das Warten derer, die sich dafür interessieren, soll noch in dieser Woche zu Ende sein.
Niersbach wird sich mit Löw zusammensetzen "und die Planungen angehen", wie der DFB-Boss sagte. Niersbach hat nicht die leisesten Zweifel über die weitere Zusammenarbeit. Es sei schlicht "geklärt", wer am 3. September beim nächsten Länderspiel in Düsseldorf gegen Argentinien auf der Bank sitze, sagte er am Wochenende. "Wir haben nicht nur das Wort, wir haben den Vertrag." Und der läuft bis 2016. Es gebe daher "kein Anzeichen" für einen vorzeitigen Abschied Löws. "Beide, er und ich, sind total entspannt."
Klingt doch prima. Unmittelbar vor der WM allerdings hatte Löw offenbar noch andere Gedanken. Das zumindest behauptet die Zeitung "Schweiz am Sonntag". Das Blatt berichtete jetzt von einem Interview mit Löw und dem ehemaligen Chelsea-Trainer Roberto Di Matteo vor der WM. Da habe Löw auf die Frage, ob er im Falle des Titelgewinns aufhöre, gesagt: "Gut möglich. Nach zehn Jahren kann ich mir auch vorstellen, dass ich mal gerne wieder einen Verein trainieren möchte." Die Passage sei auf Wirken des DFB durch den Satz "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht" ersetzt worden.
"Weil es wunderbar passt"
Noch vor wenigen Tagen war aus Löws Umfeld zu hören, dass sehr wohl eine gewisse Überzeugungsarbeit vonnöten war, um ihn vom Weitermachen zu überzeugen. Warum nicht auf dem Höhepunkt aufhören wie Kapitän Philipp Lahm? "Weil es wunderbar passt, fachlich, menschlich, atmosphärisch", sagte Niersbach jetzt. Daran habe sich "überhaupt nichts geändert". Ein vorzeitiger Abschied Löws wäre demnach eine große Überraschung. Sollte sich Löw beim Treffen mit Niersbach wie erwartet und erneut zu seinem Vertrag bekennen, hat er gleich eine Reihe wichtiger Fragen zu klären.
Die wichtigsten Baustellen sind die Fragen nach einem Nachfolger für Lahm als Kapitän und auf dem Platz sowie die Suche nach einem neuen Assistenten. Löws bisheriger Co-Trainer Hansi Flick, der auf den Posten des Sportdirektors wechselt, wird aller Voraussicht nach durch einen der Juniorentrainer des DFB ersetzt. Aber durch wen? Laut Niersbach ist es vorstellbar, dass die Aufgabe auf die Schultern zweier Trainer verteilt wird. Weil Marcus Sorg, neben Frank Wormuth (U20) Favorit auf die Stelle, noch bis Ende Juli mit der U19 bei der EM in Ungarn weilt, dürfte diese Frage allerdings noch einige Tage offen bleiben.
Das gilt auch für die Suche nach einem neuen Spielführer. Wenn Lahm gegen Argentinien wie geplant seinen Abschied nimmt, könnte er die Binde an seinen Klubkollegen Bastian Schweinsteiger oder Manuel Neuer übergeben. Ein echtes "Problem" sieht Niersbach nach Lahms Demission auf den defensiven Außenpositionen. Als Rechtsverteidiger könnte Benedikt Höwedes den Münchner ersetzen, um die dann freigewordene Stelle auf der linken Seite dürften die Dortmunder Erik Durm und Marcel Schmelzer kämpfen. Und auch für den Angriff muss sich Löw, sollte er weitermachen, nach dem bevorstehenden Rücktritt von Miroslav Klose auf die Suche machen. Nun muss Löw nur noch sagen, dass er weitermacht.
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid