Fußball

DFB-Elf vor WM-Saison im Dilemma Löw sucht die eierlegende Wollmilchsau

Defensiv stabil stehen und vorne viele Tore machen, das ist Löws Ziel.

Defensiv stabil stehen und vorne viele Tore machen, das ist Löws Ziel.

(Foto: imago sportfotodienst)

Vielleicht ist das Problem ja, dass auch ein Fußball-Bundestrainer nicht alles haben kann - eine Mannschaft, die offensiv brilliert und hinten sicher steht. Doch Joachim Löw weiß, dass mehr Stabilität guttäte, schließlich ist ja bald WM, und das Testspiel gegen Paraguay die erste Wegmarke.

Es ist der Auftakt zu einer Saison, die mit der Weltmeisterschaft in Brasilien endet. Das Ziel der deutschen Fußball-Nationalelf ist das Endspiel am 13. Juli 2014 in Rio de Janeiros Maracana-Stadion. Ein langer Weg für die Mannschaft von Joachim Löw - sie ist ja schließlich noch nicht sicher für die WM qualifiziert. Anfang September geht es gegen Österreich und auf den Faröern in die beiden mutmaßlich entscheidenden Qualifikationsspiele. Um sich einzustimmen, testet die DFB-Elf heute in Kaiserslautern (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de und auf Twitter) erst einmal gegen Paraguay "andere Spielkulturen", wie der Bundestrainer sagt.

Deutschland: Neuer/Bayern München (27 Jahre/38 Länderspiele) - Lahm/Bayern München (29/98), Boateng/Bayern München (24/29), Hummels/Borussia Dortmund (24/24), Schmelzer/Borussia Dortmund (25/11) - Khedira/Real Madrid (26/39), Gündogan/Borussia Dortmund (22/7) oder Lars Bender/Bayer Leverkusen (24/14) - Müller/Bayern München (23/41), Özil/Real Madrid (24/46), Podolski/FC Arsenal (28/110) oder Reus/Borussia Dortmund (24/15) - Klose/Lazio Rom (35/127) - Trainer: Joachim Löw

Paraguay: Villar/Colo Colo (36 Jahre/100 Länderspiele) - Candia/Olimpia Asuncion (30/2), da Silva/Deportivo Toluca (33/111), Aguilar/Club Tijuana (26/10), Melgarejo/Benfica Lissabon (23/1) - Ayala/CA Lanus (25/11), Riveros/Gremio PA (30/83), Ortiz/Deportivo Toluca (23/10), Fabbro/River Plate (31/8) - Caballero/Krilia Sowjetow Samara (23/12), Santa Cruz/FC Malaga (31/92) - Trainer: Victor Genes      

Schiedsrichter: Bebek (Kroatien)

Nun zählt Paraguay nicht gerade zu den Großen des Weltfußballs, in der südamerikanischen Ausscheidung zur WM liegt das Team auf dem letzten Platz. Der Begeisterung der Menschen in Deutschland schadet das aber offensichtlich nicht. Wahrscheinlich geht es ihnen wie dem Dortmunder Innenverteidiger Mats Hummels, der vor der Partie kundtat: "Ich kann über den Gegner nicht so viel sagen." Der Betzenberg ist mit seinen 47.500 Plätzen ausverkauft. Und zum Training im mit dem Zug neuerdings schwer erreichbaren Mainz kamen am Montag knapp 25.000 Fans ins Stadion des örtlichen Bundesligisten - obwohl es in Strömen regnete."

Beste Voraussetzungen für einen munteren Kick am heutigen Abend also. Eigentlich. Allerdings fehlt dem Bundestrainer ein Trio des FC Bayern: der von Freundschaftsspielen offenbar dauerbefreite Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, der alsbald Vater wird, und Mario Götze, der erst noch seinen Wechsel von Borussia Dortmund nach München verkraften muss und auch körperlich noch nicht so weit ist.

Hinzu kommt, dass die Akteure, die in der Bundesliga spielen, erst zwei Partien absolviert haben, zählt man den Saisonauftakt im DFB-Pokal hinzu. Zwei mehr als diejenigen, die ihren Arbeitsplatz im Ausland haben: Lukas Podolski und Per Mertesacker vom FC Arsenal, André Schürrle vom FC Chelsea, Sami Khedira und Mesut Özil von Real Madrid sowie die beiden Angreifer Miroslav Klose und Mario Gomez von Lazio Rom und vom AC Florenz. Sie haben bisher nur trainiert und sind zu Werbezwecken durch die Welt getingelt, vorzugsweise in dem Teil, der von Deutschland aus gesehen der Ferne Osten ist.

Abwehr üben wäre eine gute Idee

Der Termin liegt also eher ungünstig. Das haben auch die Herren von der Fifa erkannt, der Weltverband führt diesen Länderspieltermin im August demnächst nicht mehr in seinem Kalender. Joachim Löw nimmts, wie es kommt. Er hat bereits angekündigt, in der zweiten Halbzeit das Wechselkontingent ausschöpfen zu wollen. Das umfasst bei Freundschaftspartien sechs Spieler. Löw sagt, es gehe vor allem darum, "dass wir mit dem Spiel gut in die Saison starten". In die WM-Saison.

Die könnte Anlass sein, die Spieler üben zu lassen, wie stabile Abwehr geht. Besagter Hummels hat sich vor dem Test in Kaiserslautern erneut festgelegt, "dass die Defensive vielleicht doch ein wenig wichtiger sei als die Offensive". Er sagt das vor dem Hintergrund, dass die deutsche Nationalmannschaft in der vergangenen, also der Vor-WM-Saison, im Schnitt 1,55 Gegentore kassierte. Zu viel für ein Spitzenteam, wie nicht nur die Abwehrspieler glauben. Die Zahlen belegen das, wie das Fachmagazin "Kicker" jüngst berichtete. Was die Abwehr betrifft, war früher vieles besser: 2009/2010 lag die Quote bei 0,59, 2008/2009 bei 0,91, 2007/2008 bei 0,88 und 2006/2007 bei 0,55. Nur: Titel gewonnen hat die DFB-Elf seinerzeit auch nicht.

Da passt es doch gut, wenn der Bundestrainer sagt: "Ich liebe es über alles, offensiv zu spielen. Ich liebe das Risiko nach vorne." Er sagt aber auch: "Es ist mit das Schwierigste überhaupt, defensiv stabil zu stehen ohne Catenaccio und vorn drei, vier Tore zu erzielen." Das klingt ein wenig nach der eierlegenden Wollmilchsau. Aber im Grunde sind sie sich doch einig. Also stellt Joachim Löw klar, dass es auch gegen Paraguay um mehr Konstanz und defensive Stabilität gehe. Grundsätzlich hat er einen Plan, wie er das umsetzen will. "Unsere Spieler sind lange offensiv ausgebildet worden. So, dass sie, wenn sie den Ball verlieren, sich erst einmal kurz ausruhen können. Wir müssen lernen, über 90 Minuten gegen den Ball zu spielen", lautet sein Credo. Allerdings: "Das ist eine Frage der Ausbildung. Mit zwei Trainingseinheiten wie jetzt vor dem Spiel ist es nicht getan. Bei Vereinsmannschaften ist das ein Prozess über Monate, vielleicht sogar Jahre."

Wie er das lösen will, hat er nicht gesagt. Und es bleibt das Problem, dass die Weltmeisterschaft bereits im kommenden Jahr stattfindet. So lang ist der Weg gar nicht mehr. Am besten, sie fangen gleich heute Abend damit an.

Quelle: ntv.de

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