Fußball

Keine "Lex Bayern", nur Rücksicht Löw testet im Testspiel

Die Antwort auf die Frage, wie sinnvoll der für den 11. August angesetzte Länderspieltermin ist, erzeugt in der Bundesliga klubübergreifend Frust. Die Vereine sehen ihre Saisonvorbereitung gestört, Bundestrainer Joachim Löw hat ein Einsehen. Das Nachsehen hat Gegner Dänemark, wieder einmal.

Für Joachim Löw hat der erste Test nach der WM nur sehr begrenzten Wert.

Für Joachim Löw hat der erste Test nach der WM nur sehr begrenzten Wert.

(Foto: dpa)

Bundestrainer Joachim Löw wird nach Informationen der "Bild"-Zeitung in Mario Gomez und Toni Kroos nur zwei Spieler des FC Bayern München für das Länderspiel am 11. August in Kopenhagen gegen Dänemark nominieren. Beim ersten Test nach der Weltmeisterschaft in Südafrika verzichtet der Coach den Angaben des Blattes zufolge auf die ebenfalls bei der WM eingesetzten Münchner Miroslav Klose, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Thomas Müller, Holger Badstuber. Auch Torhüter Jörg Butt, der nach der Verletzung von Stammkeeper Rene Adler kurzfristig als Nr. 3 zur WM mitgefahren war, soll nicht eingeladen werden. Das wäre insofern konsequent, da der 36-Jährige in den Planungen von Löw ohnehin keine Rolle mehr spielen dürfte.

Mit seiner noch nicht offiziell bestätigten Nominierung reagiert Löw augenscheinlich auf Proteste des deutschen Rekordmeisters. Die Bayern hatten durch den nur vier Wochen nach dem WM-Finale angesetzten Dänemark-Termin ihre Saisonvorbereitung beeinträchtigt gesehen. Trainer Louis van Gaal nannte diese bei einer Berufung seiner WM-Teilnehmer gar "lächerlich" und forderte seine Nationalspieler indirekt zu einem Länderspielboykott auf.

Auch andere Trainer äußerten Frust, etwa Felix Magath von Schalke 04. Er sah Mitte Juli "großes Konfliktpotenzial" und stellte klar: "Ich glaube nicht, dass es einen einzigen Klubtrainer gibt, für den dies kein riesiges Ärgernis darstellt." Mit Blick auf die Tiraden aus München sagte Magath aber auch resignierend: "Dieser Dänemark-Termin und die Diskussionen darüber bringen doch nichts Neues. Wir Trainer beschweren uns schon seit Jahren, und rein gar nichts passiert." Dem "Kicker" zufolge plant Löw aber keine "Lex Bayern". Auch Spieler anderer Vereine, die bei der WM stark beansprucht wurden, sollen geschont werden. Dazu zählen die Bremer Mesut Özil und Per Mertesacker,  der Neu-Madrilene Sami Khedira sowie der Kölner Lukas Podolski.

Dilemma für Löw

Nicht nur für die Vereine, auch für Bundestrainer Löw ist der im Rahmenterminkalender des Weltverbandes Fifa vorgesehene Testtermin vor allem ein Problem. Neben den geschonten WM-Stars fehlen Löw weiterhin Michael Ballack und Simon Rolfes. Beide befinden sich nach ihrem verletzungsbedingten WM-Aus noch im Aufbautraining. Nachrücker aus dem U21-Kader wie die bereits im A-Team getesteten Mats Hummels, Kevin Großkreutz oder Stefan Reinartz stehen nur bedingt zur Verfügung, da der DFB-Nachwuchs zeitgleich um die EM-Qualifikation spielt. Angesichts des drohenden Scheiterns sollten mit den Bayern-Spielern Toni Kroos und Holger Badstuber sogar zwei WM-Fahrer an die U21 ausgeliehen werden. Im Falle von Kroos hat sich diese Überlegung nun scheinbar zerschlagen.

Mario Gomez darf sich nach der für ihn wenig strapaziösen WM in Kopenhagen bewähren.

Mario Gomez darf sich nach der für ihn wenig strapaziösen WM in Kopenhagen bewähren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Neben den WM-Reservisten wie Kroos und Gomez sollen in dem sportlich bedeutungslosen Länderspiel deshalb vor allem jene Spieler eine Chance erhalten, die wie der Hoffenheimer Andreas Beck kurzfristig aus dem WM-Aufgebot gestrichen wurden oder wie Heiko Westermann, Rene Adler und Christian Träsch verletzungsbedingt ausfielen. Trotz der Rücksichtnahme von Löw zeigt sich Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge weiter unzufrieden. Er sagte in mehreren Interviews, dass er "wirklich hofft, dass Joachim Löw auf alle Spieler von Bayern München verzichtet". Grundsätzlich sei das Länderspiel gegen Dänemark "überflüssig". Das Spiel habe nur das Ziel, dass die Verbände reichlich Geld verdienen: "Es geht nur darum, Banden- und Fernsehwerbung zu verkaufen, in Deutschland sprechen wir da von Millionen."

Immerhin: Den Zorn des Testspielgegners Dänemark wird sich Löw mit seiner B-Elf anders als 2007 diesmal nicht zuziehen. Damals hatte Dänemarks Trainer Morten Olsen Löw nach dem dänischen 1:0 über eine deutsche Rumpfelf im "Kicker" unkollegiales Verhalten vorgeworfen. Nun sagt er dem Fachblatt: "Diesmal kann ich alles nachvollziehen. So kurz nach der WM, wo die Deutschen toll gespielt haben, kommt dieses Länderspiel eindeutig zwei Wochen zu früh."

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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