Sami Khedira wechselt nach Madrid Für Real ist es nie zu früh
30.07.2010, 15:06 UhrSami Khedira kam aus der Jugend des VfB Stuttgart, er hat in der Champions League gespielt und bei der Weltmeisterschaft brilliert. Nun Real Madrid. Seine Chancen? Gut.
Dass der 23-jährige Stuttgarter zu den Königlichen wechselt, ist eine Sensation. Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos, Kaká, Karim Benzema, Gonzalo Higuain – das sind die Namen derer, denen Khedira zukünftig im Training den Schneid abkaufen muss. Auch auf seiner Position ist die Konkurrenz hart. Im defensiven Mittelfeld kann Real-Trainer José Mourinho auf den spanischen Welt- und Europameister Xabi Alonso, auf Lassana und Mahamadou Diarra sowie Fernando Gago setzen.
15 Jahre lang hat der Sohn einer Deutschen und eines Tunesiers beim VfB Stuttgart gespielt. Vor der WM wurde Sami Khedira geschätzt, aber nicht umjubelt. Er spielte eine solide, bisweilen gute Saison, aber keine überragende. Hektisch war er dabei fast nie, sondern spielte meist mit Auge. Nach den nicht enden wollenden Gerüchten der vergangenen Wochen war trotzdem abzusehen, dass der VfB seine Forderungen von etwa 15 Millionen Euro größtenteils durchdrücken kann. Ansonsten hätten die Königlichen längst ein Dementi abgegeben oder die Verhandlungen für gescheitert erklärt.
Vermeintliche B-Lösung
Nach Aussage von Coach Mourinho ist der 23-jährige Sami Khedira sein "Wunschspieler". Defensive Mittelfeldakteure aus deutschen Talentschmieden haben es dem Portugiesen offenbar angetan. Michael Ballack lotste der Erfolgscoach bereits zum FC Chelsea. Dort war Ballack zuletzt nicht mehr gefragt, und in der Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft nicht einsatzfähig, weil verletzt. Sami Khedira sollte ihn "vertreten" – machte aber als dynamischer Part neben dem etwas reifer wirkenden Bastian Schweinsteiger mehr als alles richtig. Er machte es richtig gut.

Khedira sieht Xavi kommende Saison im Duell mit dem FC Barcelona wieder.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Sechser-Position neu besetzen, dass wollte Real zunächst mit Schweinsteiger. Doch Bayern München hat trotz, oder auch wegen des verlorenen Champions-League-Finals gegen Inter Mailand (mit eben diesem José Mourinho an der Seitenlinie) hohe internationale Ambitionen. Kurz gesagt: Es gab ein klares Nein aus München. Khedira ist für die Königlichen, wie schon für die deutsche Nationalmannschaft vor der Weltmeisterschaft, mehr eine B- als eine A-Lösung. Zumindest auf den ersten Blick.
Khedira hat 98 Bundesligaspiele absolviert, er hat zwölf Partien im Nationaldress auf der Liste und elf in der Champions League. Seine Karriere verlief bislang wie aus dem Bilderbuch: Mit 19 Jahren rutschte er in den Profikader des VfB, direkt in seiner ersten Bundesliga-Saison 2006/2007 feierte er mit den Stuttgartern den Meistertitel. Entscheidender Spieler im entscheidenden Spiel war – Khedira. In der Partie am 34. Spieltag gegen Energie Cottbus erzielte er per Kopf das entscheidende Tor. Bei der WM 2010 traf er im Duell um Platz drei ebenfalls zum Sieg, wieder per Kopf.
Verblüffende Parallele
Deutsche Profis haben bei Real Madrid Tradition, auch wenn sich Christoph Metzelder über die vergangenen drei Jahre nie durchsetzen konnte. Die größte Parallele heißt Uli Stielike. Der Mönchengladbacher Profi spielte wie Khedira fünf Jahre in der Bundesliga und war fast 23 Jahre alt, als er nach Madrid wechselte. Er blieb acht Spielzeiten.
Bislang hat Khedira jeden Sprung geschafft – aus der Jugend ins Amateurteam, aus dem Amateurteam zu den Profis, von den Profis in die Nationalmannschaft. Nun also nach Spanien, zu Real Madrid. Zu früh? Nein. Die Fähigkeiten hat er, das hat er bewiesen. Khedira ist keine B-Lösung. Er ist eine A-Lösung mit Potenzial. Er muss einfach so weiterspielen wie bisher. Er muss die Ruhe bewahren - und keinen Respekt vor großen Namen haben. Dann wird er sich auch bei Real durchsetzen.
Quelle: ntv.de