Jugend erforscht Australien Löw testet seine B-Elf
28.03.2011, 16:42 UhrWie gut ist Deutschland ohne Özil, Khedira und Lahm? Im Test gegen Australien erhofft sich Bundestrainer Löw wichtige Erkenntnisse zu Personalalternativen. Die Jungstars um die Dortmunder Hummels, Schmelzer und Götze müssen aber auch die Fans verwöhnen.

"Das ist eine Möglichkeit für die jungen Spieler, sich 90 Minuten zu zeigen": Mario Götze, Sven Bender und und Mats Hummels.
(Foto: AP)
Mit dem EM-Ticket so gut wie in der Tasche lässt Joachim Löw im Test gegen Australien fast seinen kompletten Talenteschuppen vorspielen. Für die hochgelobten Dortmunder Mats Hummels und Marcel Schmelzer geht es gegen die Socceroos am Dienstag ab 20.45 Uhr in Mönchengladbach aber nicht nur um den Qualitätsnachweis für hohe Länderspiel-Weihen. Die Rasselbande, zu der auch André Schürrle und Christian Träsch gehören werden, soll mit Elan und Spaßfußball auch die Herzen der zuletzt unzufriedenen Fans zurückerobern.
"Das ist eine Möglichkeit für die jungen Spieler, sich 90 Minuten zu zeigen - die möchte ich nutzen", sagte Löw, dem die Unmutsbekundungen beim 4:0 in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan auch nicht entgangen waren. "Natürlich wollen wir auch gewinnen", gab der Trainer deshalb ein weiteres Ziel für den Australien-Test vor.
Mindestens auf acht Positionen wird Löw seine Startformation verändern. Im Tor wird beim Schaulaufen der B-Formation Tim Wiese zu seinem vierten Länderspieleinsatz kommen. Vor dem Bremer soll eine im Vergleich zum Kasachstan-Spiel komplett veränderte Vierer-Kette stehen: Träsch, Arne Friedrich, Hummels und Schmelzer bilden die neue Defensive, kündigte Löws Assistent Hansi Flick an.
Schweinsteiger spielt auf jeden Fall
Jérome Boateng, eigentlich als Ersatzmann für Philipp Lahm für die rechte Abwehrseite vorgesehen, reiste mit einer Meniskusverletzung nach Manchester und soll dort nach einer weiteren Untersuchung operiert werden. Da neben Lahm auch Mesut Özil und Sami Khedira Freizeit gestattet wurde, wird Löw auch sein Mittelfeld umfassend umbauen - Schürrle darf in jedem Fall auf links für den ebenfalls unter Schonzeit gestellten Lukas Podolski sein Talent demonstrieren.
Als Stammkraft auflaufen wird hingegen Bastian Schweinsteiger, der in Kaiserslautern nach mäßiger Leistung von einigen Fans aufgepfiffen worden war. Die sportliche Leitung hatte dem 26-Jährigen freigestellt, auch eine Auszeit zu nehmen. Schweinsteiger lehnte ab und wird gegen Australien die Kapitänsbinde übernehmen. "Er will sich hier zeigen und wird auf jeden Fall spielen", sagte Flick vor der Neuauflage des vor knapp zehn Monaten so souverän gewonnenen WM-Auftakts (4:0).
Über das beste Spielsystem gegen den unbequemen Gegner, der vom deutschen Holger Osieck betreut wird, grübelte Löw noch. Eine Wechsel auf ein 4-4-2-System ist gegen den Weltranglisten-21. denkbar. "Es könnte sein, dass wir umstellen", sagte Flick. Da Mario Gomez in Gladbach auf jeden Fall spielen soll, hängt der Starteinsatz von Miroslav Klose von der Systemfrage ab. Der 32 Jahre alte Bayern-Angreifer könnte mit seinem 108. Länderspiel Jürgen Klinsmann auf Platz zwei des ewigen Rankings einholen. "Das gibt es immer mal, dass man auf ein 4-4-2-System umstellt, wenn man zwei Topstürmer hat", sagte Löw. Bleibt Löw beim bewährten 4-2-3-1, hat in dem Dortmunder Mario Götze ein weiterer Youngster gute Chancen auf einen Startelf-Einsatz. "So ein Spiel ist wichtig, da wir die ganze Breite unseres Kaders testen können", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.
Der Fluch der guten WM-Taten
Am Dienstag sollen die Nachrücker beweisen, dass sie die Löwsche Fußball-Lehre schon begriffen haben. "Das Leben ist immer im Fluss. Es ist immer wichtig, junge Spieler integrieren zu können, um die Spielphilosophie zu verinnerlichen", sagte Flick. Zuletzt war aber gerade bei Testspielen nicht das ganze Potenzial abgerufen worden. In Dänemark (2:2), Schweden (0:0) und gegen Italien (1:1) reichte es in dieser Saison nur zu Remis.
Der Fluch der guten WM-Taten verfolgt die Nationalmannschaft bis in den Borussia-Park. Die B-Garnitur scheint vielen Fans nicht mehr attraktiv genug. Am Montag waren erst 25.500 der 45.800 Tickets verkauft. Von diesen Zahlen will sich der DFB aber nicht beunruhigen lassen. "Andere wären froh, wenn zu ihren Testspielen 30.000 Fans kommen würden", sagte Flick.
Dennoch wird es für die DFB-Auswahl auch darum gehen, die Fans zu begeistern. "Das ist eine Chance, dem Trainer zu zeigen, was wir können und ein bisschen Druck auszuüben", sagte Schmelzer, der in der Problemzone auf der linken Abwehrseite zum zweiten Mal nach dem dürftigen Schweden-Test ran darf. Die bunt zusammengestellte Viererkette ist für den Dortmunder kein Problem. "Angst habe ich nicht. Wir sind alle gute Fußballer", sagte der 23-Jährige.
Quelle: ntv.de, Arne Richter und Jens Mende, dpa