Fußball

"Bruderkampf" in der EM-Qualifikation Löw warnt vor Österreich

Joachim Löw erwartet hochmotivierte Österreicher.

Joachim Löw erwartet hochmotivierte Österreicher.

(Foto: dapd)

Nach einem Freistoßtor von Michael Ballack muss sich die österreichische Nationalmannschaft 2008 aus der Europameisterschaft im eigenen Land verabschieden. Fast drei Jahre später will die Alpenrepublik die Revanche gegen die DFB-Elf. Bundestrainer Löw erwartet einen heißen Tanz gegen "einen angeschlagenen Boxer". Und hat dabei erhebliche Personalsorgen.

Im EM-Qualifikationsspiel in Wien erwartet Joachim Löw Österreich "wie einen angeschlagenen Boxer". "Prestigeduell, Bruderkampf, manchmal höre ich auch Hassspiel, was für mich natürlich zu weit geht. Wir stehen vor einem besonders interessanten und brisanten Duell. Wir wissen, es wird eng", betonte Bundestrainer Löw. Der Einsatz von Sami Khedira ist noch offen. Ein "Härtetest" soll entscheiden, Löw scheint hin- und hergerissen.

Die EM-Begegnung vor drei Jahren verfolgte Löw zum Schluss auf der Tribüne.

Die EM-Begegnung vor drei Jahren verfolgte Löw zum Schluss auf der Tribüne.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Für den von ihm geforderten "perfekten Saisonabschluss" im ausverkauften Wiener Happel-Stadion und vier Tage später in Aserbaidschan sollen zwei Siege her. "Doch ein Selbstläufer werden die beiden Spiele nicht", warnte Löw: "Österreich ist so gut wie viele Jahre nicht mehr", sagte der Chefcoach zum Kontrahenten, der zuletzt bei der EM 2008 knapp mit 1:0 bezwungen worden war.

"Damals war ich die Ruhe selbst", flunkerte Löw. Denn nach heftigen Verbalduellen mit dem damaligen "Ösi"-Coach Josef Hickersberger und der Roten Karte hatte Löw das Ende des EM-Spiels auf der Tribüne erlebt - und bis zum Abpfiff gezittert und gelitten. Einen Fußball-Leckerbissen will Löw auch dieses Mal nicht versprechen: "Österreich wird kämpfen, wir werden dagegenhalten."

Löw erwartet schwere Aufgabe

Seit Cordoba, als die Österreicher 1978 den großen Bruder aus der WM in Argentinien warfen, träumen die Nachbarn von weiteren Triumphen. Doch seither gewann Deutschland alle Pflicht-Duelle. "Die Erwartungen dort sind immer groß", weiß Löw auch aus seiner Zeit als Trainer des FC Tirol und von Austria Wien. Und "viertklassig sind sie mit Sicherheit überhaupt nicht", betonte Kapitän Philipp Lahm erstaunt auf eine entsprechende Frage nach der Qualität des Gegners.

"Äußerst gefährlich" seien die Gastgeber, weil es für sie die letzte Chance in der EM-Ausscheidung sei, hielt Löw fest: "Die Motivation könnte bei ihnen nicht größer sein. Wenn uns keine Topleistung gelingt, wird es schwer zu gewinnen." Während das DFB-Team mit fünf Siegen in fünf Spielen eine makellose Bilanz vorweisen kann, steht Österreich mit sieben Punkten nur auf Rang vier der Qualifikationsgruppe A.

Keine Neuen trotz Personalsorgen

Sami Khedira laborierte in Madrid wochenlang an einer Muskelverletzung.

Sami Khedira laborierte in Madrid wochenlang an einer Muskelverletzung.

(Foto: dapd)

Dass in dem Stuttgarter Christian Träsch nach den Ausfällen von Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Per Mertesacker, Sven Bender und Marco Reus schon der sechste Spieler verletzt passen musste, verunsichert Löw nicht. Träsch war wegen einer Kapselbandverletzung am linken Knöchel in die Heimat statt nach Österreich gereist. So flogen nur noch 16 Feldspieler und drei Torhüter nach Wien.

Neue Spieler wollte Löw nicht dazuholen, obwohl ein Einsatz des lange verletzten Khedira extrem auf der Kippe steht. Zwar hatte der 24-Jährige von Real Madrid sechs Wochen nach seinem Muskelriss wieder mit der Mannschaft trainiert, aber nur "größtenteils und noch nicht mit Entschlossenheit in den Zweikämpfen", wie Löw verriet: "Vielleicht braucht er noch ein oder zwei Tage." Wenn es für Khedira nicht reicht, sollen neben Kapitän Lahm vor allem Arne Friedrich als Abwehrchef und Rückkehrer Simon Rolfes im Mittelfeld die Kommandos geben, bemerkte Löw: "Wir haben eine ausgewogene Mannschaft."

Lahm bleibt trotz einiger fehlender Führungsspieler von einem Erfolg überzeugt. "Wir haben die Tage genutzt, um unser ganzes System zu verfeinern. Deshalb sehe ich da überhaupt keine Probleme", betonte der Münchner: "Wir haben schon öfter bewiesen, wenn Stammkräfte ausgefallen sind, dass unser System stabil ist."

Schürrle macht Podolski Druck

Den Konkurrenzkampf hält Lahm ohnehin für unerlässlich, um tatsächlich die Titelgewinne bei der EURO 2012 und der WM 2014 angehen zu können. "Bei uns wird kein Spieler nominiert, nur dass er dabei ist. Jeder muss um seinen Platz kämpfen. Nur so funktioniert es in einem Topteam", betonte der 78-malige Nationalspieler.

Lukas Podolski hat das begriffen, der Kölner gibt im Training besonders Gas, um seinen Stammplatz gegen Herausforderer André Schürrle zu verteidigen. Beispielhaft ist für Lahm auch die Situation im Angriff mit Klose und Mario Gomez: "Leider ist Miro verletzt, da ist Mario da und macht die Tore."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Österreich: Gratzei/Sturm Graz (29 Jahre/5 Länderspiele) -  Klein/Austria Wien (24/6), Scharner/West Bromwich Albion (31/34),  Pogatetz/Hannover 96 (28/42), Fuchs/FSV Mainz 05 (25/39) - Ekrem  Dag/Besiktas Istanbul (30/5), Baumgartlinger/Austria Wien (23/11),  Junuzovic/Austria Wien (23/11), Alaba/1899 Hoffenheim (18/8) -  Harnik/VfB Stuttgart (23/22), Janko/Twente Enschede (27/19). - Trainer: Constantini

Deutschland: 1 Neuer/Schalke 04 (25 Jahre/17 Länderspiele) - 16  Lahm/Bayern München (27/77), 3 Friedrich/VfL Wolfsburg (32/81), 5  Hummels/Borussia Dortmund (22/5), 2 Schmelzer/Borussia Dortmund  (23/3) - 6 Khedira/Real Madrid (24/19), 18 Kroos/Bayern München  (21/16) - 13 Müller/Bayern München (21/16), 8 Özil/Real Madrid  (22/24), 10 Podolski/1. FC Köln (25/87) - 23 Gomez/Bayern München (25/44). - Trainer: Löw

Schiedsrichter: Massimo Busacca (Schweiz)

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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