Fußball-Nationalmannschaft Löw zieht durch
20.10.2009, 16:52 UhrThomas Müller? Verheiz' den Jungen nicht! Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft? Überflüssig! Uli Hoeneß scheint seine neue Freizeit als Ex-Bayern-Manager nicht zu bekommen. Immer wieder versucht er, Einfluss auf Bundestrainer Joachim Löw zu nehmen. Der bleibt indes gelassen.
Dem FC Bayern München liegen die von Manager Uli Hoeneß als "albern" abgetanen Test-Länderspiele der deutschen Nationalelf im November weiter schwer im Magen, doch Bundestrainer Joachim Löw zieht seine WM-Vorbereitung wie geplant durch. Zwar ersetzte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den am 18. November vorgesehenen Gegner Ägypten durch die Elfenbeinküste, doch Löw verspricht sich von den starken Ivorern erst recht wichtige Erkenntnisse auf die Endrunde in Südafrika. "Wir haben für den Termin im November gezielt einen afrikanischen Gegner gesucht, da für uns auf dem Weg zur WM in Südafrika ein Test gegen eine Mannschaft von diesem Kontinent wichtig ist", betonte der Bundestrainer.
Dass Hoeneß die in der Hochphase der ersten Saison-Hälfte angesetzten Tests "albern" nannte, rief heftige Kritik von Theo Zwanziger hervor. "Die Freundschaftsspiele braucht der Trainer, um seine Mannschaft zu formieren, die für Deutschland und damit auch für die Bundesliga spielt. Ich denke, was den Begriff, alberne Länderspiele` angeht, hat sich Uli Hoeneß vergriffen", konterte der DFB-Chef in der "Bild-Zeitung" die Worte des Welt- und Europameisters Hoeneß. "Ich weiß, wie stolz er selbst auf seine Erfolge mit der Nationalmannschaft ist." Zudem seien diese Partien "einvernehmlich mit der Liga vereinbart worden."
Drogba auf Schalke
Dass vier Tage nach dem Vergleich am 14. November in Köln mit Chile nun die Elfenbeinküste in Gelsenkirchen für Ägypten einspringen muss, liegt daran, dass der Afrikameister eventuell noch in der WM-Ausscheidung ran muss: Sollte Ägypten am 14. November gegen Algerien mit zwei Toren Vorsprung gewinnen, wäre am 18. November gegen die Algerier ein Entscheidungsspiel nötig. "Aufgrund dieser Sachlage gab es einfach zu viele Unsicherheiten bei der Planung der Partie in Gelsenkirchen, so dass wir in freundschaftlicher Absprache mit dem ägyptischen Verband entschieden haben, einen anderen Gegner für dieses Datum zu suchen", begründete DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach den Tausch.
Löw ist "froh", dass der DFB kurzfristig das Spiel gegen die starken Ivorer um Superstar Didier Drogba (FC Chelsea) und die in der Bundesliga beschäftigten Guy Demel (HSV), Arthur Boka (VfB Stuttgart) und Steve Gohouri (Mönchengladbach) möglich gemacht hat. "Die Partie wird ein echter Härtetest, denn das Team der Elfenbeinküste vereinigt alles, was der afrikanische Fußball zu bieten hat: Technik, Dynamik, Kreativität und Leidenschaft, aber auch gute Disziplin und taktische Organisation", sagte der Coach und widersprach damit auch indirekt der Hoeneß-Kritik.
Rummenigge stützt Hoeneß
Unterschiedlicher Auffassung sind die Verantwortlichen des DFB und des FCB auch über die von Löw vorgesehene Nominierung von Bayern-Jungstar Thomas Müller gegen Chile und die Elfenbeinküste. "Der FC Bayern hat großes Interesse, dass Thomas Müller eine große Karriere hinlegt. Dabei sollte man step by step vorgehen und nicht gleich von der zweiten auf die fünfte Stufe springen", empfahl Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eindringlich vor dem Abflug zum Champions-League-Spiel bei Girondins Bordeaux. Wie Hoeneß will auch Ex-Nationalspieler Rummenigge verhindern, dass es mit einer Auswahl-Nominierung "zu schnell geht" für den gerade erst 20 Jahre alt und zur Stammkraft gewordenen Mittelfeld- und Angriffsspieler.
"Uli Hoeneß will nicht den Nationalspieler Thomas Müller verhindern", stellte Rummenigge klar und richtete eine Empfehlung an die Adresse des Bundestrainers. "Wir würden es für gut heißen, wenn Joachim Löw ihn nicht im November, sondern erst im März testet." Müller selbst, der anders als die starke Offensiv-Konkurrenz im Bayern-Starensemble wie die Nationalspieler Miroslav Klose, Mario Gomez, Luca Toni oder Ivica Olic von Bayern-Coach Louis van Gaal stets aufgestellt wurde, ist selbst hin- und hergerissen. "Ich kann beide Seiten verstehen - Uli Hoeneß und Joachim Löw", sagte er. "Wenn ich berufen würde, käme das tatsächlich sehr früh für mich, aber ich nehme die Chance gerne an", betonte Müller. Zugleich gab er aber zu: "Der Druck wächst natürlich, aber ich kann damit umgehen."
Quelle: ntv.de, Thomas Prüfer und Klaus Bergmann, dpa