Was wird aus van Gaal? Machtkampf bei Ajax tobt
29.11.2011, 14:22 UhrBeim niederländischen Fußball-Erstligisten Ajax Amsterdam tobt der Machtkampf in der Klub-Führung weiter. Nun fordert der Mitgliederrat den kompletten Aufsichtsrat zum Rücktritt auf - auch Vereinslegende Johan Cruyff. Die Zukunft von Ex-Bayern-Coach Louis van Gaal bleibt ungewiss.
Der Machtkampf beim niederländischen Fußball-Rekordmeister Ajax Amsterdam spitzt sich immer mehr zu. Nach heftigen Debatten um die Verpflichtung des früheren Bayern-Trainers Louis van Gaal als Ajax-Generaldirektor verlangt der Mitgliederrat des Clubs nun den Rücktritt des gesamten Aufsichtsrates. Auch Klub-Legende Johan Cruyff soll gehen, könnte sein großes Ziel aber dennoch erreichen - van Gaal zu verhindern.
Der Vorsitzende des Mitgliederrates, Rob Been jr., sagte dem öffentlich-rechtlichen Sender NOS, die große Mehrheit der Ajax-Anhänger glaube, dass der Aufsichtsrat nicht mehr in der Lage sei, "die Interessen von Ajax wahrzunehmen". Im Streit um die Verpflichtung van Gaals liegen sich in dem Gremium dessen langjähriger Intimfeind, Vereins-Idol Cruyff, und die anderen vier Ratsmitglieder seit Tagen über Kreuz.
Cruyff hatte in Barcelona erklärt, er werde mit zehn Jugendtrainern Klage gegen die Ernennungen von van Gaal sowie von Martin Sturkenboom und Danny Blind als Direktoren des Klubs einreichen. Der einstige Weltklasse-Spieler war vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Steven ten Have, und den anderen Mitgliedern des Gremiums vor der umstrittenen Personalentscheidung nicht gefragt worden. Teile der Fans bekundeten vor der Amsterdam Arena lautstark ihre Sympathien für Cruyff. Sollten sich die legendäre Nummer 14 und die übrigen vier Mitglieder weigern, ihre Ämter niederzulegen, könnten sie von einer außerordentlichen Aktionärsversammlung nach Hause geschickt werden, berichtete NOS.
Van Gaals Chancen sinken
Nach der Aufforderung zum gemeinschaftlichen Rücktritt habe Aufsichtsratschef ten Have erklärt, er wolle "noch eine Nacht darüber schlafen", sagte der Vorsitzende des Mitgliederrates Been jr. laut NOS. Für die Vertreter der Klubmitglieder sei aber klar, dass die fünf bisherigen Aufsichtsratsmitglieder diese Funktion künftig nicht mehr bekleiden dürften. Cruyff habe Verständnis für die Rücktrittsforderung signalisiert, die auch für ihn selbst gelte, erklärte der Vertreter des Mitgliederrates Keje Molenaar, ein Befürworter Cruyffs. "Er hat mit diesem Szenario wohl gerechnet." Die Fußball-Legende soll dem Club nach den Worten Molenaars aber erhalten bleiben und dort weiter eine wichtige Rolle bei Ausrichtung des Clubs spielen. So sollen Cruyffs Pläne zur Neuausrichtung der einst berühmten Jugendabteilung unangetastet bleiben.
Der 64-Jährige hatte zuvor erklärt, die angekündigte Klage "richtet sich gegen den Aufsichtsrat, dem ich selbst angehöre". Er habe nichts gegen van Gaal persönlich, aber der Aufsichtsrat habe mit dem Generaldirektor einen Posten geschaffen, der die Entwicklung der Fußballer beeinträchtige. Das Gremium verstoße "damit gegen frühere Entscheidungen und gegen die Verträge mit den Nachwuchstrainern, die die eigentliche Verantwortung tragen", betonte Cruyff. Van Gaal, der trotz seiner Trennung vom FC Bayern München weiter auf der Gehaltsliste des deutschen Rekordmeisters steht, äußert sich weiter nicht zu den Vorgängen. Der ehemalige Ajax-Coach ist derzeit in Asien unterwegs. Die Tatsache, dass sich der Mitgliederrat nicht gegen Cruyff ausgesprochen hat, dürfte die Chancen van Gaals auf den Posten bei Ajax aber deutlich schmälern.
Quelle: ntv.de, Thomas Burmeister, dpa