Fußball

Kampf den "asozialen Raubrittern" Magath will Spieler hart bestrafen

In der Diskussion die zunehmende Söldnermentalität im Profi-Fußball meldet sich Felix Magath mit drastischen Forderungen zu Wort. Mit empfindlichen Strafen, aber auch einer Neuordnung des Vertragssystems sollen "Auswüchse bekämpft" werden.

Felix Magath will der Hilflosigkeit der Klubs gegen meuternde striktere Strafen entgegenstellen.

Felix Magath will der Hilflosigkeit der Klubs gegen meuternde striktere Strafen entgegenstellen.

(Foto: dapd)

Saftige Vertragsstrafen, Rauswurf aus der Nationalmannschaft oder Wechselsperren: Felix Magath will mit drastischen Mitteln dem Söldnertum im modernen Fußball endgültig einen Riegel vorschieben. Denn der Trainer und Manager von Vizemeister Schalke 04 sieht im Verhalten von Profis wie Demba Ba oder Jefferson Farfan eine ernsthafte Gefahr. "Diese Auswüchse drohen unsere gesamte Branche in Verruf zu bringen. Sie sind zu bekämpfen", schrieb Magath in einem Gast-Kommentar für das "Hamburger Abendblatt".

"Sperren für internationale Wettbewerbe wie die Champions League, zeitlich begrenzter Rauswurf aus der Nationalelf oder eine Wechselsperre für ein Jahr wären wirkungsvolle Instrumente, um die Machtbalance zwischen Spielern und Verein wieder auszutarieren. Davon würde der Fußball profitieren", schrieb der 57-Jährige. Zur Zeit sieht er die Klubs in "babylonischer Gefangenschaft".

Demba Ba hat sich erfolgreich aus dem Hoffenheimer Team gestreikt. Nur einen neuen Klub hat er nicht.

Demba Ba hat sich erfolgreich aus dem Hoffenheimer Team gestreikt. Nur einen neuen Klub hat er nicht.

(Foto: dpa)

Die Aufregung um den streikenden Ba von 1899 Hoffenheim, die Provokationen des Schalkers Farfan oder der öffentliche Flirt des Hamburger Stürmerstars Ruud van Nistelrooy mit Real Madrid hatten zuletzt in der Szene fast einhellig Empörung hervorgerufen. Franz Beckenbauer beschrieb die wachsende Söldnermentalität als "unmoralisch" und "unverschämt". Sportrechtler Christoph Schickhardt sprach von "asozialem Raubrittertum". Und der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld forderte die Vereine in der "Welt" nun auf, sich gegen die Entwicklung "mit allen Mitteln" zu wehren.

So konkrete Gegenmaßnahmen wie Magath brachte bislang niemand ins Spiel. Der starke Mann der "Königsblauen" beschrieb nüchtern, aber präzise ein aus seiner Sicht marodes System. "Wechsel gehören zum modernen Profifußball wie zum Beispiel das Foulspiel. Während aber der Regelverstoß auf dem Spielfeld von Schiedsrichtern geahndet wird, gibt es im Miteinander zwischen Spielern und Vereinen keine unabhängige Instanz." Das Handeln der Stars und ihrer Berater, die an jedem Wechsel kräftig verdienen, setzte er mit "Erpressung" und "Nötigung" gleich.

Profis als Unternehmer?

Magath sieht die Balance zwischen Spielern und Vereinen nicht mehr gewährleistet.

Magath sieht die Balance zwischen Spielern und Vereinen nicht mehr gewährleistet.

(Foto: dpa)

Das Bosman-Urteil habe die Klubs darüber hinaus dazu gezwungen, sehr langfristige Verträge mit den Spielern abzuschließen, um dann im Idealfall möglicherweise irgendwann einmal eine höhere Transferentschädigung zu erhalten. Aber: "Die Profis sind dadurch in der komfortablen Situation, dass ihnen über einen großen Zeitraum die Sicherheit hoher Einkünfte garantiert wird. Die Vereine wiederum können nicht sicher sein, dass sie über denselben Zeitraum entsprechende sportliche Gegenleistungen erhalten. Sie haben sich damit in eine Art babylonische Gefangenschaft begeben, weil ihnen rechtliche Mittel und vertragliche Wege fehlen, dieser Abhängigkeit ohne nennenswerten Verlust zu entfliehen."

Als Konsequenz daraus müsse laut Magath die Vertragsgestaltung modifiziert werden, weil sich nur finanzstarke Klubs die "Dysbalance" erlauben könnten. "Fußballprofis sind prinzipiell keine Angestellten, sondern Unternehmer. Entsprechend müsste die Vertragsgestaltung aussehen", schrieb Magath und forderte: "Da sollten wie bei einem Bauauftrag an eine Firma Rechte und Pflichten für beide Seiten dezidiert niedergeschrieben werden - und entsprechender Schadenersatz bei Nichterfüllung."

Unerwähnt ließ Magath freilich, dass im Regelwerk des Fußball-Weltverbands Fifa schon jetzt Strafen für meuternde Profis vorgesehen sind. Sie reichen von Entschädigungszahlungen für die Vereine über monatelange Sperren für die Spieler. Verhängt werden sie allerdings selten, da die Klubs eine Millionenablöse dem moralischem Sieg letztlich doch vorziehen. Sofern sich denn, anders als derzeit im Fall Demba Ba, ein Abnehmer für den Streikenden findet.

Quelle: ntv.de, sid

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