Fußball

Ederson, ein Torwart mit Mut Man Citys Draufgänger mit Zahnspange

Das tat weh: Ederson trifft am 9. Septermber im Spiel gegen den Fc Liverpool auf Sadio Mané.

Das tat weh: Ederson trifft am 9. Septermber im Spiel gegen den Fc Liverpool auf Sadio Mané.

(Foto: Action Images via Reuters)

Wenn's läuft, werden meist die Offensivspieler gelobt. Doch Man Citys Tabellenführung hat entscheidend mit Ederson zu tun. Das Torhüter-Entwicklungsland England muss sich an seinen Stil erst gewöhnen, kommentiert unser Autor.

Er sah übel zugerichtet aus. Blutspuren im Gesicht, eine frische Narbe neben dem Auge und eine an der Wange. So zeigte sich Manchester Citys brasilianischer Fußballtorwart Ederson auf einem Foto, das vor knapp einem Monat in die Welt geschickt wurde, nach dem Spiel gegen den FC Liverpool, bei dem ihn Liverpools Angreifer Sadio Mané bei einem Luftduell um den Ball etwa 20 Meter vor dem Tor mit den Stollen im Gesicht getroffen hatte.

Ein ziemlich bemerkenswerter Typ.

Ein ziemlich bemerkenswerter Typ.

In Originalgeschwindigkeit sah die Szene aus wie eine unglückliche Kollisionen, wie sie immer mal passieren kann im Fußball. Doch in der Wiederholung wurde deutlich, wie rücksichtslos Manés Attacke gegen den herausstürmenden Torhüter war, die zu Recht mit der Roten Karte geahndet wurde. Unabsichtlich, sicher. Aber eben hochgefährlich. Ederson hatte Glück, dass er nur ein paar Kratzer und Beulen davon trug, dass außer Narben keine Schäden geblieben sind.

Das Foto von seinen Verletzungen hat trotzdem viel Aufmerksamkeit erregt. Es ist ein Bild, an das man sich erinnern wird. Dabei ist dieser Ederson, 24 Jahre jung, auch aus anderen Gründen ein ziemlich bemerkenswerter Typ. Er trägt noch Zahnspange, ist aber schon bis unter das Kinn tätowiert. Und er ist ein wichtiger Grund dafür, dass Manchester City nach sieben Spieltagen Tabellenführer der Premier League ist. Wenn es gut läuft für eine Mannschaft, werden normalerweise die Kreativspieler gepriesen und die Angreifer, für die tollen Dribblings und die vielen Tore. Bei dem Team von Trainer Josep Guardiola ist nun allerdings auch zu besichtigen, wie wichtig die anderen Abteilungen sind.

Tja, die Null steht halt

Hendrik Buchheister, Jahrgang 1986, ist freier Journalist, schreibt gut, gerne, aber nicht nur über Fußball - und berichtet seit dieser Saison aus Manchester über das sportliche Geschehen in England. Im Oktober erscheint sein Buch "Choreo" über Fan-Choreografien im deutschen Fußball.

Hendrik Buchheister, Jahrgang 1986, ist freier Journalist, schreibt gut, gerne, aber nicht nur über Fußball - und berichtet seit dieser Saison aus Manchester über das sportliche Geschehen in England. Im Oktober erscheint sein Buch "Choreo" über Fan-Choreografien im deutschen Fußball.

(Foto: Verena Knemeyer)

Der Klub hat in der Sommerpause 250 Millionen Euro ausgegeben, unter anderem für die drei Abwehrspieler Benjamin Mendy, Kyle Walker und Danilo - und eben für einen Torwart mit Zahnspange, dafür aber ohne nennenswerte Reputation im internationalen Fußball. 40 Millionen Euro überwies der Verein für Ederson an Benfica aus Lissabon. Die Investition hat sich gelohnt.

Das Tor war eine von Manchester Citys Problemzonen in der vergangenen Saison. Guardiola traf eine richtige Entscheidung, als er den englischen Nationalkeeper Joe Hart aussortierte, doch der stattdessen aus Barcelona übernommene Claudio Bravo war ebenfalls nicht gut genug für die hohen Ansprüche des Klubs und die hohen Ansprüche des Trainers. Ederson ist es. Er beherrscht das klassische Torhüter-Handwerk, ist auf der Linie stark und hat seiner Mannschaft beim 1:0-Erfolg beim Meister FC Chelsea am Wochenende schon zum siebten Mal im neunten Pflichtspiel der Saison ein "clean sheet" bewahrt, wie es in England heißt, ist also zu Null geblieben.

Noch wichtiger ist allerdings, dass er die Tugenden beherrscht, die erst in den vergangenen Jahren an Bedeutung für einen Torhüter gewonnen haben. Er dirigiert die Abwehr, obwohl er gar kein Englisch spricht, ist sicher bei Flanken und spielt mit, er fängt die Bälle oft weit vor seinem Tor ab. Das ist wichtig für die Spielidee von Trainer Guardiola mit einer hoch stehenden, weit aufgerückten Abwehr.

Er kann sich keinen Torwart leisten, der sich nicht aus seinem Strafraum traut. Er braucht einen Keeper mit Mut zum Risiko, einen Draufgänger wie er ihn in Barcelona mit Victor Valdés und beim FC Bayern mit Manuel Neuer hatte. Das Torhüter-Entwicklungsland England muss sich noch an das moderne Torwartspiel gewöhnen. Das war an der Debatte über Manés Rote Karte für den Tritt gegen Ederson zu sehen. Viele Fachleute waren außer sich über den Platzverweis. Die ehemaligen Angreifer Gary Lineker und Alan Shearer gaben an, dass sie dem Ball in ihrer aktiven Zeit ebenso hinterher gegangen wären. Das mag stimmen, ist aber eine veraltete Sichtweise. In ihrer aktiven Zeit gab es noch keine mitspielenden Torhüter.

Quelle: ntv.de

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