"Jetzt oder nie" beim Vertrag Man United erpresste seinen neuen Trainer Amorim
02.11.2024, 11:51 Uhr
Mitten in der Saison zu wechseln, fällt Amorim schwer.
(Foto: REUTERS)
Vom souveränen Tabellenführer in Portugal zum abgestürzten Traditionsklub in England: Rúben Amorim tritt ein schweres Erbe bei Manchester United an. Eines, das er herauszögern wollte. Wie der 39-Jährige sagt, setzte ihm der Premier-League-Verein aber die Pistole auf die Brust.
Rúben Amorim hat vor seinem Amtsantritt als Trainer bei Manchester United über seine Zweifel vor der Vertragsunterschrift gesprochen. Denn der Premier-League-Klub hat den Portugiesen, der laut eigener Aussage erst zum Saisonende von Sporting Lissabon nach England wechseln wollte, unter Druck gesetzt. "Jetzt oder nie", habe er zu hören bekommen.
So musste Amorim entscheiden: Wechselt er mitten in der Saison den Arbeitgeber? Und das, obwohl Sporting in der Champions League spielt, mit zwei Siegen und einem Remis auf Platz acht hervorragend in der Tabelle platziert ist und zudem die portugiesische Liga souverän vor dem FC Porto anführt - historisch guter Saisonstart mit zehn Siegen aus zehn Spielen inklusive. "Ich hatte drei Tage Zeit, um mich für eine Option zu entscheiden, die mein Leben radikal verändern wird", sagte Amorim laut ESPN nach dem 5:1-Sieg von Sporting gegen Estrela Amadora.
"Ich habe nur darum gebeten, dass der Wechsel am Ende der Saison stattfindet, und sie sagten mir, dass das nicht möglich sei; dass es jetzt oder nie sei." Eine Erpressung seitens des Klubs, die ihn unter Druck setzten. Denn schon zu Beginn der Saison hatte er laut eigener Aussage ein Gespräch mit Sporting-Präsident Francisco Varandas, in dem er klargemacht hat, dass es seine letzte Saison im Verein wird. Doch das wurde ihm nun mit dem Angebot von Manchester United zum Verhängnis: "Ich wusste, dass ich das Angebot in sechs Monaten nicht mehr haben würde, wenn ich es ablehne. Und ich wusste, dass ich in sechs Monaten wissen würde, dass ich nicht bei Sporting sein würde."
"Beste Phase meines Lebens"
Seit 2020 trainiert Amorim die Lissaboner, gewann seitdem zwei portugiesische Meistertitel - beendete eine 19 Jahre dauernde Titellosigkeit. Er bezeichnet die Zeit bei Sporting als "die beste Phase meines Lebens". Und doch wird er den Klub nur noch bis zum 11. November anleiten, wird immerhin noch beim Champions-League-Heimspiel gegen Manchester City am kommenden Dienstag und beim Ligaspiel gegen Braga am 10. November an der Seitenlinie stehen.
In Lissabon ist sein Abschied mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Einige Spieler wie etwa Morten Hjulman und Viktor Gyökeres haben sich Medienberichten intern beschwert, da sie im Sommer mit dem Versprechen gehalten wurden, unter Amorim um größere europäische Erfolge spielen zu können. Auch einige Fans äußerten ihren Unmut, zuletzt waren Plakate mit dem Wort "Judas" zu sehen. "Ich verstehe die Enttäuschung der Fans, mitten in einer Saison zu gehen, die historisch werden könnte", so Amorim. Sein Nachfolger soll Medienberichten zufolge Joao Pereira werden. Der einstige Verteidiger, der 2015 für ein halbes Jahr bei Hannover 96 spielte, trainiert derzeit die zweite Mannschaft von Sporting.
Währenddessen stellte der neue United-Eigentümer Ineos den 39-Jährigen stolz als einen der "aufregendsten und hochkarätigsten jungen Trainer" vor. Elf Millionen Euro haben sich die Red Devils die Verpflichtung von Amorim kosten lassen, mehr als die Ausstiegsklausel war, so der Coach. "Ich hatte in der Vergangenheit schon andere Angebote, es ist nicht das erste oder zweite Mal, dass meine Ausstiegsklausel gezogen wird", sagte der Portugiese, der einen Vertrag bis 2027 mit der Option auf ein weiteres Jahr unterzeichnete. Anfang des Jahres hatte er beim FC Liverpool und West Ham United hoch im Kurs gestanden. Sein erstes Spiel als Verantwortlicher bei Manchester United wird das Premier-League-Spiel gegen Ipswich Town am 24. November sein.
Ten Hag äußert sich erstmals
Und bei Manchester United erwartet ihn eine große Aufgabe. Der Klub rangiert in der Premier League nach neun Spieltagen mit vier Niederlagen, zwei Unentschieden und gerade einmal drei Siegen nur auf Platz 14. In der Europa League konnten die Red Devils mit drei Remis noch gar nicht gewinnen - und hatten nun mit dem Rauswurf von Trainer Erik ten Hag die Notbremse gezogen. Der Niederländer äußerte sich betrübt über sein Aus: "Natürlich war es mein Traum, mehr Trophäen in die Vitrine zu holen. Leider ist dieser Traum zu Ende gegangen", so ten Hag in einem Brief, den sein Management (SEG Football) bei X veröffentlichte. "Wir haben zwei Trophäen gewonnen - Erfolge, die ich für den Rest meines Lebens schätzen werde", sagte er zum Gewinn des Ligapokals 2023 und des FA-Cups 2024.
Interimsweise trainiert Ruud van Nistelrooy die Red Devils. Der Niederländer hatte im Ligapokal mit dem 5:2 gegen Leicester City gleich einen erfolgreichen Einstand gegeben. Sein Nachfolger hatte noch keinen Kontakt zum Team. "Ich habe mit keinem Spieler von Manchester United gesprochen, da ich mich auf die anstehende Aufgabe konzentriere", sagte Amorim. Erst in der kommenden Woche richtet er seinen Blick nach England. Klar ist für ihn, dass er seinem Noch-Team nicht in die Quere kommen will. Gerüchten, dass United den schwedischen Stürmer Viktor Gyökeres verpflichten könnte, der am Freitag vier Tore erzielte, erteilte er eine Absage: "Ich werde im Januar keinen Spieler von Sporting holen."
Quelle: ntv.de, ara