Vorentscheidung in England Manchester bittet zum Derby
12.02.2011, 08:00 UhrViel Prestige steht stets auf dem Spiel, wenn sich die Teams von Manchester United und Manchester City treffen. Doch dieses Mal geht es in Englands höchster Fußballliga um eine Vorentscheidung im Titelrennen - das neureiche ManCity mit Jerome Boateng und Edin Dzeko will endlich auftrumpfen.

"Wir kommen, um zu gewinnen." Sagt Carlos Tevez, rechts, Kapitän von Manchester City. Könnte aber sein, dass Dimitar Berbatow wieder ein Tor für Manchester United schießt.
(Foto: dpa)
Um die Ehre und die fußballerische Vorherrschaft in der Stadt ging es bei Manchester-Derbys schon immer. Wenn heute an 13.45 Uhr allerding das neureiche Manchester City mit dem deutschen Nationalspieler Jerome Boateng und dem Wolfsburger Neuzugang Edin Dzeko bei Rekordmeister Manchester United im Stadion Old Trafford antritt, steht ungleich mehr auf dem Spiel - eine Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen. "Wir kommen, um zu gewinnen", kündigte City-Kapitän Carlos Tevez, der vor eineinhalb Jahren die Seiten wechselte, an.
Bis vergangenen Samstag ungeschlagen, führt ManU (54) die Tabelle in Englands Fußball-Premier-League mit vier Zählern Vorsprung auf den FC Arsenal (50) an. Im Fall eines Sieges würde ManCity, mit 49 Punkten Dritter, auf zwei Punkte an den Spitzenreiter heranrücken. Das Titelrennen auf der Insel wäre wieder völlig offen, und die Citizens hätten zum ersten Mal seit 1968 eine Chance auf den Meisterschaftspokal.
Der Scheich will den Titel
Höchste Zeit aus Sicht von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan. Der Spross der Herrschaftsfamilie des Golfscheichtums Abu Dhabi übernahm den Club im Sommer 2008 und steckte seitdem wohl über eine halbe Milliarde Euro in den Verein, der sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren eine mittlerweile auf manchen Positionen drei- bis vierfach besetzte Edeltruppe zusammenkaufte. Doch die Elf, in der neben Boateng und Dzeko auch andere Bundesliga-Bekannte wie die Ex-Hamburger Nigel de Jong oder Vincent Kompany stehen, hat bislang nichts gewonnen. Vergangene Saison verpasste City mit dem kurz vor Weihnachten 2009 angeheuerten Coach Roberto Mancini als Fünfter die Champions-League-Qualifikation.
Heute dürften sich wieder alle Augen auf Tevez richten. Seit seinem Wechsel von dem einen zum anderen Club ist der Argentinier für United-Fans eine Unperson. "Es ist mir egal, wenn die Leute in Old Trafford buhen. Ich habe keine Angst, dorthin zu gehen", kündigte der Stürmer und City-Talisman an, der mit 18 Liga-Treffern nur einen weniger aufzuweisen hat als der aktuelle Torschützenkönig der Premier Leauge, Uniteds Dimitar Berbatow. "Gegen United zu spielen hat für mich natürlich einen großen Reiz. Aber es geht nicht nur um persönliche Gefühle, es geht um drei Punkte", sagte Tevez.
Bloß kein Öl ins Feuer
Doch selbst bei einem Sieg dürfte es schwer für City werden, den Minderwertigkeitskomplex gegenüber dem übermächtigen Nachbarn allzu schnell abzuschütteln. Immerhin zweimal englischer Meister (1937, 1968), gewann City seit dem Ligapokal 1976 nicht eine einzige Trophäe mehr, während Manchester United unter Trainerlegende Sir Alex Ferguson im gleichen Zeitraum elf englische Meisterschaften, acht Verbandspokale und vier Ligapokale abräumte und obendrein noch zweimal die Champions League gewann (1999, 2008). Allerdings muss United am Samstag auf Kapitän und Abwehrchef Rio Ferdinand verzichten. Dessen Fehlen könnte genau die Lücke für Tevez reißen.
Beide Seiten waren vor dem Derby bemüht, kein Öl ins Feuer zu schütten. City wies in der Nacht zum Freitag einen seiner Platzwarte an, seine Facebook-Seite vom Netz zu nehmen, auf deren Einträgen die Stadtrivalen als "Abschaum" bezeichnet wurden. Und Mancinis Co-Trainer Brian Kidd, der früher für Ferguson arbeitete, rechnet trotz aller Rivalitäten nach dem Spiel mit einer Einladung auf ein Glas in Fergusons Büro. "Beim Boss ist das immer so. Es kommt immer weniger vor im Fußball, aber dort trifft man sich danach immer zu einem Schluck."
Quelle: ntv.de, Tom Tauzien, dpa