Fußball

Lehrstunde im CL-Halbfinale Manchester führt Schalke vor

Schalkes Abwehrchef Christoph Metzelder nimmt vom Duell mit Manchesters Offensivabteilung ein Schwindelgefühl mit nach Hause.

Schalkes Abwehrchef Christoph Metzelder nimmt vom Duell mit Manchesters Offensivabteilung ein Schwindelgefühl mit nach Hause.

(Foto: REUTERS)

Der Traum vom Finaleinzug in der Champions League platzt für den FC Schalke schon im Halbfinal-Hinspiel. Die bisweilen vogelwild agierenden Schalker werden von Manchester United vorgeführt und müssen froh sein, nur zwei Tore zu kassieren. Dass es nicht mehr sind, liegt an Manuel Neuer.

Der FC Schalke 04 steht vor dem K.o. in der Königsklasse, weil die grandiose Serie von Manchester United auch im Halbfinal-Hinspiel gehalten hat. Im Gastspiel auf Schalke blieb der englische Tabellenführer gegen den Sensations-Halbfinalisten aus Gelsenkirchen auch im sechsten Champions-League-Auswärtsspiel in dieser Saison ohne Gegentor. Weil das Team des ewigen United-Trainers Alex Ferguson seinerseits zwei Auswärtstore schoss, ist den Engländern das Finale im Londoner Wembley-Stadion kaum noch zu nehmen.

Dass Schalke nur mit einem 0:2 (0:0) und damit einer Minimalchance im Gepäck zum Rückspiel nach Manchester am 4. Mai reist, haben die "Königsblauen" allein ihrem Torwart Manuel Neuer zu verdanken. Mit knapp einem Dutzend überragender Paraden hielt der deutsche Nationalkeeper die einseitige Fußball-Partie vor 54.142 größtenteils ernüchterten Zuschauern mehr als eine Stunde lang offen. "Er hat bei drei, vier Riesenchancen glänzend gehalten", lobte Bundestrainer Joachim Löw bereits in der Halbzeit.

Nicht zu halten für die Schalke-Abwehr: Manchesters Stürmerstar Wayne Rooney, Schütze des 2:0-Endstands.

Nicht zu halten für die Schalke-Abwehr: Manchesters Stürmerstar Wayne Rooney, Schütze des 2:0-Endstands.

(Foto: dapd)

Doch nach der Pause war auch der überragende Schlussmann machtlos. Erst nutzte United-Routinier Ryan Giggs in der 67. Minute eine der zahllosen Großchancen zum überfälligen 1:0 für Manchester. Drei Minuten später sorgte dann Wayne Rooney für den aus Schalker Sicht überaus schmeichelhaften Endstand, der die erste Heimniederlage für S04 im laufenden Wettbewerb besiegelte. Neuer war jeweils machtlos, verdiente sich aber dennoch das Lob des Gegners. United-Keeper Edwin van der Sar nannte die Leistung des Schalkers "Weltklasse". Sein Coach Alex Ferguson beschrieb Neuers "unglaubliche" Glanztaten in Serie gar als "wahrscheinlich beste Torhüterleistung", die er je in einem Spiel gegen sein Team gesehen habe.

United mit Blitzstart

Nach den jüngsten Schalker Viertelfinal-Galas gegen Inter Mailand setzte United-Trainer Alex Ferguson auf eine vermeintlich defensivere Ausrichtung: Doch auch mit Antonio Valencia anstelle von Nani auf der rechten Außenbahn war von respektvoller Zurückhaltung überhaupt nichts zu sehen. Immer wieder überraschte Manchester die komplett überforderten Außenverteidiger Atsuto Uchida und Hans Sarpei mit seinen schnellen Vorstößen.

"Unser Hauptproblem war, dass wir keinen Zugriff bekommen haben. Das hat Manchester United hervorragend genutzt", bilanzierte Schalkes Trainer Ralf Rangnick die Lehrstunde in Spitzenfußball, die sein Team erteilt bekam. Bereits nach drei Minuten musste Neuer sein ganzes Können aufbieten, als er Rooneys feinen Schlenzer von der Strafraumgrenze aus dem Winkel kratzte. Während der englische Nationalangreifer im weiteren Verlauf der ersten Hälfte meist nur als glänzender Vorbereiter in Erscheinung trat, entwickelte sich ein Privatduell zwischen seinem Sturmpartner Javier Hernandes und Neuer.

Das Privatduell gegen Javier Hernandez entschied Schalke-Keeper Manuel Neuer für sich.

Das Privatduell gegen Javier Hernandez entschied Schalke-Keeper Manuel Neuer für sich.

(Foto: REUTERS)

Doch ob es der Mexikaner aus der Distanz (6.), per Tunnel (14.) oder Direktschuss aus kurzer Distanz (36.) versuchte - stets behielt der deutsche Auswahltorhüter die Oberhand. Zweimal verzog der "Chicharito", kleine Erbse, genannte Hernandez (21./26.) nur knapp. Kurz vor der Pause entschärfte Neuer zudem mit einer seiner eingesprungenen Paraden gegen Giggs.

Schalkes Abwehr vogelwild

Kopfschüttelnd und mit zusammengepressten Lippen betrachtete Rangnick den vogelwilden Auftritt seiner Elf. Hatten die "Königsblauen" gegen Inter noch mit einer kompakten Defensivleistung und blitzartigem Umschalten geglänzt, ließen sie nach der Anfangsphase jedes Selbstvertrauen vermissen. Einzig Farfans (15.) Schussversuch aus 15 Metern brachte das Tor von Edwin van der Sar ansatzweise in Gefahr, gerade mal gut ein Drittel Ballbesitz wies die Statistik zur Pause für Schalke aus.

So blieb auch Raúl fast von jeglicher Versorgung mit Vorlagen abgeschnitten. "Keine Sekunde" dürfe man den Spanier aus den Augen lassen, hatte van der Sar seinen Vorderleuten eingeimpft. Und Raúl, der Manchester mit Real Madrid bereits zweimal per Doppelpack aus der Königsklasse geschossen hatte, trat wegen der engen Bewachung durch Uniteds Kapitän Nemanja Vidic kaum in Erscheinung.

Erst Giggs bricht den Bann

Erstmals geschlagen: Ryan Giggs tunnelt Neuer und trifft zum 1:0 für Manchester.

Erstmals geschlagen: Ryan Giggs tunnelt Neuer und trifft zum 1:0 für Manchester.

(Foto: AP)

Auf der anderen Seite war Neuer schon nach 73 Sekunden der zweiten Halbzeit wieder als Retter in allerhöchster Not gefordert. Einen Kopfball von Patrice Evra lenkte er per Reflex über die Latte. Nur eine Minute ließ Giggs zunächst alle Schalker Verteidiger ins Leere rutschen, verzog allerdings aus elf Metern.

Die zahlreichen vergebenen Möglichkeiten schienen Manchester mehr und mehr zu frustrieren. Doch mitten in die erste Schalker Befreiungsphase fiel die hochverdiente Führung für Manchester. Rooney steckte auf Giggs durch und der 37-Jährige ließ dem komplett alleingelassenen Neuer aus zehn Metern keine Chance.

Und auch zweieinhalb Minuten später beim zweiten Gegentor präsentierte sich Schalkes Abwehr um Innenverteidiger Joel Matip, der für den verletzten Benedikt Höwedes in der Startelf stand, komplett desorientiert. Dieses Mal nutzte Rooney einen Diagonalpass von Hernandez zu seinem dritten Tor in dieser Champions-League-Saison.

"Wir haben zu viel Respekt gehabt. Gegen Inter Mailand sind wir anders aufgetreten", sagte Neuer nach der Partie ernüchtert. Von ihren Fans wurden die nie aufgebenden, aber spielerisch schlicht überforderten Schalker dennoch mit Applaus verabschiedet. Das Finale ist nach der Vorführung im Halbfinal-Hinspiel gegen das um Klassen bessere Man United zwar praktisch unerreichbar. Aber immerhin hatte der beste Spieler auf dem Platz ein Schalke-Trikot getragen.

FC Schalke 04 - Manchester United 0:2 (0:0)

Tore: 0:1 Giggs (67.), 0:2 Rooney (70.)

Schalke: Neuer - Uchida, Matip, Metzelder, Sarpei (73. Escudero) - Papadopoulos, Jurado (82. Draxler) - Farfan, Baumjohann (53. Kluge) - Raul, Edu
Manchester: van der Sar - Fabio, Ferdinand, Vidic, Evra - Carrick, Giggs - Valencia, Park Ji-Sung (73. Scholes) - Rooney (83. Nani), Hernandez (73. Anderson)

Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo
Zuschauer: 54.142 (ausverkauft)

Torschüsse: 9:19
Ecken: 3:6
Ballbesitz: 37:63 Prozent
Fouls: 10:15

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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