"Einige Fragezeichen im Kopf" Marco Rose schimpft über "alberne" FIFA-Idee
05.10.2023, 13:36 Uhr
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 wird auf drei Kontinenten ausgetragen: Gespielt wird in Europa, Afrika und zum Auftakt auch in Südamerika. Die Entscheidung der FIFA sorgt für Ärger. Marco Rose, Trainer von RB Leipzig, überrascht nichts mehr.
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 wird, das hat die FIFA jüngst überraschend verkündigt, auf gleich drei Kontinenten stattfinden: Das Gros der Spiele wird in Europa (Portugal und Spanien) und Afrika (Marokko) ausgetragen, doch zu Beginn des Turniers wird der Ball auch in Südamerika rollen: In Uruguay, Paraguay und Argentinien werden drei Spiele stattfinden. Für diese Entscheidung erntete der mächtige Weltverband mit seinem Präsidenten Gianni Infantino an der Spitze heftige Kritik.
Auch Marco Rose findet die Idee der FIFA "schade, vielleicht sogar albern", sagte der Trainer von RB Leipzig am Rande der Heimniederlage seines Teams in der Champions League gegen Manchester City. Er habe rund um die Durchführung des Turniers noch "einige Fragezeichen im Kopf." Fest steht: Das Eröffnungsspiel wird in Uruguay ausgetragen - dort, wo 1930 die erste Weltmeisterschaft der Geschichte stattgefunden hatte. "2030 werden wir einen einzigartigen globalen Fußball-Fußabdruck erleben. Drei Kontinente: Afrika, Europa und Südamerika; und sechs Länder: Argentinien, Marokko, Paraguay, Portugal, Spanien und Uruguay, heißen die Welt willkommen und vereinen sie, während sie gemeinsam den Fußball, das 100-jährige Jubiläum und die FIFA-WM feiern", jubelte Infantino in einer Verbandsmitteilung.
"Irgendwann spielen wir auf dem Mount Everest"
Bei Rose sorgt die Idee für wenig Begeisterung: "Mein erster Impuls ist: Da müssen die Jungs aber ganz schön hin- und herfliegen", sagte Rose. Im schlechtesten Fall muss ein Team Spiele in Südamerika, Europa und Afrika austragen. Das sorgt für zeitintensive und teure Reisen - für Mannschaften und Fans. Für die sechs Teams, die in Südamerika in die Weltmeisterschaft starten, droht durch die Reisen auch ein Wettbewerbsnachteil.
Die FIFA treibt ihren Expansionskurs damit weiter voran: Bei der kommenden Weltmeisterschaft, die 2026 in Kanada, den USA und in Mexiko ausgetragen wird, werden erstmals 48 statt zuvor 32 Mannschaften an den Start gehen und für eine Flut an Spielen sorgen: Erst in der 101. Partie wird der neue Weltmeister gekürt.
"Wir schrauben und schrauben und schrauben und lassen uns noch mal was einfallen und dort noch mal was Besonderes und dort noch mal was anderes. Und irgendwann spielen wir auf dem Mount Everest, weil wir dort einen Fußballplatz hingezaubert kriegen und man das vermarkten kann." Die Vereinigung der europäischen Fußball-Fans FSE kritisierte die FIFA scharf: "Die FIFA setzt ihren Teufelskreis der Zerstörung gegen das größte Turnier der Welt fort", schrieb FSE auf X (ehemals Twitter).
"Wir waren auf dem Weg dorthin, und jetzt sind wir da: Beim maßlosen Fußball, dem Fußball des unglaublichen Hulk, immer gigantischer, immer aufgeblasener", kommentierte die italienische Zeitung "La Repubblica" die Entscheidung des Weltverbandes, der sich alleine bis 2026 noch über Einnahmen von 11 Milliarden Dollar, vor allem aus der Vermarktung der WM-Turniere, freuen darf: "Es ist beängstigend, sich das vorzustellen: endlose Reisen, unerhörte Ausgaben, ein beängstigender Verbrauch von Geld, Treibstoff, Energie und Zeit, und das trotz einer Sensibilität für die Umwelt und die Zukunft der Welt, die noch nie so tiefgreifend und notwendig war. Stattdessen ignoriert der Fußball dies, denn die Multiplikation ist die einzige arithmetische und ökonomische Geste, die er kennt und praktiziert."
In Europa hatte die paneuropäische EM 2020, die coronabedingt erst 2021 in zehn europäischen Städten (und dem asiatischen Baku) ausgetragen wurde, für viel Reiserei und mancherorts für Frust gesorgt. "Es war bis jetzt immer gut, finde ich, wenn sich ein Land - vielleicht auch zwei - auf eine WM gefreut hat und man ein Fest daraus gemacht, man das organisieren konnte und kurze Wege hatte, die man jetzt dann wahrscheinlich nicht mehr hat", sagte Rose weiter. "Es sieht so aus, dass wir noch nicht am Ende sind, was das Schrauben angeht."
Quelle: ntv.de, ter