Fußball-Juwel aus Deutschland Merkel verzückt Berlusconi
24.01.2011, 14:50 Uhr
Mit 18 Jahren ist Alexander Merkel in der Serie A angekommen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach seinem ersten Serie-A-Einsatz über die volle Distanz hagelt es für den Deutschen Alexander Merkel Lob von der italienischen Presse. Der 18-jährige Fußballer spiele dynamisch und trotzdem abgeklärt wie ein alter Hase. Ob Jogi Löw seine Fähigkeiten in der Nationalelf testen darf, ist ungewiss.
"Berlusconi liebt Merkel" - ob die Politik diese Schlagzeile je produzieren wird, ist bestenfalls ungewiss. In die Sportnews könnte sie es demnächst schon schaffen. Denn der deutsche Youngster Alexander Merkel ist auf dem besten Weg, sich im Mittelfeld des AC Mailand, dem Klub von Italiens Staatschef Silvio Berlusconi, zu etablieren. Gegen Ajax Amsterdam feierte der 18-jährige offensive Mittelfeldspieler sein Champions-League-Debüt, in Cagliari durfte er zu Jahresbeginn das erste Mal in der Serie A ran und im Pokalspiel gegen den AS Bari gelang ihm sein erstes Tor für die "Rosseneri".
Die italienischen Medien verzückt Merkel schon längst. "Er hat Persönlichkeit, inzwischen haben das auch die Teamkollegen gemerkt", kommentiert die Sporttageszeitung "Tuttosport" nach dem 2:0 Milans gegen den AC Cesena am Wochenende. "Merkel rennt sich die Lunge aus dem Leib und wirkt auf dem Platz schon wie ein Routinier", lobte die "Gazzetta dello Sport" das Talent nach dessen erstem Einsatz über die volle Distanz. Die größte Sportzeitschrift Italiens schwärmt von "einer Spielintelligenz, die man bei einem 18-Jährigen nicht vermuten würde", lobt zudem seine Flanken und Kopfbälle. Kurzum: Merkel ist "eine Freude für Milan".
Ein Angebot, das er nicht abschlagen konnte
Ähnlich gut tun würde der deutsche U19-Nationalspieler wohl seinem derzeit abstiegsbedrohten Ausbilder VfB Stuttgart. Im Alter von 16 Jahren verließ der damals heiß begehrte B-Jugend-Spieler die Schwaben. Dem Werben der Mailänder und dem damit verbundenen Abenteuer konnte er schlichtweg nicht widerstehen: "Man bekommt nicht jeden Tag ein Angebot vom AC Mailand. Ich lerne ein neues Land, eine neue Spielweise, eine neue Kultur und eine neue Sprache kennen. Und schließlich spiele ich beim größten Verein der Welt."
Nun spielt Merkel neben Weltstars wie Clarence Seedorf, Andrea Pirlo und Zlatan Ibrahimovic. War der Wechsel des damals 16-Jährigen nach Italien noch klammheimlich erfolgt, hat er sich inzwischen in der Fußball-Szene einen Namen gemacht. Dabei konnte er sich stets auf einen wichtigen Fürsprecher verlassen: Trainer Massimiliano Allegri, in den letzten beiden Jahren als Coach von Cagliari Calcio zum besten Trainer der Serie A gewählt. "Allegri hat mir immer den Rücken gestärkt", hält Merkel fest. Und der "Bild"-Zeitung verrät er: "Vor meinem Startelf-Debüt gegen Cagliari hat er zu den anderen Spielern gesagt: Lasst ihn sein Ding machen, er weiß, wie er spielen soll."
Zu Hause dominiert Russisch
Ob Merkel in naher Zukunft auch im DFB-Team "sein Ding machen" wird, ist selbst bei konstant guten Leistungen für Milan noch nicht vollends gewiss. Das liegt jedoch vielmehr am familiären Hintergrund des Teenagers als an Jogi Löws Spielphilosophie. Geboren ist Merkel 1992 in Kasachstan, hingezogen fühlt er sich jedoch zu Russland. Dort liegen die Wurzeln seiner Familie. "Alexander wurde nur Kasache, weil die Sowjetunion zwei Monate vor seiner Geburt zerfiel", betont Vater Wassili Merkel und fügt hinzu: "Wir sind aber Russen. Deshalb will er auch für die russische Nationalelf spielen."
Sein Sohn zeigt sich im Interview mit der Internet-Plattform "Transfermarkt" weniger festgelegt: "Ich kam damals zusammen mit meiner Familie nach Deutschland, fühle mich meiner russischen Seite aber eher verbunden und rede mit meinem Vater auch nur Russisch. Ich bin Deutschland aber natürlich für vieles dankbar, denn ich bin dort aufgewachsen und wurde zu dem, was ich heute bin." Und erst kürzlich ließ er auf die Frage nach seinem zukünftigen A-Nationalteam verlauten: "An erster Stelle steht Deutschland. Aber was in der Zukunft liegt, wird man sehen."
Viel Konkurrenz im Verein
Zunächst wird er sich sowieso nur auf seinen Verein konzentrieren. Im zentralen Mittelfeld tummelt sich mit den bereits angesprochenen Seedorf und Pirlo alternde, aber noch immer hochkarätige Konkurrenz. Zudem gilt der ehemalige Bundesligaspieler Kevin-Prince Boateng in seiner ersten Serie-A-Saison bereits als einer der Etablierten. Die Brasilianer Robinho und Pato sind keine klassischen Stürmer und deshalb ebenso potentielle Rivalen wie der italienische Nationalspieler Antonio Cassano.
Wenn Merkel weiter so selbstbewusst auftritt wie gegen Cesena, wird sein Aufstieg bei Milan jedoch schwer aufzuhalten sein. Medienmogul und Staatschef Berlusconi jedenfalls liebt selbstbewusste Typen. Selbstverliebt gibt sich Merkel aber besser nie.
Quelle: ntv.de, mit dpa/sid