Fußball

Eisschrank, Spott, Siegtor Messi bezwingt jahrelange Zweifel im kältesten Spiel der Karriere

Es fröstelte, doch Lionel Messi siegte.

Es fröstelte, doch Lionel Messi siegte.

(Foto: IMAGO/Imagn Images)

Er könne es nicht in einer regnerischen Nacht in Stoke, heißt es über Lionel Messi. Der argentinische Weltmeister gibt nun die Antwort auf eine jahrelang anhaltende Frage - indem er mit Inter Miami bei Eisschrankwetter in Kansas City siegt. Doch Messi hat einst noch Schlimmeres erlebt.

Zugegeben: Es war keine kalte, regnerische Nacht in Stoke. Der Ausdruck "can they do it on a cold rainy night in Stoke" wurde 2010 in England bekannt, als Lionel Messi und Cristiano Ronaldo den Fußball in Europa dominierten und um den Ballon d'Or rangen und besonders Messi angekreidet wurde, er könnte bei den harten Bedingungen der Premier League nicht so abliefern wie in den warmen Gefilden Spaniens. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Aussagen zu einem Meme - und nun antwortete der Superstar erstmals auf dem Platz auf die große Wetter-Frage.

Statt Stoke gab's für Messi am Mittwochabend nun Kansas City und statt Regen Eisschrankwetter: Der argentinische Weltmeister behauptete sich dennoch und verhalf Inter Miami zu einem 1:0-Sieg gegen Sporting Kansas im Achtelfinale des Concacaf Champions Cup.

Minus 17 Grad Celsius. Frost-Alarm. Das kälteste Spiel in der illustren und langen Karriere des Lionel Messi, die er größtenteils in Barcelona verbrachte, wo selbst im Januar meist Temperaturen um 10 Grad Celsius herrschen. Aber der 37-Jährige trotzte den eisigen Bedingungen. Traf mit Tor Nummer 851 seiner Karriere Anfang der zweiten Hälfte zum Endstand.

Alles wie immer: Busquets flankt, Messi trifft

Dick eingepackt - ein Schal um den Hals, mit schwarzen Leggings und Handwärmern in den Handschuhen, der Atem in der kalten Luft sichtbar - pflückte Messi in der 56. Minute eine Halbfeldflanke - natürlich vom alten Kumpanen Sergio Busquets - im Strafraum mit der Brust herunter. Drei Verteidiger scharten sich sofort um die Zaubermaus. Egal: Wie in seinen besten Tagen ließ der Argentinier die Abwehrmänner mit einer Finte ins Leere laufen und schloss mit seinem schwächeren rechten Fuß präzise flach neben den linken Pfosten ab.

Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass Messi das Spiel aufgrund der extremen Kälte aussetzen könnte, aber Trainer Javier Mascherano bestätigte schnell, dass sein ehemaliger Teamkollege beim FC Barcelona und der argentinischen Nationalmannschaft spielen werde. So kam es, so widerlegte Messi 15 Jahre später zumindest ein wenig die Stoke-Spötter.

Der National Weather Service im Großraum Kansas City hatte zuvor eine Wintersturmwarnung und eine Kaltwetterwarnung herausgegeben. Somit war die Partie "aufgrund der widrigen Wetterbedingungen, die in den nächsten 24 Stunden den Großraum Kansas City treffen sollen, einschließlich erheblicher Schneefälle" um einen Tag verschoben worden. Um die Sicherheit der Spieler und Fans zu gewährleisten.

Ein Lionel Messi zittert nicht

US-Soccer hatte 2016 eine Sicherheitsrichtlinie für kaltes Wetter veröffentlicht, die Spielern einen Rahmen bietet, um sich auf besonders kalte Partien vorzubereiten. Darin heißt es, dass es Spielern erlaubt sein sollte, "zusätzliche Kleidung wie Handschuhe, Sweatshirts, Jogginghosen und Mützen oder Stirnbänder zu tragen. Vermeiden Sie es außerdem, zu schwitzen, bevor Sie nach draußen gehen, da Ihr Körper sonst zu schnell auskühlt."

Um die Gefahr einer Unterkühlung zu begrenzen, sollten demnach sowohl die Fans auf den Rängen als auch die Spieler auf dem Rasen auf starkes Zittern, erhöhten Blutdruck, Lethargie, beeinträchtigte mentale Funktionen und undeutliche Sprache achten. Was Messi nach dem Spiel in den Katakomben von sich gab, ist ebenso wenig bekannt wie der Zustand seines Blutdrucks und seiner mentalen Funktionen, aber das Jubeln nach seinem Treffer funktionierte hervorragend. Keine Spur von Zitter-Einlagen. So etwas tut ein Lionel Messi nicht. Frost hin oder her. Auch die restlichen 34 Minuten brachte der Argentinier ohne Probleme zu Ende.

Die US-Liga MLS, die erst am kommenden Wochenende beginnt, überlegt schon länger, ihren Spielplan an den der europäischen Ligen anzupassen. Allerdings sind Spiele unter extremen Wetterbedingungen bereits jetzt keine Unbekannte. Letztes Jahr besiegte Real Salt Lake den LAFC mit 3:0 inmitten eines Schneesturms - nachdem der Anpfiff zweimal verschoben wurde, insgesamt um mehr als zweieinhalb Stunden. "Es ist lächerlich", sagte LA-Trainer Steve Cherundolo damals. "Es ist mir ein Rätsel, dass wir unseren Spielern so etwas antun. Ich habe mir die letzten 20 Minuten des Spiels nicht einmal angesehen. Man konnte nichts sehen."

Messi spielt "unter schrecklichen Bedingungen"

Für die größte Sportart in den USA, American Football, ist das Eisschrankwetter aber fast schon Standard. Immer wieder gibt es sogenannte Snow Games im Dezember und Januar. Das in die Geschichte als "Ice Bowl" eingegangene NFL-Finale 1967 zwischen den Dallas Cowboys und den Green Bay Packers fand bei minus 25 Grad Celsius statt. Beim "Freezer Bowl" 1982 im AFC-Meisterschaftsspiel zwischen den Cincinnati Bengals und den San Diego Chargers betrug die gefühlte Temperatur sogar minus 51 Grad Celsius.

Über Wetterwarnungen und Minustemperaturen lacht ein Weltstar wie Lionel Messi natürlich nur. Damals, als die Stoke-Kritik die Runde machte, konterte er wie folgt: "Diejenigen, die sagen, dass ich nicht in England spielen könnte, sollten wissen, dass ich mit elf Jahren in Rosario unter schrecklichen Bedingungen gespielt habe. Mit Glas auf dem Spielfeld, mit Löchern und allem!"

Quelle: ntv.de

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