Schiedsrichter Fischer im Interview "Mit voller Wucht gegen eine Wand"
12.08.2012, 13:45 Uhr
War kurzzeitig bewusstlos: Christian Fischer nach dem Bodycheck von Luisao.
(Foto: dpa)
Bundesliga-Schiedsrichter Christian Fischer will im Testspiel in Düsseldorf gerade eine gelb-rote Karte zeigen, da wird er zu Boden geworfen. Wie Fischer die Attacke von Benficas "Rambo" Luisao erlebt hat und warum es für ihn keinen anderen Weg gab, als die Partie abzubrechen, darüber spricht der 42-jährige Oberstudienrat im Interview.
Wie geht es Ihnen am Tag nach der Attacke des portugiesischen Spielers Luisao?
Christian Fischer: "Den Umständen entsprechend. Es ist eine Gehirnerschütterung diagnostiziert worden. Ich bin schwer geschockt. So etwa habe ich in meiner fast 20-jährigen Tätigkeit als Schiedsrichter weder in der Kreisliga noch in der Bundesliga erlebt. Mich hat das im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen, weil man mit so etwas nicht rechnet."
Wie haben Sie den Vorfall erlebt?
"Das große Problem war, dass ich den Spieler, der mich umgerammt hat, nicht habe kommen sehen. Ich wollte einem anderen Spieler die gelb-rote Karte zeigen, da stellen sich zwei weitere Benfica-Spieler in meinen Weg. Ich wollte ausweichen und in dem Moment trifft es mich. Das war wie, wenn man mit voller Wucht gegen eine Wand läuft. Ich war selbst schockiert als ich die Bilder später im Fernsehen sah."
Damit erklärt sich auch der Spielabbruch?
"Als ich nach kurzer Bewusstlosigkeit in die Kabine kam und mir klar wurde, dass mich ein Spieler angegriffen hat, war klar, dass das Spiel nicht weitergeht. Das sehen die Statuten so vor. Wo kommen wir hin, wenn ich ein Spiel weiter pfeife, wenn ich vorher von einem Spieler angegriffen worden bin."
Haben sich Spieler oder der Club bei Ihnen entschuldigt?
Christian Fischer: "Nein. Im Gegenteil. Ich habe Bilder gesehen, auf denen sich die Portugiesen noch lustig machen. Das hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Ich werde jetzt einen Sonderbericht für den DFB anfertigen und Strafanzeige gegen den Spieler stellen. Die Düsseldorfer haben sich vorbildlich verhalten und um mich gekümmert. Sie wollten mich sogar nach Hause fahren."
Quelle: ntv.de, dpa