Fußball

"Nicht zum Shopping nach Wembley" Montenegro träumt vom Coup

Ganz Montenegro träumt vom großen Coup gegen England. Nach dem perfekten Start in die erste EM-Qualifikation als eigenständiger Staat will das Balkan-Team "nicht zum Shopping nach Wembley". Bei einem Erfolg plant Stürmer Mirko Vucinic einen erneuten Striptease.

"Falls ich den Siegtreffer schieße, werde ich nicht widerstehen können, den gleichen Torjubel zu zeigen": Mirko Vucinic.

"Falls ich den Siegtreffer schieße, werde ich nicht widerstehen können, den gleichen Torjubel zu zeigen": Mirko Vucinic.

(Foto: dpa)

Beim Fußballzwerg Montenegro wachsen die Träume in den Himmel. Nach drei Siegen in drei Spielen reist das Team des kleinen Adriastaates als Spitzenreiter der EM- Qualifikationsgruppe G zum Duell mit England - und gibt sich gar nicht kleinlaut. "Wir gehen nicht zum Shopping nach Wembley", heizt Trainer Zlatko Kranjcar die Stimmung an. "Wir sind ganz entspannt", beschreibt auch die Zeitung "Vijesti" in Podgorica die Ausgangslage: "Wenn uns die Engländer unterschätzen, ist alles möglich".

Zwar hält der aus Kroatien stammende Coach den Ball flach. "Wir stehen fest auf dem Boden, es gibt keinen Platz für irgendeine Euphorie", sagt Cico wieder und wieder. "Ich bin viel zu erfahren, als dass ich nicht wüsste, dass alles Schöne im Fußball leicht kippen kann". Doch die Medien haben ein klares Ziel ausgegeben. "Die besten Zweiten, warum denn nicht?", titelte "Vijesti" und meint "Montenegro wird das beste zweitplatzierte Team in allen Gruppen und erkämpft die direkte Teilnahme an der EM".

Vucinic der Star

Vor allem das Ausland reibt sich nach dem bisherigen Auftreten des Balkanlandes die Augen. Nur 620.000 Einwohner leben in dem erst seit 2006 unabhängigen Land mit seiner atemberaubenden Küste. Nur 9000 Fußballer sind lizenziert. Selten kommen zu einem Spiel mehr als 1000 Zuschauer und die Kicker erhalten in der Regel nicht mal 1000 Euro Monatsgehalt. Viele suchen deshalb ihr Glück im Ausland.

So wie der 27-jährige Stürmer Mirko Vucinic vom AS Rom. Der unangefochtene Star der Nationalelf erzielte das erste Tor bei einem internationalen Auftritt des jungen Staates Montenegro, das erste Tor bei der WM-Qualifikation sowie diese Saison das 1:0 gegen Wales und das 1:0 gegen die Schweiz. Auf elf Tore brachte es der Goalgetter insgesamt in der kurzen Geschichte des Nationalteams.

Mit der Hose auf dem Kopf

Da wurde ihm zu Hause auch nicht übelgenommen, dass er seinen Erfolg gegen die Schweiz mit einem Striptease feierte und dafür die Gelbe Karte in Kauf nahm. "Falls ich den Siegtreffer schieße, werde ich nicht widerstehen können, den gleichen Torjubel zu zeigen", kündigte Vucinic vor der Reise ins Fußball-Mutterland an, sich erneut seine Hose auf den Kopf zu setzen. "Ganz Montenegro wird durchdrehen, wenn wir das Spiel gewinnen."

Neben dem Star und dem Trainer ist Verbandschef Dejan Savicevic der dritte Garant für den Fußballerfolg. "Das Genie" hatte 1991 mit Roter Stern Belgrad den Europacup der Landesmeister geholt und mit AC Milan 1994 die Champions League gewonnen. Sein größtes Augenmerk richtet er auf die Nachwuchsförderung. Dass das kleine Land zu den sportlich ganz Großen gehört, hatten die Basketballer noch zur Zeit Jugoslawiens unter Beweis gestellt. Und dass Montenegro bei seinem ersten Auftritt bei der Wasserball-EM in Spanien 2008 gleich den Champion stellte, wurde in der Heimat nicht als Zufall betrachtet.

Quelle: ntv.de, Thomas Brey, dpa

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