Barcelona stirbt in Schönheit Mourinho mauert sich ins Finale
28.04.2010, 22:52 UhrNach einer Abwehrschlacht steht der italienische Meister Inter Mailand im Champions-League-Endspiel gegen den FC Bayern. Das Team von Trainer Jose Mourinho verteidigt im Halbfinal-Rückspiel bei Titelverteidiger FC Barcelona mit Geschick und dem nötigen Glück das 3:1 aus dem Hinspiel, weil nur Verteidiger Gerard Pique für Barças Offensivkünstler trifft.

Gescheitert: Lionel Messi und Co. konnten Inters Verteidigungskünstler nur einmal bezwingen - zu wenig, um erneut ins Finale einzuziehen.
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Mit zehn Spielern hat Inter Mailand den Sturmlauf von Cup-Verteidiger FC Barcelona gestoppt und fordert nun im Endspiel der Champions League den FC Bayern München. Acht Tage nach dem umstrittenen 3:1-Sieg im heimischen Stadion verlor Italiens Fußballmeister im Halbfinal-Rückspiel vor 98.000 Zuschauern im Camp-Nou-Stadion zwar mit 0:1 (0:0), zog aber erstmals seit 1972 wieder in ein europäisches Landesmeister-Finale ein. Der Treffer von Gerard Pique in der 84. Minute war zu wenig für Barcelona. Dem 2:0 durch Bojan Krkic in der 92. Minute verweigerte der nicht überzeugende Schiedsrichter Frank de Bleeckere wegen eines vermeintlichen vorherigen Handspiels zu Unrecht die Anerkennung.
Im Finale trifft das Team von Trainer Jose Mourinho, das in einer wahren Abwehrschlacht Thiago Motta (28.) durch eine umstrittene Rote Karte verlor, am 22. Mai in Madrid auf die Münchner, die sich am Dienstag mit dem 3:0 bei Olympique Lyon das Final-Ticket gesichert hatten. Damit kommt es für die Bayern zu einem Wiedersehen mit ihrem früheren Abwehrchef Lucio, der vor Beginn dieser Saison in die Serie A gewechselt war. In den bisherigen Europacup-Duellen gegen Inter Mailand behielten die Bayern die Oberhand. So feierten die Münchner in der Gruppenphase der Champions League 2006/2007 einen 2:0-Sieg in San Siro. Legendär war eine Partie im Achtelfinale des UEFA-Pokals 1988/89: Damals folgte einer 0:2-Niederlage im Olympiastadion ein 3:1-Auswärtssieg, der als "Wunder von Mailand" in die Geschichte einging.
Messi trifft nicht gegen Mourinho

Jose Mourinhos taktisches Konzept ging gegen Barcelona auf und nahm Messi weitgehend aus dem Spiel.
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Einen bitteren Abend gegen Inter erlebte Barcelonas Weltfußballer Lionel Messi, der auch in seinem siebten Spiel gegen ein von Mourinho betreutes Team leer ausging. Mit vier Toren gegen den FC Arsenal hatte der Argentinier seine Mannschaft praktisch im Alleingang in die Vorschlussrunde geschossen. Nach dem Halbfinal-K.o. für Barcelona bleibt das Gesetz der Serie bestehen: Noch nie hat ein Titelträger in der Champions League seine Trophäe verteidigen können.
Die Rollen in dem als vorgezogenes Finale bezeichneten Duell waren von Beginn an klar verteilt: Mit dem Zwei-Tore-Polster aus dem Hinspiel im Rücken zogen sich die Italiener weit zurück und machten damit die Räume für Barcelonas Kurzpass-Künstler eng. Darunter litt vor allem Messi, der sich immer wieder in Zweikämpfen gegen Maicon und Co. aufrieb und zunächst nur bei Standardsituationen auf sich aufmerksam machte. Allerdings fehlten im Spiel der Katalanen ohne den verletzten Andres Iniesta häufig auch Tempo und Spielwitz.
Cesar im Mittelpunkt
Auch als Inter durch den Platzverweis für Thiago Motta wegen eines Ellbogenschlags gegen Sergio Busquets dezimiert war, kam der angekündigte "Sturmlauf des Jahrhunderts" der Blau-Roten nicht richtig ins Rollen. Mit einer Klasseparade gegen Messi verhinderte Mailands Schlussmann Julio Cesar (32.) zwar den drohenden Rückstand, sonst musste der Brasilianer aber nur selten eingreifen. Wegen Spielverzögerungen bei Abstößen, mit denen er schon in der 3. Minute begann, handelte sich Cesar schon in der ersten Halbzeit die Gelbe Karte ein.
Im zweiten Durchgang bot sich meist das gleiche Bild, die Partie glich einem Handballspiel: Barcelona belagerte den Inter-Strafraum, um den der Tabellenführer der Serie A taktisch diszipliniert ein engmaschiges Abwehrnetz aufbaute. Ein Netz, in dem sich die Katalanen bis zur 84. Minute und Piques schönem Tor immer wieder verfingen. Nach vorne hatten die Mailänder außer gelegentlichen Entlastungsaktionen gar nichts zu bieten. So blieb auch der frühere Barca-Stürmer Samuel Eto'o ohne Torchance. Es wird ihn nicht gestört haben.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa