1 / 68
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Wenn es im Fußball so etwas wie das Gute gibt, dann ist das natürlich der SC Freiburg. Weil die Breisgauer außerhalb Deutschlands aber eher sporadisch für Aufsehen sorgen, füllt die Gutmenschen-Klub-Rolle international zumeist der FC Barcelona aus.
2 / 68
(Foto: AP)
Der Verein, der mehr als ein Klub sein will, auf seiner Brust für Unicef wirbt, einst einen Papst in der Mitgliedsstatistik führte, konsequent auf Nachwuchsförderung setzt und angeführt von Lionel Messi ...
3 / 68
(Foto: dpa)
... sowie angeleitet von Josep Guardiola die Welt mit berauschendem Offensivfußball verzückt.
4 / 68
(Foto: REUTERS)
Vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Jose Mourinhos Inter Mailand müssten die Sympathien deshalb eindeutig verteilt gewesen sein, glaubte auch "Spiegel"-Autor Christoph Biermann.
5 / 68
(Foto: REUTERS)
"Für jeden moralisch einigermaßen gefestigten Fußballfans dürfte es außer Frage stehen, welcher Mannschaft er heute im Halbfinale der Champions League die Daumen drückt", mutmaßte Biermann vor dem Hinspiel.
6 / 68
(Foto: REUTERS)
Nur Fans von Inter und Real Madrid oder "latent dunklen Charakteren" traute Biermann überhaupt zu, nicht mit Barça zu halten. Etwaige Antipathien für Inter-Coach Jose Mourinho bezog er dabei nicht einmal in seine Überlegungen ein.
7 / 68
(Foto: REUTERS)
Pech für den Rest der Welt: Trotz der vielen guten Wünsche ging das erste Duell mit 3:1 an die Mailänder. Barcelona kassierte erstmals in dieser Saison mehr als zwei Gegentore.
8 / 68
(Foto: REUTERS)
Auch, weil sich der Schiedsrichter Olegario Benquerença, zufällig ein Landsmann von Inter-Coach Mourinho, rückblickend nicht wirklich als Unparteiischer erwies.
9 / 68
(Foto: REUTERS)
Erst gestattete er Inter ein Tor aus Abseitsposition zum 3:1.
10 / 68
(Foto: REUTERS)
Dann verweigerte er Barcelonas zugeben auch etwas einfallslos angreifenden Ballkünstlern auch noch einen Elfmeter und zeigte dem gefoulten Dani Alves sogar noch die gelbe Karte wegen einer vermeintlichen Schwalbe.
11 / 68
(Foto: dpa)
Trotz dieser Ungerechtigkeiten, so ist der Fußball, vergrößerte sich die Schar der Inter-Sympathisanten vor dem Halbfinal-Rückspiel im Camp Nou sogar noch. Zu den Inter- und Real-Fans sowie den "latent dunklen Charakteren" gesellten sich auch noch der FC Bayern und seine Anhänger.
12 / 68
(Foto: REUTERS)
Nachdem die Münchner mit dem 3:0 gegen Olympique Lyon ins Champions-League-Endspiel eingezogen waren, mutierte Bayern-Coach Louis van Gaal quasi zum Chef-Daumendrücker für die Mailänder. Denn: "Gegen Inter haben wir etwas mehr Chancen als gegen Barcelona."
13 / 68
(Foto: dpa)
Der Niederländer sagte auch, warum er das glaubte: "Inter Mailand spielt nicht so auf Angriff wie Barcelona."
14 / 68
(Foto: REUTERS)
Von der Richtigkeit dieser Einschätzung hatte sich die Fußballwelt schon im Hinspiel überzeugen können, als Barcelona Ball und Gegner kontrollierte, im Gegensatz zu Mourinhos dreimal perfekt konternden Mailändern aber nur einmal getroffen hatte.
15 / 68
(Foto: REUTERS)
Die Fronten für das Rückspiel waren schon vor dem Anpfiff geklärt. Barcelona kündigte einen nie gesehenen Angriffswirbel an und baute dabei auf die Unterstützung ganz Kataloniens.
16 / 68
(Foto: REUTERS)
Solch eine Euphorie und einen festen Glauben an Barcas Auferstehung ("Remuntada"), erklärte Coach Pep Guardiola, habe er in der komplett in Blau und Rot getauchten Stadt vor einem Spiel noch nie erlebt.
17 / 68
(Foto: AP)
Für Inter ging es einzig darum, den Hinspiel-Vorsprung zu verteidigen und die 90 Minuten im Camp Nou irgendwie unbeschadet zu überstehen.
18 / 68
(Foto: REUTERS)
Konsequentes Zeitspiel, wie es Inter-Keeper Julio Cesar ab der 3. Spielminute praktizierte, ist aus dieser Sichtweise nicht unsportlich, sondern lediglich Mittel zum Zweck.
19 / 68
(Foto: dpa)
Das galt auch für die herzerfrischenden Schauspieleinlagen, die Inter bei der leichtesten Feindberührung darbot.
20 / 68
(Foto: AP)
Die ohnehin nur sporadischen Angriffsbemühungen der Mailänder versiegten schon in der 28. Minute endgültig, als Mittelfeldspieler Thiago Motta nach einem Schlag gegen den Hals von Gegenspieler Sergio Busquets mit Rot vom Platz flog.
21 / 68
(Foto: REUTERS)
Dass Motta anschließend Busquets noch einmal wenig sanft am Hals packte, darf wohlwollend als Beleg für die Leidenschaft angesehen werden, mit der Inter defensiv zu Werke ging. Wahrscheinlich fragte der Brasilianer noch einmal nach, warum sich Busquets theatralisch ins Gesicht gegriffen hatte.
22 / 68
(Foto: AP)
Die Mailänder, die die Mission Finaleinzug sicherheitshalber ohne Italiener angingen, verteidigten mit letztem Einsatz und teilweise überhart.
23 / 68
(Foto: REUTERS)
Das zeigte Wirkung bei den Katalanen, obwohl Barcelona im mit 98.000 Fans ausverkauften Camp Nou vom Anpfiff an frenetisch angefeuert wurde und …
24 / 68
(Foto: REUTERS)
… nach jedem gelungenem Pass, also praktisch permanent, und jedem erfolgreichen Zweikampf ohrenbetäubender Jubel aufbrandete.
25 / 68
(Foto: dpa)
Das Problem war: Die Gastgeber begannen zwar schwungvoll und ließen den Ball gut laufen, agierten aber in der Anfangsphase meist zu kopflos. In den ersten 20 Minuten suchten die Katalanen vergeblich eine Lücke in Inters dicht gestaffeltem Abwehrbollwerk.
26 / 68
(Foto: REUTERS)
Der einzige Torschuss durch Jungstar Pedro in der 3. Minute ging weit am Tor vorbei.
27 / 68
(Foto: REUTERS)
Erst dann konnten sich Regisseur Xavi und Weltfußballer Lionel Messi der Bewachung durch zwei oder sogar drei Bewacher ...
28 / 68
(Foto: REUTERS)
... besser entziehen und mehr Struktur ins Angriffsspiel der Katalanen bringen.
29 / 68
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
In der 23. Minute scheiterte erneut Pedro mit einer Direktabnahme aus 11 Metern, die er knapp neben das Tor setzte.
30 / 68
(Foto: REUTERS)
Die beste Chance im ersten Durchgang hatte Messi in der 32. Minute, als er nach einem seiner berüchtigten Dribblings parallel zur Strafraumgrenze aus 16 Metern abzog.
31 / 68
(Foto: REUTERS)
Den platzierten Schuss des Argentiniers, der genau ins linke untere Toreck gepasst hätte, konnte Inter-Keeper Julio Cesar jedoch mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenken.
32 / 68
(Foto: REUTERS)
25 Ballkontakte verzeichneten die Statistiker in der ersten Halbzeit für den Inter-Torwart, mehr als für jeden anderen Mailänder auf dem Platz.
33 / 68
(Foto: REUTERS)
Zahlenspiele, die Inter-Coach Jose Mourinho zurecht herzlich egal gewesen sein dürften, denn aus seinem Tor musste Julio Cesar den Ball im ersten Durchgang nicht holen.
34 / 68
(Foto: AP)
Im zweiten Durchgang glich die Partie teilweise einem Handballspiel. Die Gäste verschanzten sich mit den verbliebenen neun Feldspielern in und um den eigenen Strafraum und ließen kaum ein Schlupfloch. Barca war fast ausschließlich in Ballbesitz, 75 Prozent sollten es am Ende sein.
35 / 68
(Foto: REUTERS)
Doch der Angriff stockte immer wieder, weil Zlatan Ibrahimovic gegen seinen Ex-Klub wie schon im Hinspiel einen gebrauchten Tag erwischte.
36 / 68
(Foto: dpa)
Dem Schweden gelang im Angriffszentrum überhaupt nichts.
37 / 68
(Foto: REUTERS)
Er ging in der 63. Minute und wurde nicht vermisst.
38 / 68
(Foto: REUTERS)
Das Problem aber blieb: Aus dem Spiel heraus kamen die Katalanen auch gegen zehn Mailänder kaum zu wirklich klaren Torchancen.
39 / 68
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die beste vergab zunächst der eingewechselte Bojan Krkic, …
40 / 68
(Foto: REUTERS)
… als er nach Flanke des bemühten Messi den Ball aus sechs Metern freistehend am Tor vorbeiköpfte.
41 / 68
(Foto: REUTERS)
83 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt bereits gespielt.
42 / 68
(Foto: REUTERS)
Der überaus seltsame Heimfluch der doch so offensivstarken Katalanen, die in ihren letzten vier Heimspielen in Champions-League-Halbfinals tatsächlich kein Tor erzielt hatten, schien sich auch an diesem Abend gegen Inter nicht besiegen zu lassen.
43 / 68
(Foto: REUTERS)
Bis Barcelonas Bester an diesem Abend, Verteidiger Gerard Pique, in der 84. Minute doch noch traf, in bester Ivica-Olic-Manier.
44 / 68
(Foto: REUTERS)
Nachdem er zuvor wie ein Handball-Kreisläufer an der Strafraumkante gelauert und immer wieder den Ball gefordert hatte, spielte Regisseur Xavi ...
45 / 68
(Foto: REUTERS)
... den Abwehrspieler in allerdings stark abseitsverdächtiger Position gekonnt an.
46 / 68
(Foto: REUTERS)
Pique drehte sich unerwartet virtuos um den ins Leere grätschenden Oscar Cordoba ...
47 / 68
(Foto: REUTERS)
... und traf formvollendet ...
48 / 68
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
... zum 1:0 für die Katalanen.
49 / 68
(Foto: REUTERS)
Inter-Coach Mourinho reagierte prompt und brachte für seinen letzten auf dem Feld verbliebenen, aber ohnehin nur verteidigenden Angreifer Samuel Eto'o den defensiveren Mariga MacDonald.
50 / 68
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Trotzdem fand Barcelona noch einmal eine Lücke in der vielbeinigen Inter-Abwehr, als Bojan den Ball in der 92. Minute aus elf Metern in den Torwinkel hämmerte.
51 / 68
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Das Camp Nou bebte, doch Schiedsrichter de Bleeckere verweigerte dem Tor zu Unrecht die Anerkennung. Das absichtliche Handspiel, das der belgische Referee vor dem Tor gesehen haben wollte, hatte es nicht gegeben.
52 / 68
(Foto: REUTERS)
Zwei Minuten später pfiff der Referee die Partie beim Stand von 1:0 ab.
53 / 68
(Foto: REUTERS)
Barcelona war trotz mehr als 60-minütiger Überzahl ausgeschieden, der große Traum von der Titelverteidigung im Stadion des Erzrivalen Real Madrid vorzeitig geplatzt.
54 / 68
(Foto: REUTERS)
Das Glück, das den Katalanen im Halbfinal-Rückspiel vor einem Jahr gegen den FC Chelsea noch den Finaleinzug in letzter Minute beschert hatte, fehlte Barcelona diesmal ebenso wie der damalige Siegtorschütze Andres Iniesta …
55 / 68
(Foto: REUTERS)
.… und damit auch der eigentlich so charakteristische Ideenreichtum im Angriffsspiel der Katalanen.
56 / 68
(Foto: REUTERS)
15:1 Torschüsse, 9:2 Ecken und 75 Prozent Ballbesitz reichten gegen Inter nur zu einem 1:0 und damit nicht zum Erreichen des Endspiels. Die Schönheit des Spiels, wie sie beim FC Barcelona sogar die Verteidiger zelebrieren, ...
57 / 68
(Foto: REUTERS)
... war im Camp Nou nur zweiter Sieger im Duell mit einer virtuosen Darbietung italienischer Abwehrkunst, die Jose Mourinhos Inter auch ohne einen einzigen Italiener auf den Rasen brachte.
58 / 68
(Foto: AP)
Dass die Inter-Feierlichkeiten nach dem Schlusspfiff ...
59 / 68
(Foto: REUTERS)
... mit dem Anschalten der Rasensprenger gestört werden sollten, ...
60 / 68
(Foto: REUTERS)
... ließen die Mailändern ebenso souverän über sich ergehen wie zuvor im Spiel den vermeintlichen Sturmlauf.
61 / 68
(Foto: REUTERS)
Im Finale zu Madrid kommt es am 22. Mai nun zu einem Wiedersehen alter Bekannter. Der Egozentriker aus Portugal trifft …
62 / 68
(Foto: REUTERS)
… auf den nicht minder egozentrischen, aber nicht ganz so extrovertierten Louis van Gaal, unter dem er einst dolmetschender Co-Trainer in Barcelona war.
63 / 68
(Foto: REUTERS)
Inters überragender Abwehrchef Lucio trifft auf seinen Ex-Klub FC Bayern, der ihn vor der Saison auf Geheiß von van Gaal zum Spottpreis von 7 Millionen Euro gen Mailand ziehen ließ.
64 / 68
(Foto: REUTERS)
Und Inters Spielmacher Wesley Sneijder, die zentrale Figur im Mittelfeld der Mailänder, …
65 / 68
(Foto: REUTERS)
… kehrt am 22. Mai ebenso wie Bayerns Star Arjen Robben zurück ins Bernabeu-Stadion von Real Madrid, aus dem die beiden Niederländer vor Saisonbeginn vertrieben wurden. Eine Entscheidung, die einen nach Reals Achtelfinalaus vor Schadenfreude laut lachen lässt.
66 / 68
(Foto: REUTERS)
Das Fazit dieses Fußballabends fällt dennoch bittersüß aus: Das Gute im Fußball hat im Camp Nou zwar gesiegt, aber es wird am 22. Mai im Bernabeu-Stadion nicht die Champions League gewinnen.
67 / 68
(Foto: REUTERS)
Denn manchmal gewinnt im Fußball zwar der Fußball.
68 / 68
(Foto: REUTERS)
Manchmal aber auch Mourinho. (Text: Christoph Wolf)
Catenaccio schlägt Schönspieler Barça siegt, Mourinho feiert
Es war alles angerichtet für ein großes Fußballfest im Camp Nou. Der FC Barcelona, vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand mit 1:3 in Rückstand, hatte den Sturmlauf des Jahrhunderts angekündigt. Heraus kam die beeindruckendste Darbietung an Destruktiv-Fußball seit Menschengedenken. Was bleibt, ist ein Champions-League-Finale zwischen Inter Mailand und dem FC Bayern. Und die Erkenntnis: Manchmal gewinnt im Fußball der Fußball, manchmal aber auch Jose Mourinho.
ntv Nachrichtenfernsehen
ntv.de Dienste
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen