Fußball

Der Kasper und die Käseroller Müller beflügelt die DFB-Elf

Geniale Nr. 13: Thomas Müller ist aus der DFB-Elf nicht mehr wegzudenken.

Geniale Nr. 13: Thomas Müller ist aus der DFB-Elf nicht mehr wegzudenken.

(Foto: dpa)

Die deutsche Mannschaft beschämt den Erzrivalen Niederlande mit 3:0, zelebriert dabei Fußball vom Feinsten - und einer der Besten brilliert nicht nur auf dem Rasen, sondern unterhält anschließend auch noch mit seinem trockenen Witz: Thomas Müller ist ein Multitalent.

In Hamburg sorgte Müller für eine anhaltende Verknotung in den holländischen Abwehrbeinen.

In Hamburg sorgte Müller für eine anhaltende Verknotung in den holländischen Abwehrbeinen.

(Foto: dpa)

Er macht das gerne. Kommt rein, grinst, setzt sich - und hat mit der ersten Bemerkung die Lacher auf seiner Seite. Nun ist es nach einem Sieg nicht schwer, einen Scherz zu machen. Und die deutsche Nationalmannschaft hat in Hamburg ja nicht nur mit 3:0 (2:0) gegen die Niederlande gewonnen, sondern mit feinstem Fußball einen Gegner in die Schranken gewiesen, der nicht nur in der Qualifikation zur Europameisterschaft im kommenden Sommer in Polen und der Ukraine die meisten Tore schoss, sondern im vergangenen Jahr auch noch im Finale der Weltmeisterschaft stand. Doch Thomas Müller zelebrierte bei der Pressekonferenz nach der Partie seine gute Laune regelrecht. Denn nicht nur er wusste, er hatte es sich verdient.  

Und so hatte er nach seinem 25. Länderspiel den Worten Harald Stengers zunächst nichts hinzuzufügen. "Sieg, Jubiläumsspiel, beste Laune - du hast alles gesagt", entgegnete er der Bitte des Pressesprechers der DFB-Elf nach einem Kommentar zum Spiel, ehe ihm einfiel, "dass wir die Niederländer spätestens in der zweiten Halbzeit fest im Griff hatten".

Genialität auf Anweisung

Auf die Frage eines Journalisten, ob das kongeniale Zusammenwirken mit dem zentralen Kreativakteur Mesut Özil sich aus dem Spiel ergeben habe oder geplant gewesen sei, wollte Thomas Müller gerade antworten, dass es sein Plan als Spieler im rechten Mittelfeld grundsätzlich sei, im rechten Mittelfeld zu spielen, als Bundestrainer Joachim Löw sich neben ihn setzte - und ihm etwas zuflüsterte. Thomas Müller brach ab. "Anweisung? Ok, war Anweisung." Gelächter. "Also wir hatten die Anweisung, dass wir gut spielen sollten."

Danach hat er dann aber doch noch erklärt, dass es nichts Neues sei, dass er und Mesut Özil die Positionen wechseln, um die gegnerischen Abwehrspieler zu überraschen und vor Probleme zu stellen. "Dass sie beide miteinander kombinieren können, das haben wir auch schon früher festgestellt." Ganz normal sozusagen, moderner Fußball halt. Das ist vielleicht das Überraschendste an dieser jungen deutschen Mannschaft, mit welcher Ruhe und Selbstverständlichkeit sie sich zu einem Spitzenteam und damit zu einem Favoriten auf den EM-Titel entwickelt und einen Gegner wie die Niederlande, Testspiel hin, Testspiel her, über 90 Minuten mit spielerischer Leichtigkeit dominiert. Oder wie es Bert van Marwijk, Trainer der Verlierer, sagte: Von Abwehr auf Angriff umschalten konnten die Deutschen "früher schon unglaublich gut. Jetzt können sie auch noch Fußball spielen."

Unberechenbare Spielwut

Müller war an allen drei Toren direkt beteiligt.

Müller war an allen drei Toren direkt beteiligt.

(Foto: dpa)

Thomas Müller ist einer ihrer Protagonisten, 22 Jahre alt, 25 Länderspiele, kaum mehr wegzudenken und als einziger DFB-Kicker in allen Spielen im Einsatz. Als eine Mannschaft zuletzt in Hamburg gegen die Niederlande spielte und 1988 im Halbfinale der EM mit 1:2 verlor, war er noch nicht auf der Welt. Von den Zeiten, als die deutschen Anhänger die Holländer als Käseroller verspotteten und Ronald Koeman sich symbolisch den Hintern mit Olaf Thons Trikot abwischte, hat er nichts mitbekommen. Auch nicht von den Zeiten, in der die deutsche Mannschaft ihren westlichen Nachbarn spielerisch meilenweit hinterherhinkten. Am Dienstag im mit 51.500 Zuschauern ausverkauften Hamburger Stadion war es so, dass die Niederländer nur zu Beginn versuchten mitzuspielen. Dann wählten sie, wie schon im WM-Finale gegen Spanien, die rustikale Gangart - und verloren. Die Deutschen hingegen spielten und gewannen.

Auch dank Thomas Müller. Er schoss das 1:0 und leitete die beiden weiteren Tore durch Miroslav Klose und Mesut Özil ein, womit nun auch endlich die drei besten deutschen Spieler in einem Satz genannt sind. Schon in den sechs Länderspielen zuvor war Thomas Müller, der Torschützenkönig der jüngsten WM, an zehn Treffern der DFB-Elf beteiligt, drei hatte er selbst erzielt. Vor allem aber besticht er durch seine Unberechenbarkeit, seinen Drang zum Sturmlauf, der bisweilen ungestüm wirkt, aber meist zielgerichtet ist. Wenn ein Spieler symbolisch für das neue Fußball-Deutschland steht, dann ist es am ehesten das hochbegabte Schlitzohr Müller, der Spielwut virtuos mit Klasse und nimmermüdem Einsatz vereint.

So einer darf dann hinterher auch ungestraft den Kasper machen. Am Ende seiner Ausführungen zum Wechselspiel mit Mesut Özil hat Thomas Müller dann noch mit Seitenblick auf den Bundestrainer gesagt: "Also ein Stück weit war das auch Anweisung." Und Joachim Löw? Lächelte milde und sagte: "Aber nur ein kleines Stück weit."

Quelle: ntv.de

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