Dieses "Führungsspieler-Theater" Müller und Lahm ziemlich genervt
16.10.2012, 14:45 Uhr
Für andere Hierarchie-Strukturen lief es in der Vergangenheit wesentlich schlechter: Thomas Müller verweist auf die EM 2000.
(Foto: dpa)
Genug ist genug: Das Gerede um flache Hierarchien geht Nationalspieler Thomas Müller gehörig auf den Geist. Kapitän Philipp Lahm pflichtet ihm bei und fordert eine verstärkte Rückbesinnung auf die Grundtugenden des Fußballs: Wir müssen nicht sofort zaubern, das kommt dann von allein.
Fußball-Nationalspieler Thomas Müller ist von den Diskussionen um die flache Hierarchie in der DFB-Auswahl, aber auch bei seinem Klub Bayern München genervt. "Solche Diagramme sollen die Wirtschaftsexperten an der Börse erklären. Im Fußball weiß ich ehrlich gesagt nicht, wo das Führungsspieler-Theater hinführen soll", sagte der 23 Jahre alte Offensivspieler der "Sport Bild". "Bei Bayern haben wir eine gute Serie zum Saisonstart hingelegt, in der Nationalelf haben wir bis zum EM-Halbfinale auch alles gewonnen. Für andere Hierarchie-Strukturen lief es in der Vergangenheit wesentlich schlechter, wenn ich beispielsweise an die EM 2000 denke. Dagegen haben wir wirklich keine Sorgen", führte Müller weiter aus.
Auch Kapitän Philipp Lahm kann das Gerede um die flache Hierarchie nicht mehr hören. "Flache Hierarchie heißt bei uns, dass die Spieler sich untereinander auf Augenhöhe begegnen und normal miteinander umgehen. Aber das ist die interne Geschichte. Öffentlich ist das was anderes", sagte der 28-Jährige im SZ-Interview.
Die DFB-Auswahl müsse "jetzt mal wieder zum Ursprung zurück: kontrolliert spielen, das Zentrum schließen. In die Köpfe muss wieder rein, was wir als allererstes wollen: kompakt sein, geordnet stehen. Darum geht's! Wir müssen nicht sofort zaubern, das kommt dann von allein - siehe Irland", führte Lahm weiter aus. Auch Welt- und Europameister Spanien, "die zweifelsfrei seit Jahren die beste Nationalmannschaft der Welt stellen, vergessen die Grundtugenden nie", so Lahm. Deutschlands Stärke sei noch immer "das robuste Spiel", und dieses habe man vernachlässigt bei der 1:2-Niederlage gegen Italien im EM-Halbfinale. Die waren "nicht besser, aber eben cleverer".
Medien mit Vorsicht begegnen
Für die Kritik des Dortmunders Mats Hummels, der nach dem Länderspiel in Österreich einen Stellungsfehler von Lahm angeprangert hatte, zeigte der Kapitän indes wenig Verständnis. Hummels habe "eine Szene erklärt, das ist legitim. Ob man dabei Namen nennen muss, ist aber eine andere Frage." Generell forderte Lahm einen bedachteren Umgang mit den Medien. Man lebe in "einer öffentlichen Welt, in der alles registriert wird. Da muss ich auf die Wortwahl achten und darauf, wie ich mich verhalte. Das müssen die jüngeren Spieler vielleicht noch lernen."
Die Gefahr sei stets gegeben, "dass es viele Nebengeräusche gibt und dass darüber das Spiel in den Hintergrund gerät". Einem Führungsspieler wie Bastian Schweinsteiger gesteht er aber kritische Worte durchaus zu, wie etwa dessen Anmerkung zum fehlenden Zusammenhalt bei der EM. "Wenn ein erfahrener Profi so etwas sagt, dann sollte jeder Spieler mit den Ohren schlackern und sich fragen: Hoppla, was meint er da? Hat er vielleicht recht?", erklärte Lahm erneut.
Quelle: ntv.de, sid