Fußball

FC Bayern Ballbesitz vs. Real Konter Madrid Muss Guardiola sein Spielsystem ändern?

Er macht das Spiel unberechenbar, ist eigentlich nie zu greifen: Thomas Müller.

Er macht das Spiel unberechenbar, ist eigentlich nie zu greifen: Thomas Müller.

(Foto: imago/Action Plus)

Ballbesitz schießt keine Tore - das haben die Fußballer des FC Bayern spätestens im Halbfinal-Hinspiel bei Real Madrid gemerkt. Muss Guardiola nun im Rückspiel alles anders machen? Quatsch! Einfach auf Thomas Müller setzten.

Was wurde nicht alles gesagt und geschrieben über die Taktik der Fußballer des FC Bayern im Hinspiel bei Real Madrid. Von "brotlosem Ballbesitz" und "zu viel Tiki-Taka" war die Rede. Während die Medien das System von Trainer Josep Guardiola zerrissen, klopften sich die Münchner aufgrund ihrer Dominanz im Bernabéu und 72 Prozent Ballbesitz selbst auf die Schultern. Fest steht, dass die Bayern dieses Halbfinal-Hinspiel mit 0:1 verloren haben. Aber müssen sie jetzt ihr komplettes Spiel ändern? Definitiv nicht.

München - Madrid, 20.45 Uhr

FC Bayern München: Neuer - Lahm, J. Boateng, Dante, Alaba - Javi Martinez, Schweinsteiger - Robben, T. Müller, Ribery – Mandzukic. - Trainer: Guardiola
Real Madrid: Casillas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Fabio Coentrao - Modric, Xabi Alonso, di Maria - Bale, Benzema, Cristiano Ronaldo. - Trainer: Ancelotti
Schiedsrichter: Proenca (Portugal)

Auf der Pressekonferenz vor dem Rückspiel (ab 20.45 U hr im Liveticker bei n-tv.de) ging Guardiola wie schon vor der Bundesligapartie gegen Bremen in die Offensive. Der 46-Jährige verteidigte seinen Plan und ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass sein System auch im Rückspiel alternativlos ist. "Ich liebe es, den Ball zu haben. Ich liebe es", sprudelte es aus ihm heraus. "Ich bin als Fußballer so erzogen worden. Ich habe gelernt, dass ein Fußballer den Ball haben will. Wir haben mit unserer Spielweise im Bernabéu sehr gut gespielt. Was wir brauchen, ist mehr Intensität, mehr Geilheit auf den letzten Metern vor dem Tor. Ich bin mir sicher, dass uns das gelingen wird." Der Trainer brachte es auf den Punkt: Der Titelverteidiger braucht kein neues System, sondern mehr Leidenschaft, mehr Laufbereitschaft und mehr Intensität in den Aktionen vor dem Tor sowie in der Rückwärtsbewegung. Das Hinspiel hat gezeigt, dass die Bayern in der Lage sind, jeden Gegner zu dominieren. Die Sicherheit im Passspiel sucht weltweit ihresgleichen. Selbst der FC Barcelona kann auf diesem Niveau nicht mehr mithalten.

Aber trotzdem lahmte das Offensivspiel. Zu oft versuchten die zentralen Spieler wie Toni Kroos, Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger, das Spiel in die Breite zu ziehen. Von außen entstand trotz unglaublicher 40 Flanken jedoch nie wirkliche Torgefahr. Mario Mandzukic rieb sich im Duell mit Pepe und Sergio Ramos auf, konnte kaum einen Stich setzen und wich auf die Flügel aus. Es fehlte ihm schlichtweg an Unterstützung. Diese könnte in der Allianz Arena von Thomas Müller kommen. Der Nationalspieler hat schon oft bewiesen, dass er in den ganz großen Spielen Leistung abrufen kann. Er macht das Spiel unberechenbar, ist eigentlich nie zu greifen. Müller verkörpert auf seine eigene Art und Weise Weltklasse. Er antizipiert die Räume und Laufwege wie kein anderer. Und genau das ist es, was dem Offensivspiel gefehlt hat: eine ordentliche Prise Anarchie à la Thomas Müller. Leidtragender wäre in diesem Fall Kroos. Keine Frage, der 24-Jährige ist ein exzellenter Regisseur und Ballverteiler. Doch seine Mittel sind gegen eine derart gut verteidigende Mannschaft limitiert.

Bringt Abfangjäger Martinez die Stabilität?

Neben der Offensive muss Guardiola auch die Defensive umbauen. Lahm wird wohl auf seine alte Position als Rechtsverteidiger zurückkehren. Rafinha ist ein ordentlicher Verteidiger, zeigte im Hinspiel aber, dass er auf diesem Niveau so seine Probleme hat und Robben defensiv wie offensiv nicht entlasten kann. Mit dem Kapitän im Rücken kann Robben Druck auf Fabio Coentrao ausüben. Der Portugiese offenbarte schon in Madrid das ein oder andere Mal, dass er im Eins-gegen-Eins mit dem Holländer kein Land sieht.

Die Versetzung von Lahm auf rechts spült automatisch einen Mittelfeldspieler ins Team, und dieser dürfte Javi Martinez heißen. Der Spanier kam in dieser Saison aufgrund von verschiedenen Verletzungen zwar noch nicht richtig in Tritt, hat aber wie Müller oft bewiesen, dass ihm die großen Schlachten liegen. Gemeinsam mit Schweinsteiger bildete Martinez in der vergangenen Saison die beste Doppelsechs der Welt. Seine herausragende Qualität ist das Umschaltspiel. Der 25-Jährige antizipiert die Angriffe des Gegners perfekt und macht so auch Defizite im Tempo wett. Mit dem Abfangjäger Martinez sollte es den Münchnern gelingen, auch im letzten Drittel des Spielfeldes schnell umzuschalten und so die gefährlichen Konter der Madrilenen zu entschärfen.

Doch egal wer heute Abend das Trikot des FC Bayern tragen wird, es muss allen elf Spielern bewusst sein, um was es geht. Nämlich darum, Geschichte zu schreiben. "Wir werden mit so viel Leidenschaft, mit so viel Herz kämpfen, dass uns niemand den Vorwurf machen kann, nicht alles gegeben zu haben", versprach Robben und schob einen vielsagenden Zusatz hinterher: "Dann können und werden wir auch alles schaffen." Worte, die für Real Madrid klingen müssen wie eine Drohung.

Quelle: ntv.de, sport.de

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