HSV protzt mit "Rasen wie ein Teppich" Nachbar vom Kiez wird dreister
16.02.2011, 14:37 UhrDas 16. Hamburger Stadtderby elektrisiert die Massen. Heute Abend erwartet der HSV den FC St. Pauli. Beide Mannschaften stellen Selbstbewusstsein zur Schau. St. Pauli will Geschichte schreiben, die Gastgeber in Richtung Europaliga. Mindestens.

Gut gelaunt und frohgemut: Gerald Asamoah und seine Kollegen des FC St. Pauli wollen auch im Volkspark punkten.
(Foto: dapd)
Beim ersten Derby-Versuch war nur Wasserball möglich, jetzt ist der Rasen in bestem Zustand: Vor dem zweiten Anlauf des Stadtderbys heute ab 18.45 Uhr gegen den FC St. Pauli hat Fußball-Bundesligist Hamburger SV sogar Abwehrstrategien gegen schlimmste Schneefall-Szenarien entworfen. Nach der Absage des Nachbarschaftsgipfels am 6. Februar wegen Dauerregens haben sie Wetter-Prognosen studiert und der jungfräuliche Rasen in der HSV-Arena akribisch untersucht. "Jetzt müsste schon die Welt untergehen, damit das Spiel ausfällt", erklärte Stadionchef Kurt Krägel.
Für einen Weltuntergang aber spricht nach Informationen von n-tv.de aber nichts. Auch Wassermassen wie die 61,6 Liter pro Quadratmeter binnen drei Tagen am verregneten Wochenende sind diesmal nicht zu befürchten. "Wir sind gewappnet für alle Eventualitäten", schwor Krägel und schwärmte: "Der Rasen ist wunderbar, wie ein Teppich."
"Am liebsten sechs Punkte"
Die traditionelle Favoritenrolle des HSV, der in 15 bisherigen Bundesliga-Derbys nur einen St.-Pauli-Sieg vor 33 Jahren zuließ, ist geradezu in Stein gemeißelt. Doch der kleine Nachbar vom Kiez ist dreister geworden. "Wir haben die Chance, Geschichte zu schreiben. Wir wollen das schaffen", sagt St.-Pauli-Stürmer Gerald Asamoah und rechnete keck das übernächste Spiel beim designierten Meister Borussia Dortmund mit ein: "Am liebsten sechs Punkte", verkündete der Stürmer mit Inbrunst die Zielsetzung für diese Woche.
Der Grund für den Optimismus liegt auf der Hand. Der Aufsteiger ist 2011 ungeschlagen: zwei Siege, zwei Unentschieden. Galt das Team in der Hinrunde als zahnlos, weil es magere zehn Tore in 17 Spielen erzielte, heißt die Parole nun: "Feuer frei!". Vier Spiele, zehn Tore lautet die Bilanz. Da kann nicht mal der HSV mithalten, der es gerade auf drei Rückrundentore brachte, aber neun Punkte ergaunerte. "Wir wollen unseren Fußball durchdrücken", sagte Coach Holger Stanislawski auf der Abschlusspressekonferenz. "Wir können eigentlich nur gewinnen und werden 90 Minuten Vollgas geben."
Doch das Bundesliga-Urgestein aus dem Volkspark lässt sich von der neuen Lust der Kiez-Kicker am Rasenspiel nicht verunsichern. "Ich muss die Spieler nicht darauf aufmerksam machen, dass sie individuell stärker sind. Das wissen sie", meinte HSV-Sportchef Bastian Reinhardt gelassen. Stanislawski konterte: "Es zählt nicht der Kontoauszug, sondern was man als Masterplan im Kopf hat." Für HSV-Coach Armin Veh kein Problem. "Stani ist ein guter Typ, und trotzdem schlagen wir ihn", befand der HSV-Trainer, der im blauen Anzug des HSV-Ausstatters auf der Bank sitzen will. "Den hab' ich dreimal angehabt, dreimal haben wir gewonnen", erläuterte er. "Für unsere Fans ist das DAS Spiel. Deshalb müssen wir alles geben."
"Champions League wäre ein Traum"
Beim HSV haben die drei Dreier der Rückrunde alte Begehrlichkeiten geweckt. "Europa League ist realistisch, Champions League wäre ein Traum", sagte Mittelfeldspieler Zé Roberto. Mit einem Sieg im Derby wäre der HSV mit nur einem Punkt Differenz an Platz fünf, sprich Europa League, dran. "Wir sind alle heiß in der Kabine und merken, wie wichtig das Spiel ist", berichtete Zé Roberto und wagt schon einen Blick auf das Wochenende, wenn Werder Bremen zum nächsten Nord- Derby kommt. "Das wird eine wichtige Woche. Wenn wir Mittwoch und Samstag gewinnen, sind wir in einer guten Situation."
Die Polizei hat indes ganz andere Sorgen. Rund 1000 Beamte aus der Hansestadt und den benachbarten Bundesländern müssen für Sicherheit rund um das Stadion und in der Stadt sorgen. Die Partie ist wegen des Gewaltpotenzials der rivalisierenden Fan-Gruppen als Risikospiel eingestuft worden. Vor dem Partie wird erneut die gesamte Imtech-Arena nach Feuerwerkskörpern und anderen allgemeingefährlichen Utensilien abgesucht. Zudem werden am Millerntor 12.000 Fans beim Public Viewing erwartet. St.-Pauli-Spieler Fabian Boll: "Es sollte diesmal keine dritte Halbzeit geben."
Hamburger SV – FC St. Pauli, 18.45 Uhr
Hamburg: Rost - Demel, Westermann, Mathijsen, Aogo - Kacar (Jarolim), Zé Roberto - Pitroipa, Elia (Jansen) - van Nistelrooy, Petric
St. Pauli: Kessler - Thorandt, Gunesch, Zambrano, Volz - Boll, Lehmann - Kruse, Takyi, Bartels – Asamoah
Schiedsrichter: Perl (Pullach)
Quelle: ntv.de, Franko Koitzsch, dpa