FC Bayern: Hoeneß zieht sich zurück Nerlinger darf sich beweisen
21.12.2009, 14:15 UhrJetzt wird's ernst für Christian Nerlinger beim FC Bayern München. Der neue Präsident Uli Hoeneß hatte am Wochenende "praktisch meinen letzten Arbeitstag". Nun will er sich zurückziehen und Nerlinger als einen von zwei Nachfolgern machen lassen.
"Ich werde mich jetzt erstmal einige Wochen oder vielleicht sogar Monate zurückhalten", formulierte der 57-Jährige einen Vorsatz fürs neue Jahr. "Wie soll sich Christian Nerlinger entwickeln, wenn ich ihm ständig dazwischenrede", sagte Hoeneß, dessen Manager-Vertrag bis zum Jahresende läuft. Auch deshalb wird der neue Präsident nicht mit in das Trainingslager ab dem 3. Januar nach Dubai reisen, wo sich die Bayern für den Angriff auf den 22. Meistertitel in Form bringen wollen.
Bewusst fahre er nicht mit, um den Schnitt zu dokumentieren, begründete der im November zum neuen Vereinsoberhaupt mit 99,3 Prozent der Stimmen gekürte Hoeneß. Bei der Mannschafts- Weihnachtsfeier am Wochenende verabschiedete er sich als Manager vom Team. Aber Mark van Bommel & Co. wissen genau, dass der "Mr. FC Bayern" vom neuen Amt aus weiter ein waches Auge auf die Entwicklung haben wird, auch wenn "ich nicht jeden Tag an der Säbener Straße sein werde".
Er darf einen Verein für Luca Toni finden
In der Winterpause wird die Personalpolitik erstmals die Handschrift des 36-jährigen Nerlinger bekommen können. Er darf sich darum kümmern, einen Abnehmer für den unzufriedenen Stürmer Luca Toni zu finden. Den italienischen Weltmeister, seit zweieinhalb Jahren in München und noch mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2011 ausgestattet, würde der FC Bayern sogar zum Nulltarif ziehen lassen. Wichtiger ist dem Klub Ruhe; und vor allem könnte man dann die üppigen monatlichen Gehaltsüberweisungen einstellen.
Auch Spielern wie Christian Lell oder Breno würde der FC Bayern sicher keine Steine in den Weg legen. Beim Brasilianer streben die Münchner wie beim nach Leverkusen abgegebenen Toni Kroos ein Leihgeschäft an. "Das kann für uns ein Zukunftsmodell sein, Spieler auszuleihen, sich entwickeln zu lassen. So lange es nicht zur deutschen Meisterschaft reicht, habe ich kein Problem damit", sagte Nerlinger, der dabei aber auch auf die persönlichen Befindlichkeiten der Kicker achten möchte. "Fußballspieler sind keine Tauschobjekte."
Gespräche mit van Bommel, van Buyten und Butt
Im Trainingslager werden zudem Gespräche mit Führungsspielern wie van Bommel, Daniel van Buyten oder Jörg Butt angegangen, denn deren Verträge laufen am Saisonende aus. "Für mich gilt nicht, dass ein Spieler grundsätzlich nur einen Einjahresvertrag bekommt, weil er über 30 ist. Ich werde die Situation individuell betrachten", sagte der Sportdirektor einmal in der "Sport Bild", in der er auch um Zeit auf dem neuen Posten bat. "Die Öffentlichkeit täte mir unrecht, wenn sie jetzt schon versucht, mich so einzustufen. Ich habe hier einen Dreijahresvertrag, innerhalb dessen ich mich beweisen muss."
An der Seite von Nerlinger soll künftig noch ein Marketing-Mann wirken, der von Hoeneß mit ausgewählt wird. Da man wichtige finanzielle Dinge wie der Sponsorenvertrag mit der Telekom oder die Beteiligung von Audi bereits unter Dach und Fach habe, sei man nicht unter Zeitdruck, betonte der Präsident. "Wir sind im Gespräch mit ein, zwei Leuten und denken auch vielleicht über eine interne Lösung nach. Es ist aber noch nichts spruchreif." Aber erstmal freuen sich auch die Münchner nach einem turbulenten Jahr auf die kurze Weihnachtspause.
Quelle: ntv.de, Christian Kunz, dpa