Juve holt zu zehnt Sieg bei RB Neuer irrt durch Strafraum, Patzer besiegelt Bayern-Pleite
02.10.2024, 22:59 Uhr
Durchblick? Manuel Neuer leistete sich gegen Aston Villa einen entscheidenden Fehler.
(Foto: picture alliance/dpa)
Lange dominiert der FC Bayern in der Champions League bei Aston Villa, doch dann leistet sich Manuel Neuer einen Patzer, der die erste Pleite unter Trainer Kompany bedeutet: Einen langen Ball schätzt der Keeper völlig falsch ein und der Superjoker der Engländer schlägt zu. In Leipzig entwickelt sich ein wildes Spiel mit tollen Toren.
Aston Villa - FC Bayern München 1:0 (0:0)
Durch einen Fehler von Manuel Neuer hat der FC Bayern in der Champions League seine erste Niederlage unter Vincent Kompany kassiert. Im achten Pflichtspiel mit ihrem neuen und bislang so hochgelobten Trainer unterlagen die Münchner 0:1 (0:0) bei Aston Villa. Der Rekordmeister war vor allem in der zweiten Halbzeit dominant, konnte spielerisch aber nicht überzeugen und war vor dem Tor weitgehend ideenlos.
Jhon Duran (79.) nutzte bei einem Konter der Gastgeber mit einem tollen Abschluss den Stellungsfehler von Neuer, der erst aus seinem Kasten heraus eilte, dann wieder umkehrte und sich anschließend zu weit vor dem Tor aufhielt. Der zuvor gefoulte und humpelnde Konrad Laimer kam beim Pass auf den Torschützen nicht hinterher. Zum ersten Mal mussten die Münchner für ihr Risikospiel unter Kompany teuer bezahlen.
In einer intensiven Partie riss damit auch eine beeindruckende Serie des deutschen Rekordmeisters von 41 Vorrundenspielen ohne Niederlage in der Königsklasse. So oder so: Im kommenden Auswärtsduell beim FC Barcelona mit dem früheren Münchner Sextuple-Coach Hansi Flick am 23. Oktober muss eine Steigerung her - wie auch im nächsten Bundesliga-Gipfel am Sonntag in Frankfurt.
Im stimmungsvollen Villa Park wurden die Bayern schmerzlichst mit ihrer ersten großen Finalpleite konfrontiert: Auf der Tribüne, auf der auch die Münchner Fans standen, prangte der TV-Kommentar zum Siegtor für den Klub aus Birmingham im Landesmeister-Endspiel 1982. Damals betrieben die Bayern Chancenwucher, diesmal begannen sie zumindest selbstbewusst. Kompany wich keinen Deut ab von seiner dominanten Hochrisiko-Spielweise. Allerdings verzichtete er zunächst auf Jamal Musiala. Der Zauberfuß, sagte Kompany, habe sich "nicht top gefühlt", der Ligakracher gegen Leverkusen (1:1) "viel Energie gekostet". Stürmerstar Harry Kane war jedoch nach seiner Knöchelblessur dabei.
Der Heimkehrer hatte vor den Augen von Villa-Edelfan Prinz William gleich die erste Bayern-Chance, stand bei seinem Kopfball aber im Abseits (6.). Es blieb für längere Zeit die einzige Gelegenheit, ins Münchner Spiel schlichen sich Ungenauigkeiten ein. Die Bälle gingen zu schnell verloren, im Pressing zeigten sich Mängel. Und vorne war nur noch wenig zu sehen von all der Herrlichkeit des berauschenden Auftaktsieges gegen Dinamo Zagreb (9:2). Das wäre beinahe bestraft worden, doch auch beim Treffer von Pau Torres (22.) für Villa lag eine Abseitsstellung vor. Aber die Elf von Trainer Unai Emery, der die Bayern mit Villarreal 2022 aus der Königsklasse geworfen hatte, blieb dran. Die weit aufgerückte Bayern-Abwehr wackelte ein ums andere Mal. Auf der anderen Seite lenkte Weltmeister-Torwart Emiliano Martínez einen Distanzschuss von Michael Olise (39.) über die Latte.
Mit Wiederbeginn kam Musiala für den schwachen Kingsley Coman. Dadurch erarbeiteten sich die Bayern ein deutlicheres Übergewicht, zwingend vor dem Tor aber waren Kane und Co. kaum. Aleksandar Pavlović schoss den Ball an den Ellbogen von Ezri Konsa (53.), bekam aber nicht den geforderten Handelfmeter. Olise (57.) zielte zu ungenau, Musiala (64.) blieb nach feinem Solo hängen. Die Bayern bemühten sich um Ordnung, um konstruktiven Spielaufbau - vergeblich. Und so kam es, wie es irgendwann kommen musste: Ein Konter, ein Patzer von Neuer als letztem Mann. Der Rausch der ersten Wochen ist erst einmal verflogen.
RB Leipzig - Juventus Turin 2:3 (1:0)
Wilde Schlussphase, bittere Niederlage: RB Leipzig kommt in der Champions League weiter nicht in Fahrt. Die Mannschaft von Trainer Marco Rose verlor vor heimischer Kulisse trotz Führung und Überzahl 2:3 (1:0) gegen den italienischen Rekordmeister Juventus Turin und verspielte den ersten Saisonsieg in der Königsklasse fahrlässig. Im Rennen um das Achtelfinale steht RB ohne Punkte auf dem Konto nun unter Zugzwang.
Benjamin Sesko (30.) erlöste nach einer zähen Anfangsphase die Leipziger, die zum Auftakt einen 1:2-Fehlstart bei Atletico Madrid hingelegt hatten. Dusan Vlahovic (50.) glich aus, danach wurde es hektisch: Zuerst sah Juve-Keeper Michele Di Gregorio nach Handspiel außerhalb des Strafraums (59.) die Rote Karte, in Überzahl traf Sesko wenig später per Handelfmeter (65.) zur erneuten Führung. Doch Vlahovic (68.) egalisierte erneut, ehe Francisco Conceicao (83.) das Spiel drehte. Im kommenden Heimspiel ist RB am 23. Oktober gegen den FC Liverpool (23. Oktober) gefordert.
Selbstvertrauen für das Duell mit Juve hatte sich RB zuletzt in der Bundesliga erarbeitet. Nach zwei Nullnummern war am vergangenen Wochenende beim 4:0-Sieg gegen den FC Augsburg der Knoten geplatzt. Grund, seine Startelf umzubauen, sah Rose deshalb nicht. Lediglich Christoph Baumgartner rückte für Antonio Nusa in die Anfangsformation. In den Anfangsminuten sorgte vor allem Lois Openda für Unruhe in der gegnerischen Hälfte. Seine erste Hereingabe fing Juves Verteidiger Bremer noch ab, in einem Laufduell setzte sich Openda kurz darauf robust gegen seinen Gegenspieler durch. Bremer musste anschließend gestützt das Feld verlassen (6.).
Unbeeindruckt vom frühzeitigen Ausfall Bremers suchten die Gäste den Weg nach vorne, waren jedoch nur wenige Minuten später bereits zum nächsten Wechsel gezwungen. Auch für Nicolas Gonzalez ging es nicht weiter (12.). Leipzig fand zunächst gegen die kompakte Defensive der Italiener kein Durchkommen, verteidigte selbst aber ebenfalls konsequent, sodass sich auf beiden Seiten kaum Chancen ergaben. Teun Koopmeiners versuchte es schließlich aus der Distanz, setzte den Schuss jedoch weit über das Leipziger Tor (28.).
Den nächsten Versuch von Vlahovic parierte Peter Gulacsi stark, den Konter nutzte Sesko, der nach einem Chip-Ball von Openda wuchtig abschloss und für die Leipziger Führung sorgte. Doch nach der Pause erhöhte Juve den Druck, Leipzig ließ nun hinten mehr zu und Vlahovic glich aus. Beide Teams waren offensiv nun deutlich aktiver als noch in der ersten Halbzeit. Auf der anderen Seite traf Openda den Pfosten (53.), kurz darauf stürmte der Belgier erneut auf Juve-Keeper Michele Di Gregorio zu - und der Torhüter sah die Rote Karte wegen Handspiels außerhalb des Strafraums (59.). Den anschließenden Freistoß blockte Douglas Luiz mit dem Arm, Sesko verwandelte den fälligen Elfmeter souverän. Doch in einer hektischen Schlussphase kippte das Spiel.
Quelle: ntv.de, dbe/sid