Ur-Schalker bald bei den Bayern? Neuer steht vor dem Absprung
28.02.2011, 13:29 UhrSeit 20 Jahren ist Manuel Neuer Mitglied bei Schalke 04. Doch die Zeit des Nationaltorwarts bei seinem Heimatverein nähert sich wohl dem Ende. Der FC Bayern ruft. Und was sagt Neuer? Neuer sagt: "Noch mal 20 Jahre werden es hier wohl nicht."
Das Jubiläum macht Manuel Neuer "sehr stolz". Seit genau 20 Jahren fängt der Fußball-Nationaltorwart Bälle bei Schalke 04, ist in seiner Heimatstadt vom Mini-Kicker zu Deutschlands Nummer eins geworden. Doch das Ende seiner königsblauen Zeit rückt näher. "Noch mal 20 Jahre werden es hier wohl nicht", sagt der 24-Jährige schmunzelnd und weiß, dass viel schneller Schluss sein kann.
Vor dem DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwoch ab 20.30 Uhr hat der FC Bayern München sein Buhlen um den "besten Torhüter der Welt", wie Franz Beckenbauer sagt, noch einmal intensiviert. Jetzt will auch Trainer Louis van Gaal den Vorzeige-Schalker haben. Einen "kleinen Trick vor dem Pokalspiel" nennt Neuer die neuen Avancen.
Längst über einen Wechsel einig?
Doch sollten die Gelsenkirchener in München verlieren, würde Neuers Verbleib wieder ein Stück unrealistischer. Deutschlands Nummer eins ohne Europapokal? "Man kann sich alles vorstellen", sagt der Torwart zwar und fügt an: "Auch ich." Viel weniger Fantasie gehört jedoch dazu zu glauben, dass Neuer schon längst mit den Bayern über einen Wechsel einig ist. Dieses Gerücht hält sich seit Monaten hartnäckig - auch wenn Trainer und Manager Felix Magath seine Nummer eins immer wieder für "unverkäuflich" erklärt.
Bislang ist es dem starken Mann auf Schalke nicht gelungen, Neuer von einer Vertragsverlängerung über 2012 hinaus zu überzeugen. "Bis jetzt hat sich noch nichts geändert", sagt der Umworbene, der am 1. März 1991 als Vierjähriger beim Gelsenkirchener Traditionsklub angemeldet wurde. Immer deutlicher wird jedoch, dass ihm die jüngste Entwicklung bei seinem Klub überhaupt nicht gefällt. Schon zu Saisonbeginn ließ der Kapitän leise Zweifel an Magaths Radikalumbau erkennen. Nach der 1:2-Blamage beim Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach vermisste er "einen Plan".
Direktes Duell Torwarttalent Thomas Kraft
Und nach dem enttäuschenden 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg am Samstag widersprach er offen Magaths Einschätzung, der den verhaltenen Start angesichts der bevorstehenden Spiele im DFB-Pokal und in der Champions League für richtig hielt. "Wir müssen ganz anders auftreten", forderte Neuer, die letzte verbliebene Identifikationsfigur auf Schalke. Dass er am Mittwoch wieder unter besonderer Beobachtung stehen wird, weiß er - zumal er erstmals im direkten Duell auf das Münchner Torwarttalent Thomas Kraft trifft. Als Bewerbung sieht er den Auftritt aber nicht. "Für einen neuen Arbeitgeber kann man sich immer bewerben, das hat mit dem Spiel überhaupt nichts zu tun." Das Ergebnis wohl aber mit seiner Zukunft.
Dabei gab es durchaus Zeit, in denen sie ihn auf Schalke vom Hof jagen wollten. "Wenn es nach dem einen oder anderen Trainer gegangen wäre, hätte ich den Klub verlassen sollen", erinnert sich Neuer, "aber ich habe mich durchgebissen". In der A-Jugend, als jeder gemerkt hatte, dass da ein besonderes Talent reifte, gab es dann "auch Angebote aus dem Ausland". Doch der eingefleischte Schalke-Fan, der in der Nordkurve seine königsblauen Idole angehimmelt hatte, blieb.
Was folgte, ist bekannt: Am 5. November 2006 machte Trainer Mirko Slomka nicht ganz freiwillig Neuer zur Nummer eins auf Schalke, weil Stammtorwart Frank Rost in Ungnade gefallen war. Gleich im ersten Bundesliga-Jahr wählten ihn seine Kollegen zum Torhüter des Jahres. Am 5. März 2008 im Champions-League-Achtelfinale beim FC Porto machte er mit spektakulären Paraden erstmals weltweit auf sich aufmerksam. Als Rene Adler kurz vor der WM 2010 verletzt ausfiel, stellte ihn Bundestrainer Joachim Löw in der Nationalmannschaft zwischen die Pfosten. Eine starke Weltmeisterschaft und überragende Leistungen hinter einer oft wackeligen Schalker Abwehr stärkten seine Position weiter - und weckten Begehrlichkeiten.
Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski, sid