Fußball

Inter Mailands spielendes Denkmal Neues Schalke trifft alten Zanetti

Wenn der FC Schalke 04 heute im Viertelfinale der Champions League bei Inter Mailand antritt, dann erinnern sie sich in Gelsenkirchen gerne an 1997. Damals gewann der Klub den Uefa-Pokal. In Mailand. Gegen Inter. Damals wie heute dabei: Javier Zanetti, argentinischer Kapitän der Italiener.

Lang ist's her: Doch Inters Javier Zanetti ist immer noch dabei. Hier hehauptet er am 21. Mai 1997 im Finale des Uefa-Pokals den Ball gegen die Schalker Olaf Thon und Yves Eigenrauch.

Lang ist's her: Doch Inters Javier Zanetti ist immer noch dabei. Hier hehauptet er am 21. Mai 1997 im Finale des Uefa-Pokals den Ball gegen die Schalker Olaf Thon und Yves Eigenrauch.

(Foto: dpa)

Die Erinnerung an 1997 gehört einfach dazu, wenn der FC Schalke 04 heute im San Siro zum Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Titelverteidiger Inter Mailand antritt. Den Moment, als Marc Wilmots am 21. Mai den entscheidenden Elfmeter verwandelte und den Eurofightern den Uefa-Cup-Sieg bescherte, haben sie sich in Gelsenkirchen eingerahmt. Nie war es schöner, Schalker zu sein.

Javier Zanettis Erinnerungen an diesen Abend im Mai 1997 sind nicht so erfreulich. "Es war wie ein Schandmal: Inter gewinnt keine Titel, hieß es. Und dann verlieren wir zu Hause im Elfmeterschießen. Das war hart", blickte er vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen im "Kicker" zurück. Ab 20.45 Uhr wird er heute im Hinspiel des Viertelfinales der Champions League im San Siro wieder auf dem Rasen stehen - und ist selbst erstaunt darüber.

"Eineinhalb Jahrzehnte sind vergangen, und es klingt wie eine Lüge, ein Überlebender dieser Zeit zu sein", findet Zanetti. Auch Schalkes Mathias Schober war 1997 schon dabei, doch Schober ist Ersatztorwart und verdingte sich zwischendurch bei anderen Vereinen. Zanetti ist kein Mitläufer. Der Argentinier war 1997 als 23-Jähriger schon unverzichtbar bei Internazionale Mailand und ist es noch immer.

Die Gegner zollen ihm Respekt

"Er ist einer der ganz großen Leader, die dieser Verein je in seinen Reihen hatte", schwärmte Inter-Besitzer Massimo Moratti 2002 und bot Zanetti einen Vertrag "für die Ewigkeit" an. Damals war Zanetti erst seit drei Jahren Inter-Kapitän, inzwischen sind zwölf daraus geworden. Solange der Capitano weiterspielt, wird er die Binde behalten.

In all den Jahren, in denen der exzentrische Klubbesitzer Trainer um Trainer verschlissen und aberwitzige Summen in Stars wie Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic investiert hat, war Zanetti der einzige Fixpunkt in Inters illustrer Millionentruppe. Er ist nicht der bekannteste Spieler, aber der wichtigste und für den Verein, was Paolo Maldini über Jahrzehnte für den Lokalrivalen AC Mailand war. Der Inter-Anhang verehrt ihn, die Gegner zollen ihm Respekt und preisen die Vorzüge des Argentiniers. So wie Manchester Uniteds spielende Fußballlegende Ryan Giggs: "Er hat alles: Schnelligkeit, Kraft, Mut, Technik und Spielintelligenz. Und er ist ein überragender Kapitän."

Und Arjen Robben nimmt er einfach aus dem Spiel

Zanetti ist der Traum jedes Trainers: Unersetzlich aber bescheiden, eisenhart aber äußerst fair, auf praktisch allen Positionen in Mittelfeld und Abwehr verwendbar, trotz seiner 37 Jahre noch antrittsschnell und dazu mit einer außergewöhnlichen Physis und Robustheit gesegnet. Seit er 1995 zu Inter kam, hat er nie weniger als 28 Spiele pro Saison bestritten, nationale und internationale Pokalspiele nicht mitgezählt.

"Er ist die Art von Spieler, die nicht einmal ein Freundschaftsspiel verpassen, denn sein Körper ermöglicht ihm das und er passt gut darauf auf"

"Er ist die Art von Spieler, die nicht einmal ein Freundschaftsspiel verpassen, denn sein Körper ermöglicht ihm das und er passt gut darauf auf"

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Champions-League-Endspiel 2010 gegen den FC Bayern nahm Zanetti den Münchner Dribbelkönig Arjen Robben komplett aus dem Spiel. Inter machte mit dem 2:0-Sieg das Triple perfekt und bescherte seinem Kapitän damit ein grandioses Jubiläum: Das Finale in Madrid war sein 700. Spiel im Inter-Trikot. "Er ist die Art von Spieler, die nicht einmal ein Freundschaftsspiel verpassen, denn sein Körper ermöglicht ihm das und er passt gut darauf auf", sagt Guiseppe Bergomi über seinen Nachfolger als Inter-Kapitän, der schier unverwüstlich ist. Die 0:3-Schmach gegen den Lokalrivalen AC Mailand am vergangenen Samstag war Zanettis 35. Lokalderby in Folge. Letztmals passen musste er im November 1997.

Mit 758 Pflichtspielen für Inter hält Bergomi die Bestmarke, doch er weiß, was alle bei Inter wissen: Zanetti wird den Rekord brechen, wie er schon Bergomis Rekord für die meisten Ligaspiele und den Länderspielrekord in Argentiniens Nationalmannschaft gebrochen hat. Eilig muss es Zanetti dabei nicht haben. Im August 2010 hat er einen neuen Vertrag bei Inter unterschrieben, der erst 2013 ausläuft. Seine Frau Paula rechnet trotzdem nicht damit, dass sich ihr dann 39 Jahre junger Mann schon zur Ruhe setzt. Sie hat sich eher auf 2014 eingerichtet und hält auch 2015 für möglich.

Inter Mailand - FC Schalke 04, 20.45 Uhr

Mailand: Julio Cesar - Maicon, Ranocchia, Chivu, Zanetti - Thiago Motta, Stankovic, Cambiasso - Sneijder - Eto'o, Milito

Schalke: Neuer - Uchida, Matip, Höwedes, Sarpei - Papadopoulos - Farfan, Jurado, Baumjohann - Raul, Edu
Schiedsrichter: Martin Atkinson (England)

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen