Arjen Robben muss sich bei Bayern bewähren Nicht ohne meine Dribblings
31.07.2013, 14:32 Uhr
Feiern, wenn andere sich schon wieder sortieren: Arjen Robben kostet sein 1:1 im Supercup gegen Dortmund aus.
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Mit dem DFB-Pokal startet das Projekt Guardiola in die Phase der Bewährung. Noch ist unklar, auf wen der Trainer setzt. Selbst ein Anwärter auf "Europas Fußballer des Jahres" muss bangen: Arjen Robben. Das liegt auch an einer Gabe.

Sie teilen die Frisur - aber auch die Idee vom guten Spiel? Guardiola und Robben im Training.
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Mit Komplimenten ist es ja so: je mehr vergeben werden, desto geringer ist ihr Wert. Deswegen kann man nur schwer beziffern, welchen Wert Pep Guardiola Spielern beimisst – er lobt sie einfach alle. Sogar den nach Florenz abgeschobenen Mario Gomez hat er als "Super-Spieler" bezeichnet. Was also heißt es für Arjen Robben, wenn Guardiola sagt: "Er ist ein Top-top-top-Spieler"?
Arjen Robben steht auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere. Das Triple mit den Bayern, dazu das entscheidende Tor im Champions-League-Finale. Die Fans lieben ihn, verteidigen ihn gegen die Pfiffe und Schmähungen der Konkurrenz. Er ist einer der Favoriten auf den Titel "Europas Fußballer des Jahres". Und trotzdem kann er sich seines Stammplatzes bei Bayern nicht sicher sein. Das liegt auch an einer sonderbaren Gabe Robbens: Er kann gleichzeitig der beste Spieler seiner Mannschaft und eine Pest für den Trainer sein.
Erstes Glied in der Fehlerkette
Zu beobachten war das bei der Niederlage gegen den BVB im Supercup: da stellte Guardiola Robben zur zweiten Halbzeit auf die linke Angriffsseite. Offensiv zeigte der Holländer dann eine überragende Leistung. Zwei Tore, dazu viele gefährliche Dribblings. Aber Robben zeigte sich eben auch von seiner schlechten Seite: Nach dem 1:1 feierte er lieber ausgiebig mit den Fans, und trabte zurück in die Bayern-Hälfte. Statt erster Verteidiger war er nach dem Anpfiff nur erste Fahnenstange, der Angriff der Dortmunder lief an ihm vorbei.
Nun kann Robben nichts dafür, dass Daniel van Buyten die Flanke von Gündogan bildschön ins eigene Tor köpfte. Aber auch wenige Sekunden später agierte Robben nachlässig. Erst dribbelte er aussichtslos gegen drei Borussen, dann versuchte er nicht sofort, den Ball zurückzuerobern, sondern verschnaufte. Ein schneller Konter, und schon stand es 1:3. Zwei Gegentore innerhalb von zwei Minuten, das dürfe einer Mannschaft wie Bayern nicht passieren, sagte Kapitän Philipp Lahm nach dem Spiel. Thomas Müller sprach nach dem Spiel von kollektiver Unordnung, und es stimmt: Robben war beileibe nicht das einzige Glied in der Fehlerkette - aber jeweils das erste.
Unverzichtbar ist Robben nicht
Macht Robben zu viele solcher Fehler, könnte er sich schnell auf der Bank wiederfinden. Das Überangebot der Bayern im Mittelfeld ist beinah absurd, nicht zu ersetzen scheint einzig Franck Ribery. Ohne den Franzosen mangelt es an Kreativität. Die kann Robben nicht liefern, er ist kein Kreativspieler. Manchmal wirkt es sogar, als mache er immer nur das Gleich – von rechts nach innen ziehen, dann selbst schießen oder auf Philipp Lahm ablegen. Nur ist Arjen Robben darin eben Weltklasse und kaum zu stoppen.
Das ist sein größter Trumpf: Pep Guardiola weiß genau, was er offensiv von Robben erwarten kann. Die Frage ist, mit wie viel defensiver Schwäche er sich dessen Torgefahr erkaufen möchte. Denn die riskanten Dribblings will sich Robben nicht verbieten lassen. "Wenn ein Trainer zu mir sagen würde: Du brauchst nicht mehr dribbeln, sondern nur noch abspielen, dann kannst du mich besser rausnehmen", sagte er jüngst in der "Süddeutschen Zeitung." Guardiola sagte noch vor dem Supercup: "Wir müssen schneller passen." Eine leise Kritik nur, aber eben eine seltene – und damit viel wert. Das klingt nach Konfliktpotenzial.
Quelle: ntv.de