Der HSV erfreut den "Ausputzer" Nie mehr, Glücksgas-Stadion, nie mehr!
27.01.2015, 11:02 Uhr
Zweite Liga? Egal. Hauptsache Volkspark!
(Foto: dpa)
Vorwärts in die Vergangenheit: Die HSV-Fans schauen vielleicht bald Zweitligafußball, doch sie bekommen ihren Volkspark zurück. Löblich - und vielleicht der Anfang vom Ende einer bizarr-schönen Orgie. Eine Hitliste der absurdesten Stadionnamen.
Dinostark, HSV! Der Volkspark heißt wieder Volkspark, und nicht mehr Hypo-Real-Estate-Arena, oder auf welchen Namen Euer Schmuckkästchen auch immer die letzten Jahre hörte. Okay, dafür habt Ihr einen Teil des Vereins für ein vergleichsweise lächerliches Sümmchen an einen völlig unberechenbaren Logistik-Magnaten mit irrem Blick verhökert. Aber hey, bei Euch zählen halt jetzt wieder die inneren Werte - wenn es schon nicht viele Punkte zu zählen gibt.
Das Fußballwochenende ist passé, alles ist geschrieben und gesagt. Wirklich alles? Natürlich nicht. Mit unserer Kolumne "Der Ausputzer" kehren wir auf n-tv.de dienstags, was aufzukehren ist. Unsere Autoren sind: Christian Bartlau, Kai Butterweck, Anja Kleinelanghorst und Ingo Scheel. Nach dem Spiel ist schließlich vor dem Spiel.
Vor allem die Fans freut die Rückbesinnung auf die gute alte Zeit, die ja bekanntlich immer besser wird, je schlechter die aktuelle Lage aussieht. Damit wären wir auch schon in Rostock. Dort singen die Anhänger seit der Umbenennung in "DKB-Arena" das schöne und originelle Lied: "Ostseestadion, Ostseestadion, Ostseestadion - seit 1954 Tradition, ihr Wichser!" Etwas konstruktiver betätigten sich vor einigen Monaten die Fans der Frankfurter Eintracht. Sie spielten gemeinsam Lotto, mit dem Gewinn wollten sie in den Poker um die Namensrechte einsteigen. Die 384,20 Euro reichten letztlich nicht ganz aus. Der Ausputzer steht prinzipiell natürlich fest an der Seite der traditionsbewussten Fans. Eines aber gilt es zu bedenken: Wenn das Beispiel HSV Mode macht, gehen der Welt Perlen des real existierenden Fußball-Kapitalismus verloren. Sie dürfen nicht der Vergessenheit anheim fallen. Deswegen hier unsere Hitliste der absurdesten Stadiennamen im deutschsprachigen Raum:
10. Ertl-Glas-Stadion, SKU Amstetten (3. Liga Österreich): Der Mittelweg zwischen Tradition und Kommerz. Wenn schon Namensrechte verkaufen, dann nur an den sympathischen Mittelständler von nebenan. Ginge aber noch etwas konsequenter – etwa "Dachdecker-Meier-Kampfbahn" oder "Biobauer-Gollinger-Spielfeld".
9. Keine Sorgen Arena, SV Ried (1. Liga Österreich): Das Kuschelkissen unter den österreichischen Stadien. Hieß zuvor Fill Metallbau Stadion und HomeLife-Arena.
8. Schauinsland-Reisen-Arena, MSV Duisburg (3. Liga): Nomen est omen bei den "Zebras": Schließlich geht es in der 3. Liga nicht in die weite Welt, sondern nach Großaspach.
7. Sparda-Bank-Hessen-Stadion, Kickers Offenbach (Regionalliga Südwest): Daran gibt es ausnahmsweise so gar nichts lustig zu finden. Das tut richtig weh, nicht nur wegen der drei Bindestriche. Sondern weil dieses Ungetüm am Bieberer Berg steht. Als hätte man einen H&M auf die Überreste des Kölner Doms gestellt.

An dieser Stelle merkt die Redaktion mal etwas an: Das Ruhrstadion bleibt das Ruhrstadion bleibt das Ruhrstadion. Und es ist immer noch das schönste Stadion Deutschlands.
(Foto: imago/Hans Blossey)
6. Rewirpowerstadion, VfL Bochum (2. Bundesliga): Wo wir gerade bei Schmerzen sind: Aua. Was für ein Wortspiel. Revier, Wir, verstehnse? Unser geschätzter Kolumnist Ben Redelings hat sicher geweint, als er vom neuen Namen erfahren hat. Noch schlimmer die Eigenschreibweise: RewirpowerSTADION.
5. DAS.GOLDBERG Stadion, SV Grödig (1. Liga, Österreich): DAS PASSIERT ALSO, WENN BEI MARKETING-STRATEGEN DIE CAPSLOCK-TASTE KLEMMT. UND MÜSSTE ES NICHT DER.GOLDBERG HEIßEN? ALLERERSTE REGEL IM MODERNEN FUßBALL: ALLES WURSCHT.
4. Coface-Arena, FSV Mainz (Bundesliga): Wir sind ja keine Werbefachleute, deswegen an dieser Stelle die Frage: Was genau bringt es, wenn ein Unternehmen mit dem Bekanntheitsgrad Null sich die Namensrechte an einem Stadion sichert? Müssten die Menschen nicht zumindest dann und wann im richtigen Leben über den Namen stolpern? Um dann zu denken: Hab ich schonmal gehört, kauf ich!?
3. PokerStars.de-Stadion an der Lohmühle, VfB Lübeck (Regionalliga Nord): Ein Name, der noch schlimmere Bauchschmerzen verursacht als die Pokerstars-Werbung mit Boris Becker. Ein Name, der klingt, als hätte KimDotcom höchstpersönlich seine Wurstfinger im Spiel gehabt. Ein Name, der zum Glück wieder Vergangenheit ist: Seit 2013 heißt die Lohmühle wieder Lohmühle.
2. Trolli-Arena, SpVgg Greuther Fürth (2. Bundesliga): Vom Regen in die Trolli – von 1997 bis 2010 hörte der altehrwürdige Ronhof allen Ernstes auf den Namen Playmobil-Stadion. Und dann das: Eine Spielstätte, benannt nach einem "Spezialisten für verrückte und originelle Fruchtgummi-Kreationen" (Eigenwerbung). Auch das hat ein Ende: Neuerdings heißt die Heimat der Fürther schlicht Stadion am Laubenweg.
1. Glücksgas-Stadion, Dynamo Dresden (3. Liga): Man muss sich das alles mal bildlich vorstellen. Da sitzen also Vertreter der Firma Goldgas zusammen, allesamt wahrscheinlich gut ausgebildet und noch besser bezahlt - und sie befinden den Produktnamen "Glücksgas" für vortrefflich. Gas an sich hat in Deutschland ja bekanntlich keinerlei negative Konnotation. Die historisch sensible Stadt Dresden kann daran auch nichts finden und verkauft die Namensrechte für ihr Stadion an die Firma. Bombengeschäft, nicht wahr? Offensichtlich nicht, die Rechte liegen seit 2014 wieder bei der Stadt, die sich einen tollen neuen Namen überlegt hat: Stadion Dresden. Immerhin.
Quelle: ntv.de