Übermächtiger FIFA-Boss Niemand traut sich ins direkte Duell mit Infantino
17.11.2022, 16:09 Uhr
Gianni Infantino wird dann wohl FIFA-Boss bleiben.
(Foto: Noah K. Murray/AP/dpa)
Die tapfere deutsche Opposition hat keinem Herausforderer genug Mut gemacht - niemand wagt sich in das offenbar aussichtslose Rennen: Die Wahl zum FIFA-Präsidenten ist vier Monate vor dem Votum bereits zugunsten des äußerst umstrittenen Gianni Infantino entschieden.
Auch ohne die Unterstützung aus Deutschland darf sich Gianni Infantino seiner dritten Amtszeit als Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA sicher sein. Nach Ablauf der Frist kurz vor Beginn der umstrittenen WM in Katar geht der Schweizer als einziger Bewerber für die Wahl am 16. März 2023 in Kigali ins Rennen. Dies teilte die FIFA mit, es sei keine weitere Kandidatur eingegangen.
Damit gilt die Wiederwahl des 52-Jährigen, dem bereits die Unterstützung unter anderem aus Südamerika, Asien und Ozeanien zugesagt worden war, als sicher. Der Deutsche Fußball-Bund und DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatten am Mittwoch mitgeteilt, keinen Kandidaten zu nominieren. Infantino war im Februar 2016 als Nachfolger von Joseph Blatter gewählt worden und im Juni 2019 per Akklamation ohne Gegenkandidaten im Amt bestätigt worden. Nun steht er vor seiner dritten Amtszeit, mehr darf ein FIFA-Präsident laut Statuten nicht bestreiten.
In Sturz von Blatter und Platini involviert?
Die FIFA kam vor sechs Jahren aus Skandal-Monaten mit Verhaftungen etlicher Funktionäre in Zürich sowie den Sperren gegen Infantinos Vorgänger Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini, der eigentlich als designierter Nachfolger als FIFA-Chef galt. Beide kostete jedoch eine Millionenzahlung die Funktionärs-Karrieren - inzwischen sind beide in der Schweiz vom damaligen Vorwurf der Veruntreuung freigesprochen worden. Infantino, ehemals UEFA-Generalsekretär wird vorgeworfen, den Sturz von Blatter und Platini mitverantwortet zu haben.
Der FIFA-Präsident weist die Vorwürfe zurück, wie auch Berichte über weitere Ungereimtheiten seiner Amtszeit. Er steht aufgrund einer stetig wachsenden Zahl von Skandalen und Kontroversen seit langer Zeit in der Kritik. In der Schweiz läuft nach wie vor ein Strafverfahren gegen den FIFA-Boss, der mittlerweile teilweise in Katar lebt. All das schert Infantinos Unterstützer wenig. Das hat vor allem finanzielle und strategische Gründe. Die kleinen Länder sind auf die Zuwendungen der FIFA angewiesen - für die Infantino sorgt. Und zahlreiche große Verbände brauchen jene kleine Länder, wenn sie ihre Chancen auf die Vergabe der WM 2030 intakt halten wollen.
Der 52-Jährige darf sich nach offiziellen Äußerungen unter anderem der Unterstützung der Konföderationen aus Asien (AFC) und Afrika (Caf) sicher sein. Gewählt wird von bis zu 211 FIFA-Mitgliedsverbänden. Anders als aus weiten Teilen der Welt erhielt Infantino aus Deutschland keine Nominierung. "Viele Verbände haben ihre Unterstützung für den amtierenden Präsidenten Gianni Infantino bereits signalisiert. Dennoch wollen wir mit dieser Entscheidung zum Ausdruck bringen, dass wir uns seitens der FIFA ein deutlicheres Bekenntnis für die Menschenrechte sowie ein größeres Engagement in humanitären Fragen gewünscht hätten", sagte Neuendorf, der mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser zuletzt mit Infantino in Katar gesprochen hatte.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid