Doch kein Saudi-Angebot? "Niemanden umgebracht": Mancini wehrt sich
15.08.2023, 15:12 Uhr Artikel anhören
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Es sei "einer der absurdesten Tage der italienischen Fußballgeschichte" gewesen: Mit seinem plötzlichen Rücktritt löst Nationaltrainer Roberto Mancini ein Beben aus. Angeblich soll er dem saudischen Geld verfallen sein, er selbst weist das zurück.
Der zurückgetretene italienische Fußball-Nationaltrainer Roberto Mancini hat sich nach heftigen Vorwürfen aufgrund seines am Sonntag verkündeten Rücktritts verteidigt. "Ich habe niemanden umgebracht, ich verdiene Respekt, und ich verdiene nicht die Kritik, mit der ich konfrontiert worden bin", sagte der 58-Jährige im Interview mit dem "Corriere dello Sport".
Er dementierte, dass ein 120-Millionen-Euro-Angebot für drei Jahre aus Saudi-Arabien der Grund für seinen Abschied gewesen sei: "Für mich hat die italienische Nationalmannschaft stets Vorrang gehabt. Nach vielen Jahren als Trainer habe ich verschiedene Angebote erhalten, die ich in den nächsten Wochen prüfen werde, aber im Moment ist nichts konkret. Saudi-Arabien hat nichts mit meinem Rücktritt zu tun." Vielmehr seien Meinungsverschiedenheiten mit Verbandschef Gabriele Gravina der ausschlaggebende Grund gewesen.
Der 58-jährige Mancini hatte am Samstagabend nach gut fünf Jahren seinen Rücktritt eingereicht, wie der italienische Fußball-Verband FIGC am Sonntag mitteilte. Mancini selbst bezeichnete seinen Rücktritt später auf Instagram als "persönliche Entscheidung". Italienische Medien berichteten allerdings von einem lukrativen Angebot für den Coach aus Saudi-Arabien. Mancini hatte Italien 2021 zum EM-Titel geführt und damit mit den Azzurri den größten Erfolg seit dem Weltmeistertitel 2006 gefeiert.
Der Verband steht unter Druck
Unterdessen läuft in Italien die Suche nach einem Nachfolger. Italienischen Medienberichten zufolge wird vor allem der Ex-Coach der SSC Neapel, Luciano Spalletti, als Kandidat für die Nachfolge von Mancini gehandelt. Die Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" spekulierte am Montag außerdem, dass der frühere Tottenham-Coach Antonio Conte als neuer Nationalcoach infrage kommen könnte.
Mancinis Rücktritt traf den italienischen Fußball völlig unvorbereitet. Die "Gazzetta dello Sport" schrieb gar von "einem der absurdesten Tage in unserer Fußballgeschichte". In der Qualifikation für die EM 2024 liegt Italien mit drei Punkten aus zwei Spielen auf Rang drei seiner Gruppe. Bereits im September stehen die Partien gegen Nordmazedonien und die Ukraine an. Angesichts dieser "wichtigen Verpflichtungen" wollte der Fußball-Verband bereits in den kommenden Tagen den neuen Nationaltrainer bekannt geben.
Ex-Napoli-Coach Spalletti hatte erst nach dem Gewinn des Meistertitels angekündigt, eine Auszeit zu nehmen. "Ich muss ein Jahr aussetzen. Ich bin ein bisschen müde", sagte er damals im italienischen Fernsehen. Gleichzeitig schwärmte er von einem Engagement als Nationaltrainer. "Eine Nationalmannschaft zu trainieren, wäre sehr reizvoll", sagte er.
Conte, der neben Juve, Inter, Chelsea und Tottenham auch schon von 2014 bis 2016 das italienische Nationalteam coacht hatte, ist seit seinem Aus beim Premier-League-Klub Tottenham Hotspur Ende März vertragslos. Die "Gazzetta dello Sport" berichtete von einem großen Interesse Contes an einer Rückkehr zur Nationalmannschaft.
Quelle: ntv.de, ses/sid/dpa