Ganz bitteres Bayern-Déjà-vu Nübel vergrätzt S04 und macht den Neuer
22.12.2019, 15:03 Uhr
Offenbar will Alexander Nübel drei Jahre lang die Bayern-Nr. 2 von Manuel Neuer sein, ehe er diesen als Stammkeeper ablöst.
(Foto: picture alliance/dpa)
Schon wieder verabschiedet sich ein großes Torwart-Talent des FC Schalke zu Fußball-Rekordmeister FC Bayern. Wie Manuel Neuer zieht es wohl auch Alexander Nübel nach München - und das sogar ablösefrei. Der Abgang ärgert den Klub und trübt die positive Hinrundenbilanz erheblich.
Am Samstag feierten die Schalke-Fans die starke Hinrunde ihres Klubs in der Fußball-Bundesliga. Einen Tag später wurde die Freude aber erheblich getrübt und viele Fans dürften sich entsetzt gefragt haben: Schon wieder? Nicht nur, dass Torwart Alexander Nübel den Verein im Sommer in jedem Fall ablösefrei verlässt. Der 23-Jährige soll laut "Süddeutscher Zeitung" und "Bild"-Zeitung auch noch ausgerechnet zum FC Bayern München wechseln - so wie einst Manuel Neuer. Der hatte Schalke zwar einst unter Tränen verlassen, danach aber mehrere Jahre lang mit dem Hass der königsblauen Fans zu kämpfen.
"Nach allen Gesprächen, die wir in den letzten Monaten mit Alexander Nübel und seinem Berater geführt haben" seien die Schalker Verantwortlichen aber nicht "sehr überrascht" gewesen, dass der Keeper seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird, sagte Sportvorstand Jochen Schneider. Er machte aus seiner Verärgerung trotzdem keinen Hehl: "Verstehen müssen wir seine Entscheidung indes nicht."
Die Bayern wollten Medienberichte auf Nachfrage zunächst nicht kommentieren. Bei der "Bild"-Zeitung ist von einem Fünfjahresvertrag ab dem 1. Juli 2020 die Rede und einem gewagten Konstrukt. Nübel soll demnach in Absprache mit Stammtorwart Neuer als Nummer zwei kommen, aber regelmäßige Einsätze bekommen. Nur: Der 33-jährige Neuer dürfte seine Karriere nicht vor 2023 beenden, womit Nübel eine sehr lange Wartezeit bis zur erhofften Beförderung zur Nr. 1 der Münchner winkt. Die ist seit Sommer 2011 unumstritten Neuer, nachdem er damals nach 20 Jahren als Schalker von Gelsenkirchen nach München gewechselt gewechselt. Er verkündete seinen Abschied damals während einer emotionalen Pressekonferenz, allerdings ohne dabei schon sein Ziel zu nennen.
Wagner als Moderator gefordert

Die Arbeit von Schalke-Coach David Wagner wird durch die erwartbare Unruhe um Nübel nicht leichter.
(Foto: imago images/Pakusch)
Noch am Samstag nach dem rasanten 2:2 (1:0) gegen den SC Freiburg hatten sich die Königsblauen wie auch die Breisgauer trotz der Punkteteilung wie Gewinner gefühlt. Trainer David Wagner verabschiedeten sich wie auch sein Kollege Christian Streich in seliger Stimmung in die Weihnachtsferien: "Wir werden einen Teufel tun, uns selbst ein Limit zu setzen. Diese Vorrunde hat uns allen Hunger auf mehr gemacht."
In der Winterpause wird sich Wagner nun aber auch Gedanken müssen, wie er mit der Personalie Nübel umgeht. Geht der 23-Jährige tatsächlich erst im Sommer, wird er die erwartbar schwierigen Reaktionen des Umfelds moderieren müssen. Außerdem wird Schalke zum wiederholten Mal den ablösefreien Verlust eines Leistungsträgers verkraften müssen. Laut Schneider ist Nübel aber bis zum Saisonende fest eingeplant: "Ich bin überzeugt, dass Alex bis Saisonende alles für unseren Verein geben wird. Ab Sommer 2020 werden wir unseren eingeschlagenen Weg dann auch ohne ihn konsequent fortsetzen."
Abgang trotz Champions-League-Kurs
Die Chance auf internationalen Fußball, möglicherweise gar die Champions League, hätte Nübel nach aktuellem Stand auch auf Schalke gehabt. Nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz im Vergleich zum Erzrivalen aus Dortmund überwintert Schalke auf Rang fünf.
Mit 30 Zählern steht das Team so gut da, wie in der Vizemeister-Saison 2017/18. "Wir sind angetreten, einen Fußball zu spielen, der von Leidenschaft, Emotionen, Intensität, positiver Aggressivität geprägt ist. Wie die Jungs das relativ konstant gemacht haben, ist etwas Besonderes", sagte Wagner. Auch gegen Freiburg bewies sein Team große Moral und wendete dank des Treffers von Einwechselspielers Ahmed Kutucu (80.) die drohende Niederlage ab.
Dass diese positive Entwicklung trotz des großen Verletzungspechs anhielt, wertet die Hinrunde zusätzlich auf: "Es war alles andere als rosarot", klagte Wagner, "aber wie wir das als Gruppe und Verein gelöst haben, war großartig. Je größer der Widerstand, je größer die Herausforderung, desto größer wurde die Lust."
Quelle: ntv.de, Heinz Büse und Jan Mies, dpa