Schalker Wahnsinn geht weiter Nun soll Man United dran glauben
26.04.2011, 11:48 UhrDie europäischen Fußball-Festtage auf Schalke sollen heute Abend gegen Manchester United ihre Fortsetzung finden. Dabei halten die Königsblauen zumindest einen Trumpf in der Hand: ihre Heimstärke.

"Wir treffen auf eine große Mannschaft, und die müssen wir erst einmal schlagen": Raúl.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der krasse Außenseiter Schalke 04 will Europas Fußball-Adel mit absoluter Hingabe weiter kräftig aufmischen. Auf dem sensationellen Weg in das Halbfinale der Fußball-Champions League gewannen die Königsblauen alle fünf Heimspiele und glauben auch gegen Englands Rekordmeister Manchester United an ihre Chance. Der Wahnsinn geht weiter. "Wir sind unter den vier besten Teams. Warum sollen wir nicht Champions-League-Sieger werden?", tönte Schalkes Angreifer Jefferson Farfan vor der Gänsehaut-Gala gegen das Millionenensemble von Sir Alex Ferguson.
Vor dem Hinspiel heute ab 20.45 Uhr im mit 54.142 Zuschauern selbstverständlich ausverkauften Gelsenkirchener Stadion sind die Machtverhältnisse zumindest für den Schalker Trainer Ralf Rangnick klar verteilt. "Wir wissen, dass wir Außenseiter sind. In dieser Rolle fühlen wir uns ganz wohl." Die Halbfinal-Premiere der Königsblauen in Europas Beletage garantiert dem klammen Verein immerhin mehr als 50 Millionen Euro, Rangnick aber bleibt trotz der internationalen Schalker Erfolgschronik dieser Saison nüchtern: "Der Vergleich mit der Mondlandung ist mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen."
"Auch gegen Manchester eine Chance"
Als überirdisch stuft der 52-Jährige auch den Gegner nicht ein, obwohl Ferguson mit den Red Devils nach dem 1:0 gegen den FC Everton vor dem Gewinn des 19. Meistertitels steht und die Schalker in der Liga eine völlig verkorkste Saison bilanzieren müssen. Jetzt zählen nur noch Europas Millionenspiel und das DFB-Pokalfinale am 21. Mai gegen Zweitligist Duisburg - und Rangnick glaubt in beiden Fällen an das Machbare: "Wir haben auch gegen Manchester eine Chance."
Respekt ja, Angst nein - den Schalkern ist bewusst, dass sie gegen Wayne Rooney und Co. Underdogs sind. Man United ist als Champions League-Sieger von 1999 und 2008 in der aktuellen Spielzeit auswärts bei vier Siegen und einem Remis noch ohne Gegentreffer. Verteidiger Patrice Evra hatte das Duell schon vor knapp zwei Wochen mit seiner forschen Aussage angeheizt: "Ich habe großen Respekt vor Schalke, aber es wäre ein Desaster, eine Katastrophe, wenn wir nicht weiterkommen."
In der Rolle der vermeintlich Unterschätzten liegt aber auch die große Chance der Gelsenkirchener. "Wir müssen ehrlich sein: Die haben sich schön die Hände gerieben, dass sie uns zugelost wurden und nicht Real Madrid oder dem FC Barcelona", sagte Innenverteidiger Christoph Metzelder. Und: "Unter den verbliebenen Mannschaften sind wir das vermeintliche Leichtgewicht."
Raúl hält sich mit kessen Prognosen zurück
Kapitän Manuel Neuer schloss sich an, schob aber fast schon trotzig nach, dass "auch wir unsere Chance haben". Alexander Baumjohann erinnerte an das "Wunder" des 5:2 im Viertelfinale bei Titelverteidiger Inter Mailand: "Wenn wir an diese Leistungen anknüpfen können, ist das Weiterkommen möglich." Sein Plan ist einfach: In Gelsenkirchen "die Null halten", am 4. Mai in Old Trafford mindestens ein Tor erzielen und den Rest irgendwie überstehen. Auch Farfan verfällt bei einem Blick auf die mehr als 600 Länderspiel-Einsätze in Uniteds Startformation nicht in Schockstarre: "Manchester ist zwar Favorit, aber das zählt in so einem Spiel nicht. Mit dem Anpfiff ist das vergessen, es geht bei 0:0 los." Sportvorstand Horst Heldt untermauerte Farfans These: "Wir können gegen Manchester nur gewinnen."
Schalkes Superstar Raúl hielt sich mit kessen Prognosen zurück. "Wir treffen auf eine große Mannschaft, und die müssen wir erst einmal schlagen.". Insgeheim liebäugelt der mit fünf Champions-League-Treffern 2010/2011 erfolgreichste Schalker Torschütze am 28. Mai in London mit einem Wiedersehen mit alten Bekannten aus Madrid: "Ich erwarte schon, dass Real das Finale erreicht." Für Raúl und seine Kollegen wäre der Trip zum Endspiel in Wembley "schon wie ein Titelgewinn. Man müsste uns dafür schon einen Pokal geben, einen kleinen Pokal." Bei den Königlichen machte Raúl beste Erfahrungen mit Manchester: Dreimal wurde er Champions-League- Gewinner und schaltete United dabei zweimal aus.
Quelle: ntv.de, Dietmar Fuchs, dpa