Messi-Ärger wird zum Erdbeben Peking sagt Länderspielreise von Argentinien ab
10.02.2024, 12:14 Uhr
Eine Verletzung von Lionel Messi hat ein Erdbeben ausgelöst.
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Dass Lionel Messi bei einem Einsatz in Hongkong überraschend auf der Bank blieb, ärgerte die Fußballfans. Nun haben die chinesischen Organisatoren eine geplante Länderspielreise von Weltmeister Argentinien abgesagt und die Affäre in ein Erdbeben verwandelt.
Der chinesische Ärger um Lionel Messi hat die nächste Stufe erreicht und beeinflusst nun sogar die argentinische Nationalmannschaft. Die Promo-Tour des Fußball-Weltmeisters in China vom 18. bis 26. März, während der Testspiele gegen Nigeria und die Elfenbeinküste geplant wären, wurde vonseiten der Gastgeber abgesagt. "Nach einer Überprüfung plant Peking derzeit nicht, das Spiel, an dem Lionel Messi teilnehmen sollte, zu veranstalten", teilte die Fußballvereinigung Pekings, die den Fußball in der chinesischen Hauptstadt organisiert, in einer Stellungnahme mit.
Das Match gegen Nigeria in Hangzhou wurde bereits am Freitag gestrichen. Aus Gründen, "die jeder kennt, sind laut den zuständigen Behörden die Bedingungen für die Veranstaltung nicht erfüllt", teilte die Sportbehörde in Hangzhou mit. Der bizarre Streit um Lionel Messi und seinen Besuch in Hongkong war in den vergangenen Tagen bereits eskaliert. Es ging um Ablehnung, Verschwörung und einen unglücklichen Flamingo. Weltmeister Messi war am vergangenen Sonntag mit seinem Klub Inter Miami aus der US-amerikanischen Major League Soccer zu Gast bei Hong Kong XI.
"Ganz Hongkong hasst Messi"
Ungefähr 38.000 Fans kamen, teilweise sogar aus Australien, um den Argentinier spielen zu sehen. Doch der 36-Jährige saß bei dem 4:1-Sieg der US-Amerikaner ebenso wie der frühere FC-Barcelona-Stürmer Luis Suárez 90 Minuten auf der Bank. Messi sagte später, er habe Adduktoren-Probleme gehabt. Die Fans im Stadion wollten davon nichts wissen. Sie machten mit Buhrufen und in den Tagen danach mit wütenden Posts im Internet ihrem Ärger Luft. Es war Teil einer Lawine, die immer schneller in Richtung Absurdität rollte und die weiterhin nicht gestoppt ist.

"Man hätte genauso gut einer schmollenden, kleinen Ballerina in einem Tutu zusehen können", schrieb die "South China Morning Post".
(Foto: IMAGO/VCG)
Die "South China Morning Post" war nur eine der Publikationen, die die Absage sehr persönlich genommen hatte. Sie donnerte atemlos: "Ganz Hongkong hasst Messi - und er verdient es." In dem Meinungsstück ging es nahezu poetisch zu. "Der Himmel kennt keinen Zorn, der die Liebe in Hass verwandelt", hieß es zur Einleitung: "Und die Hölle keine Wut, die eine verachtete Stadt erregt: Deshalb hasst Hongkong jetzt Lionel Messi."
"Unfähiger Miteigentümer" David Beckham
Der Argentinier habe es verdient, "den Zorn der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen". Der Rest des Klubs, vor allem der "unfähige Miteigentümer" David Beckham, hätten einiges zu erklären. Eine Entschuldigung aber sei nicht erwünscht, zu arrogant und zu abgehoben sei ihr Auftreten. Danach folgt eine gnadenlose Abrechnung mit Inter Miami und Messi sowie eine ungesunde Portion Wehklagen über den ausgefallenen PR-Coup.
Nach weiteren wüsten Beleidigungen gegen den Weltmeister ("saß in Rosa auf der Bank, bockig wie ein unglücklicher Flamingo - man hätte genauso gut einer schmollenden, kleine Ballerina in einem Tutu zusehen können" usw. usf.) endet der Text mit einem Klagegesang: "Wenn wir sie nicht so sehr vergöttern würden, wären wir vielleicht nicht so am Boden zerstört", heißt es da und man sieht die Tränen fließen.
Veranstalter kündigt Teilrückerstattung an
Auf einer sachlicheren Ebene hat der Ärger der wütenden Fans ebenfalls Auswirkungen. Der Veranstalter hat eine Teilrückerstattung angekündigt. "Wir werden uns nicht unserer Verantwortung als Organisatoren entziehen, und deshalb wird Tatler Asia allen, die über offizielle Kanäle ein Ticket für den Spieltag gekauft haben, 50 Prozent Rückerstattung anbieten", schrieb der Organisator auf seiner Facebook-Seite. Bis Mitte März wollte Tatler Asia das weitere Verfahren dafür bekannt geben. Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungsregion, die eine Erklärung für das Debakel gefordert hatte, begrüßte das Angebot des Veranstalters.
Angeheizt wurde die Wut der Fans und Verantwortlichen von Hongkong zusätzlich, weil Messi nur Tage später in Japan beim Freundschaftsspiel gegen Vissel Kobe spielte. Der Klub habe vertraglich zugesichert, dass Messi und Suárez in Hongkong 45 Minuten spielen sollten, außer sie seien verletzt, erklärte Tatler Asia. Inter Miami habe die Organisatoren informiert, dass Messi und Suárez wegen einer Verletzung nicht spielen konnten. Dass beide in Japan auf dem Feld standen, fühle sich an wie "ein weiterer Schlag ins Gesicht", schrieb Tatler Asia.
Quelle: ntv.de, sue/sid