Fußball

Nach Matip-Freispruch durch die Uefa Podolski noch saurer auf den DFB

Lukas Podolski wurde gesperrt, obwohl er nichts gemacht hatte. Tatsachenentscheidung, sagte der DFB.

Lukas Podolski wurde gesperrt, obwohl er nichts gemacht hatte. Tatsachenentscheidung, sagte der DFB.

(Foto: dpa)

Wird in den Fußball-Verbänden mit zweierlei Maß gemessen? Während der Schalker Matip nach "Rot" und TV-Entlastung von der Uefa freigesprochen wird, muss Lukas Podolski die vom DFB-Sportgericht verhängte Sperre abbrummen. Der Kölner findet das ungerecht - und für seine Sicht prominente Fürsprecher.

Mit dem nachträglichen Überraschungsfreispruch für Joel Matip hat die Europäische Fußball-Union (Uefa) einen Präzedenzfall geschaffen. Während der FC Schalke 04 die Entscheidung, Matip nicht für ein Spiel zu sperren, begrüßte, nahm Kölns Nationalspieler Lukas Podolski das Uefa-Urteil zum Anlass, seine Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu erneuern. "Ich habe letzte Woche schon von einer Ungerechtigkeit gesprochen. Jetzt wurde ich noch mal durch dieses Urteil bestätigt", klagte Podolski im "Express".

In dem ähnlich gelagerten Fall von FC-Profi Podolski hatte das DFB-Sportgericht trotz entlastender Fernsehbilder und vorheriger Präzedenzfälle anders entschieden als die Uefa bei Matip. Im Heimspiel gegen Hertha BSC hatte Podolski für eine angebliche Tätlichkeit die Rote Karte gesehen. Trotz des Kölner Einspruchs war der Stürmer für die folgende Bundesliga-Partie in Hannover (1:4) gesperrt worden. Podolski empfindet dies als ungerecht. "Die Verantwortlichen, die letzte Woche so entschieden haben, sollten sich ernsthaft hinterfragen, ob sie wirklich im Sinne des Fußballs gehandelt haben", klagte der 26-Jährige, der mit seinem Club im Abstiegskampf steckt.

Reparatur-Betrieb oder nicht?

Der frühere Fifa-Schiedsrichter Markus Merk hatte Podolski direkt nach dem Urteilsspruch des DFB Recht gegeben: "Man hätte sich an den Fällen von 2001 und 2003 orientieren müssen. Ich bin überzeugt, damit wäre jeder einverstanden gewesen." In den von Merk angesprochenen Präzedenzfällen waren Sergej Barbarez und Hasan Salihamidzic in ähnlichen Fällen freigesprochen worden. "Die Tatsachenentscheidung im Fußball muss bestehen bleiben. Aber nicht, wenn es um die Sperren der Spieler geht", sagte Merk: "Wir bestrafen Spieler nachträglich, sie werden gesperrt. Dann müssen sie auch freigesprochen werden, wenn sie nichts getan haben."

Der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz hatte das Urteil nach der Einspruchs-Verhandlung mit den Worten begründet: "Wir sind kein Reperatur-Betrieb für diskussionswürdige Schiedsrichter-Entscheidungen. Wir können Tatsachen-Entscheidungen der Schiedsrichter grundsätzlich nicht korrigieren - auch keine falschen!"

Was falsch ist, darf auch falsch sein

Bei der Europäischen Fußball-Union sieht man die Sache anders. Matip, der beim Achtelfinal-Hinspiel des FC Schalke in der Europa League bei Twente Enschede wegen einer angeblichen Notbremse an Luuk de Jong "Rot" gesehen hatte, traf letztlich nach mehrfachem Einspruch der Schalker bei der Kontroll- und Disziplinarkommission der Uefa auf mehr Verständnis. Die ursprünglich verhängte und dann verschobene automatische Sperre für ein Spiel gegen den 20 Jahre alten Abwehrspieler wurde am Donnerstag nach einer Anhörung Matips in Nyon endgültig aufgehoben. Auch hier hatten die TV-Bilder die Unschuld des Profis eindeutig belegt. In beiden Fällen handelte es sich um eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters.

Matip darf nun auch am Donnerstag im ersten Viertelfinale gegen den spanischen Erstligisten Athletic Bilbao mitwirken. Sehr zur Freude von Horst Heldt: "Die absolut richtige, aber auch mutige Entscheidung. Fast keiner hat damit gerechnet, dass wir Erfolg haben", kommentierte der Schalke-Manager das Urteil in der "Bild". Der nachträgliche Freispruch hat laut Heldt "etwas von einem Grundsatzurteil": "So etwas gab es noch nie bei der Uefa. In Zukunft kann jetzt gerechter entschieden werden." Der Manager wünscht sich auch beim DFB bei derart klaren Sachverhalten mehr Spielraum nach TV-Beweisen. "Ich hoffe, das macht auch auf nationaler Ebene Schule."

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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