Fußball

Spezialist für Fußballzwerge Podolski sucht seine Form

Bei Lukas Podolski klappt es mit dem Fußballspielen zurzeit nicht so gut, lange darüber nachdenken will er aber nicht. Schließlich darf er heute für die deutsche Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan von Beginn an auflaufen. Genau das ist das Problem.

Noch immer guter Dinge: Lukas Podolski.

Noch immer guter Dinge: Lukas Podolski.

(Foto: REUTERS)

Die gute Nachricht ist, dass Lukas Podolski nach nur zwei Spielen in der gerade begonnenen Saison der Fußball-Bundesliga schon halb so viele Tore geschossen hat wie in der Spielzeit davor. Die schlechte, dass es da auch nur zwei waren. Aber immerhin, Lukas Podolski macht sich keine großen Sorgen um seine Form, schließlich lief es zuletzt in Bremen ja gut für ihn. "Hab' ich ein Tor gemacht." Und das ist vielleicht die wirklich schlechte Nachricht. Er sieht das Problem nicht.

Wenn Deutschlands Fußballer heute ab 20.45 Uhr gegen Aserbaidschan ihr zweites Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft bestreiten, dann werden sie das mit Lukas Podolski im linken offensiven Mittelfeld tun. Es gibt Menschen, die sagen, er dürfe nur mitmachen, weil das Spiel in Köln stattfindet. Und es wäre der vermutlich prächtigen Stimmung im Müngersdorfer Stadion tatsächlich arg abträglich, sollte der Publikumsliebling in seiner Stadt nicht auflaufen. Rein sportlich gesehen wäre es keine Überraschung, würde ein anderer anstatt seiner spielen, der Münchner Toni Kroos zum Beispiel oder Bremens Marko Marin, die auch gerne über links kommen.

Kroos war besser als Podolski

Denn abgesehen davon, dass Podolskis Verein, der 1. FC Köln, besagte Partie in Bremen mit 2:4 verlor und nun mit null Punkten am Tabellenende steht, hat nun sogar Bundestrainer Joachim Löw erkannt, dass es mit Podolskis Leistung nicht zum Besten bestellt ist. Beim 1:0 zum Qualifikationsauftakt in Belgien irrte er 70 lange Minuten so verlassen über den Rasen des König- Baudouin-Stadions, dass er keinen Zweikampf gewann und nur einmal ernsthaft den Ball in Richtung Tor schoss. Die Erlösung kam mit seiner Auswechslung – für ihn kam Toni Kroos.

Und was sagt Lukas Podolski? "Gegen Belgien lief es nicht optimal für mich." Da wurde der Bundestrainer schon deutlicher. "In der zweiten Halbzeit ist er abgefallen, er war nicht so im Spiel." Insgesamt sei sein Auftritt "nicht so gelungen" gewesen. Kroos hingegen habe nach seiner Einwechslung "gespielt wie einer, der schon immer dabei ist", sagte Löw. Will heißen: Kroos war besser als Podolski. Wenn das kein Fingerzeig ist.

Grübeln ist seine Sache nicht

Aber Lukas Podolski wäre nicht Lukas Podolski, wenn ihn das über das Maß hinaus ins Grübeln bringen würde. Vielleicht auch, weil er weiß, was für ihn spricht. 25 Jahre ist er alt, kommt aber schon auf 80 Länderspiele – und 40 Tore. Gegen Aserbaidschan absolviert er sein 81. Länderspiel, da hat er, was den Torerfolg betrifft, die Statistik auf seiner Seite. Schließlich trifft er, rein rechnerisch, in jedem zweiten Spiel. Und wenn zu viel Nachdenken schlecht fürs Selbstbewusstsein ist, dann ist Lukas Podolski auf einem guten Weg. "Wenn ich wieder meine normale Form habe, wird es schwer, an mir vorbeizukommen."

Nur – was ist seine normale Form? Das, was er in der vergangenen Saison beim 1. FC Köln gezeigt hat? Seine ordentlichen bis durchwachsenen Leistungen bei der Weltmeisterschaft in Südafrika? Bundestrainer Löw jedenfalls sagt: "Lukas genießt großes Vertrauen, weil er bei den Turnieren immer seine Leistung abruft." Deswegen spielt er heute. Das sage noch einer, in der Nationalmannschaft zählten die Verdienste von gestern und vorgestern nicht.

Spezialist für Fußballzwerge

Nur: Irgendwann ist auch der Bonus eines Lukas Podolski aufgebraucht, nicht nur, weil Toni Kroos nach dem Spiel in Belgien bereits Ansprüche auf einen Platz in der Nationalelf angemeldet hat. Und viele sagen – zurecht! Lukas Podolski muss seine Form finden. Oder anders gesagt: Endlich konstant so gut spielen, im Verein und in der Nationalmannschaft, dass er seine Nominierung durch Leistung rechtfertigt. Vielleicht sollte er mal Bastian Schweinsteiger fragen, wie das geht.

Lange Zeit verliefen ihre Karrieren mit der WM 2006 als Höhepunkt parallel, doch während sich der Münchner auf neuer Position im defensiven Mittelfeld zum allseits gefeierten Weltklassespieler entwickelte, wechselte Lukas Podolski vom FC Bayern zum Abstiegskandidaten und Herzensklub nach Köln. Und ist immer noch ein bisschen der lustige Poldi, der Schwierigkeiten hat, die Balance zwischen Ehrgeiz und Leichtigkeit zu finden.

Aber da gibt es ja noch eine gute Nachricht – Lukas Podolski ist Spezialist für Fußballzwerge. Also ein Typ, der gegen kleine Nationen besonders gerne und viele Tore schießt, gegen Thailand, Luxemburg, San Marino oder Zypern zum Beispiel. Oder eben gegen Aserbaidschan. Und das auch noch in Köln. "Da freue ich mich besonders drauf." Tore schießen will er auch. "Damit die Kölner auch mal was zu freuen haben im Fußball." Nun muss er nur noch seine Form finden. Und sei es für einen Abend. Auch wenn das sein Problem nicht löst.

Quelle: ntv.de

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