Gauck soll Verdienstkreuz aberkennen Politik will Blatter abstrafen
17.07.2012, 03:47 UhrFußball-Deutschland ist empört über die Andeutung von Fifa-Präsident Joseph Blatter, der Zuschlag für die WM 2006 sei gekauft worden. Nun wird laut darüber nachgedacht, ihm das Bundesverdienstkreuz zu entziehen, das er "für seine besonderen Leistungen bei der Vergabe der WM" erhalten hatte.
Wegen der Schmiergeldaffäre beim Weltfußballverband Fifa haben sich führende Politiker aus Europaparlament und Bundestag dafür ausgesprochen, dem FIFA-Präsidenten Joseph Blatter das Bundesverdienstkreuz abzuerkennen. "Sepp Blatter steht für endemische Korruption bei der Fifa", sagte der Sprecher der Grünen im Europaparlament, Reinhard Bütikofer, der "Welt". Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon rief Bundespräsident Joachim Gauck auf, die Entziehung der Auszeichnung "eingehend" zu prüfen.
Ähnliche Forderungen kamen von SPD und Linken. "Wenn es dabei bleibt, dass Herr Blatter keine echte Aufklärung der Schmiergeldaffäre will, sollten wir über eine Aberkennung des Bundesverdienstkreuzes nachdenken", sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Die Schmiergeldzahlungen an Funktionäre der Fifa seien belegt und Blatter habe davon gewusst. Auch Wolfgang Neskovic, Justiziar der Linke-Fraktion, sagte, er halte "eine Entziehung der Auszeichnung für zwingend geboten".
"Beobachtung durch das Bundespräsidialamt"
Der Vorsitzende des Innenausschusses, Wolfgang Bosbach, sagte der "Welt", er wolle zwar einer "Entscheidung des Herrn Bundespräsidenten" nicht vorgreifen. Aber er gehe davon aus, "dass die Berichterstattung über die Korruptionsvorwürfe bei der Fifa auch im Präsidialamt gelesen" werde. Die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag, sagte, sie sei überzeugt, dass der Fall Blatter "sich der aufmerksamen Beobachtung durch das Bundespräsidialamt sicher sein" werde.
Der Schweizer Blatter hatte das Bundesverdienstkreuz 2006 von Bundeskanzlerin Angela Merkel für seine besonderen Leistungen bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Deutschland erhalten. Schon damals war die Auszeichnung umstritten. Blatter steht derzeit wegen seiner Rolle in der Affäre um Schmiergeldzahlungen des Sportvermarkters ISL an hochrangige Funktionäre des Weltfußballverbands in der Kritik. Blatter wird vorgeworfen, Kenntnis von den Zahlungen gehabt zu haben.
Blatter erklärte in dem Schreiben an "Fußball-Deutschland" weiter, dass man bei WM-Vergaben immer einen Grund finde, "um irgendwelche Verschwörungstheorien zu spinnen. Sogar in Zusammenhang mit Deutschland, das eine perfekte WM lieferte. Ein Sommermärchen sondergleichen, worauf das Land stolz sein kann."
Blatter hatte in dem Interview mit einer Schweizer Zeitung auf die Nachfrage, ob er vermute, dass die WM in Deutschland gekauft worden sei, erklärt: "Nein, ich vermute nichts. Ich stelle fest."
Quelle: ntv.de, tle/AFP