Randale in der Fußball-Bundesliga Polizei weist Kritik zurück
14.03.2010, 13:41 UhrÜber 100 Randalierer stürmten nach der Berliner Niederlage in der Fußball-Bundesliga gegen Nürnberg den Innenraum des Olympiastadions und zerlegten unter anderem die Trainerbank. Die Polizei weist Vorwürfe zurück, sie habe zu spät eingegriffen. Der Hertha droht eine harte Strafe durch den DFB.
Die Berliner Polizei hat Vorwürfe zurückgewiesen, sie habe bei den Ausschreitungen am Samstag im Olympiastadion zu spät eingegriffen. Nachdem ewalttätige Zuschauer unmittelbar nach der 1:2-Niederlage von Hertha BSC im Abstiegsduell der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg im Stadion randaliert hatten, ist es in der Nacht weitgehend ruhig geblieben. In der Arena hatte die Polizei die Lage erst nach fünf bis acht Minuten in den Griff bekommen. Nach dem Spiel versammelten sich zwar noch einige Fans vor dem Stadion und machten ihrer Wut lautstark Luft, die Polizei löste die Gruppe aber auf, wie eine Sprecherin mitteilte. Nach Angaben der Polizei gab es 25 Festnahmen, vier Polizisten seien leicht verletzt worden.
Ein Teil der Polizeikräfte sei nach dem 1:0-Zwischenstand für Hertha zum Ostkreuz abkommandiert worden, weil dort frustrierte BFC-Dynamo-Anhänger nach der Auswärtsniederlage bei Energie Cottbus II erwartet worden seien, berichtete der "Tagesspiegel". Nach dem Ausgleich der Nürnberger im Olympiastadion seien die Kräfte wieder dorthin zurückbeordert worden. Insgesamt sollen etwa 300 Polizisten im Einsatz gewesen sein.
Strafe für Hertha abzusehen
Die Deutsche Fußball-Liga will Konsequenzen aus der Fan-Randale ziehen, vom Deutschen Fußball-Bund droht Hertha BSC eine harte Strafe. "Angesichts der jüngsten Häufung gewalttätiger Vorkommnisse wird sich der Ligavorstand auf seiner nächsten Sitzung mit dem Thema intensiv befassen, um eine ligaweite Strategie zu beraten", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball nach den. "Nach solchen Vorfällen wird vieles, wenn nicht alles auf den Prüfstand gestellt", erklärte auch der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn. "Wir alle wollen, dass diese Fankurven bleiben - aber das muss ohne Gewalt gehen."
Der Kontrollausschuss des DFB verlangt von Hertha BSC eine Stellungnahme und wird dann entscheiden, ob das Sportgericht tätig wird. "Den Fans muss klar sein: Das geht einfach nicht", sagte Spahn. "Wir haben leider in den Fan-Gruppen und Ultra-Gruppierungen der Vereine jeweils 100 bis 150 Personen, die das Mittel Gewalt und Widerstand benutzen." Beim DFB sei man der Meinung, dass man dies mit auch nicht mit noch mehr Restriktionen, Ordnung- und Polizeikräften nicht in den Griff bekomme. "Deshalb begrüßen wir den offenen Brief der Fanbeauftragten: Denn nur wenn sich die Fans gegen diese Gruppierungen solidarisieren, können sie ausgegrenzt werden", erklärte Spahn.
Spahn: "Taktisches Abwägen"
Nach seinem Kenntnisstand war es in Berlin ein taktisches Abwägen, "ob sich die Ordner an dem Graben, der im Allgemeinen im Olympiastadion eine gute Absicherung ist, auf Prügelszenen mit diesen Fans einlassen. Da aus dem Zuschauerbereich schon Stangen flogen, haben sich die Ordner zurückgezogen, um den Kabineneingang zu schützen."
Bis zu 150 Chaoten aus dem Berliner Fanblock hatten nach der Niederlage des Bundesliga-Schlusslichtes Hertha gegen Nürnberg den Graben überwunden und den Innenraum des Olympiastadions gestürmt. Die Nürnberger Profis mussten vor den Randalierern in die Katakomben flüchten. Ordner und Polizisten hinderten die teilweise mit Latten und Fahnenstangen bewaffneten Fans, in den Abgang zu den Spieler-Kabinen vorzudringen. Die Chaoten zerschlugen Plastik- und Glaswände im Bereich der Trainerbänke und zerstörten zahlreiche Stühle.
Quelle: ntv.de, dpa