Klopp: "Die Gier ist schon cool" Polnische Wochen beim BVB
27.02.2012, 14:13 Uhr
Der strahlende Robert: Shinji Kagawa freut sich mit Dortmunds Torjäger Lewandowski.
(Foto: dpa)
Mit dem Erfolg gegen Hannover schließt sich der Kreis: Borussia Dortmund hat seit 17 Runden nicht mehr verloren und steht an der Spitze der Fußball-Bundesliga. Das liegt auch daran, dass mit Robert Lewandowski, Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek drei Polen für Wirbel sorgen.
Katzenjammer in Dortmund. Die Mannschaft spielt 86 Minuten klasse Fußball, geht nach einer guten Stunde durch Shinji Kagawa verdient in Führung - und dann das. Karim Haggui und Didier Ya Konan treffen für Hannover 96 und drehen innerhalb von 116 Sekunden die Partie. Eine Niederlage, "die sich sehr fies anfühlt", sagt Trainer Jürgen Klopp der "Bild"-Zeitung. "Das ist kein Fehlstart, aber wir sind nicht zufrieden und haben zu wenige Punkte. Klar ist auch, dass wir jetzt Druck haben." Borussia Dortmund steht nach sechs Spieltagen auf Platz elf der Bundesliga, hat die Hälfte der Spiele verloren, nur sieben Punkte auf dem Konto. In der Saison zuvor hatte der BVB erst am 26. Spieltag seine dritte Niederlage kassiert. Und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" konstatiert: "Dortmund hat die Siegermentalität verloren". Schlechter ist ein Meister in der Geschichte der Liga selten gestartet.
Gut fünf Monate später haben die Dortmunder am Sonntag wieder gegen Hannover gespielt. Und es stehen immer noch drei Niederlagen zu Buche. Nur drei Niederlagen muss es nach mittlerweile 23 Spieltagen heißen. Oder anders ausgedrückt: Der BVB hat seit 17 Runden nicht mehr verloren, thront weiter an der Tabellenspitze und hat mit dem 3:1-Sieg, dem siebten dreifachen Punktgewinn in Folge, seinen Vorsprung auf den zweiten Platz sogar auf vier Punkte ausgebaut. Dort steht, nach dem souveränen 2:0 gegen den FC Schalke 04, nun der FC Bayern, weil die Borussen aus Mönchengladbach gegen den Hamburger SV nur ein 1:1 erreichten und auf Rang drei zurückgefallen sind.
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp schwärmt: "Überragend. Die Gier, mit der die Mannschaft nach drei Punkten lechzt, ist schon cool. Sie verhält sich nicht wie eine Spitzenmannschaft, sondern wie ein ultimativer Herausforderer." Und wie sich die Spieler "in die Zweikämpfe reinschmeißen, als hätten sie seit fünf Jahren kein Spiel mehr gewonnen, das finde ich gut". Apropos Herausforderer. Von dem erneuten Gewinn der Meisterschaft will Klopp fast schon traditionell nichts hören - und auch nichts darüber sagen. Nur so viel: "Wir spielen noch gegen brutal starke Mannschaften." Dabei sind sie selbst brutal stark.
Polnisches Trio sorgt für Aufschwung
Dass es bei den Borussen so gut läuft, haben sie Robert Lewandowski zu verdanken. Also nicht ihm allein, aber bei ihm ist es am augenfälligsten, weil er die Tore schießt. Bis zum siebten Spieltag waren es ganze zwei, doch der Trainer setzte den polnischen Nationalspieler weiter ein, nicht nur weil Lucas Barrios, in der Meistersaison mit 16 Treffern erfolgreichster Schütze des BVB, erst verletzt war und dann seiner Form hinterherlief. Kritiker kreideten es den Dortmundern dennoch als Fehler an, in der Sommerpause nach dem Titelgewinn nicht einen neuen Angreifer verpflichtet zu haben. Dabei übersahen sie, dass Lewandowski in der Spielzeit 2010/2011 ebenfalls acht Tore erzielte und in 33 Ligaspielen, wenn auch meist einwechselt, zum Einsatz kam. Klopp hat sich offensichtlich daran erinnert.
Mittlerweile hat Lewandoski - nach seinen beiden Treffern gegen Hannover - 16 Tore auf seinem Konto . Nur der Schalker Klaas-Jan Huntelaar und Bayerns Mario Gomez haben zweimal mehr getroffen. Lewandowski steht mit seinen Landsleuten Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek, dem rechten Außenverteidiger sinnbildlich für den Dortmunder Aufschwung. Am Sonntag jedenfalls überragte das polnische Trio, heimste fünf der sechs Scorerpunkte ein. "Dass sie in einer ordentlichen Verfassung sind, ist uns auch schon aufgefallen. Gegen Hannover haben sie das jedoch auf die Spitze getrieben. Was ihre Effektivität angeht, tendiert das gegen einhundert Prozent. Ich stehe auf solche Spieler", sagte Klopp.
Die Co-Produktionen zu den Treffern zum 1:0 und 2:0 waren sehenswert. Besonders der vor Monaten noch wie Lewandowski viel kritisierte Blaszczykowski blüht auf, seit er für den verletzten deutschen Nationalspieler Mario Götze in der Startformation steht. Spiel für Spiel zeigt er, dass er auf der rechten Außenbahn einer der technisch versiertesten Akteure ist, den die Liga zu bieten hat. Hinterher sagte er: "Das war wirklich ein polnischer Tag." Und ein Tag für eine Borussia aus Dortmund, die ihre Siegermentalität längst wiedergefunden hat.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid