"Genug ist genug!" Preetz muss kämpfen, Labbadia gewinnen
22.01.2021, 13:12 Uhr
Michael Preetz und Bruno Labbadia bilden bei Hertha BSC dieser Tage eine wenig erfolgreiche Schicksalsgemeinschaft.
(Foto: imago images/Matthias Koch)
Bei Hertha BSC gehen Anspruch und Wirklichkeit immer weiter auseinander. Für viele ist Geschäftsführer Michael Preetz der Schuldige daran, dass der selbsternannte "Big City Club" eher auf die Abstiegsränge als nach Europa schauen muss. Der Druck steigt immer weiter.
Da staunt sogar die Polizei. Am Samstag wollen rund 70 Menschen vor dem Berliner Olympiastadion demonstrieren - nicht wegen der Corona-Maßnahmen oder aus politischen Gründen, sondern wegen Hertha BSC. Es sind Fans der Alten Dame, die unmittelbar vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen (18.30 Uhr/Sky) den Rücktritt von Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer fordern. Das Motto ihrer dazugehörigen Online-Petition lautet: "Genug ist genug!"
So denken nicht nur die 70 Protestler oder die 4000 Unterschreiber der Petition, sondern viele andere Kritiker auch. Preetz hat in elf Jahren als Hertha-Geschäftsführer schon so manchen Sturm überstanden, auch jetzt ist der Gegenwind heftig. Zu viele Fehlentscheidungen bei Trainern, Spielern und auch eine teils katastrophale Außendarstellung des Klubs werden Preetz vorgeworfen. "Ich stelle mich meiner Verantwortung in guten, vor allem aber auch in schwierigen Zeiten", sagte Preetz kämpferisch: "Ich bin gefordert, dass wir die Situation so schnell wie möglich ändern."
Aber wie lange darf er das noch? Der "Kicker" berichtete von einem Kontakt zwischen dem Hauptstadtklub und Ralf Rangnick, der im Falle eines Engagements die komplette sportliche Macht beanspruchen würde. "Gar nichts" sei an dieser Spekulation dran, sagte Preetz am Donnerstag schmallippig.
"Wir hätten mehr Punkte machen müssen"
Preetz' Position würde es nochmal erheblich schwächen, sollte er in Bruno Labbadia zum vierten Mal in den letzten zwei Jahren einen Trainer entlassen müssen. Labbadia wäre im Falle einer Niederlage gegen Bremen wohl kaum noch zu halten, schon jetzt beträgt Herthas Vorsprung auf den Relegationsrang 16 nur zwei Punkte. Dabei wollte der Klub mit den Investoren-Millionen von Lars Windhorst eigentlich ans Tor zu Europa klopfen.
"Da, wo wir jetzt stehen, ist die erste Bürgerpflicht, den Abstand auf die unteren Plätze zu vergrößern", forderte Preetz. Trainer Labbadia, der das Team in der vergangenen Saison vor dem drohenden Abstieg bewahrt hatte, muss jetzt liefern. "Ich gehe da nicht mit Angst rein", sagte der 54-Jährige. Die Diskussionen um seine Person könne er "nachvollziehen", so Labbadia: "Wir hätten mehr Punkte machen müssen, der Kritik müssen wir uns stellen." Der Coach befürchtet gegen Bremen ein ähnliches Geduldspiel wie gegen die TSG Hoffenheim (0:3), das sein Team nach einem guten Start grandios in den Sand gesetzt hatte.
"Wir müssen mit Fehlern besser umgehen und geduldig im Kopf bleiben", forderte Labbadia, der Bremen "sehr kompakt, sehr geordnet und tief stehend" erwartet. Ob Labbadia auf seinen Starspieler Matheus Cunha zurückgreifen kann, war am Freitagvormittag noch offen. Gegen den Brasilianer läuft ein DFB-Ermittlungsverfahren, eine nachträgliche Sperre droht. Cunha steht unter dem Verdacht, im Spiel beim 1. FC Köln (0:0) einen beleidigenden Spruch in Richtung der gegnerischen Trainerbank getätigt zu haben.
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid