Fußball

Referee überwindet Depressionen Rafati ist "zurück im Leben"

Schiedsrichter Babak Rafati hat seine schweren Depressionen überwunden. In die Fußball-Bundesliga kehrt er aber wohl nicht zurück. Dafür ist er fünf Monate nach seinem Selbsttötungsversuch zurück im Leben, wie der 41-Jährige sagt: "Ich bin wieder gesund. Es war ein Glücksfall, dass ich rechtzeitig Hilfe bekommen habe."

Babak Rafati sagt: "Ich bin wieder gesund."

Babak Rafati sagt: "Ich bin wieder gesund."

(Foto: dpa)

Vor 151 Tagen wusste Babak Rafati keinen Ausweg mehr. Gequält von Depressionen versuchte der Schiedsrichter seinem Leben ein Ende zu setzen. Fünf Monate später hat der Deutsch-Iraner den unsichtbaren Feind besiegt und plant sein neues Leben - ohne die Krankheit. "Ich bin wieder gesund", sagte Rafati der "Bild"-Zeitung, "ich war in einer scheinbar ausweglosen Situation. Es war ein Glücksfall, dass ich rechtzeitig Hilfe bekommen habe." Rafati war und ist ein ordnungsliebender Mensch. Sehr penibel, sehr korrekt. Doch am 19. November 2011 stand der Hannoveraner nicht wie sonst immer schon 90 Minuten vor einem Bundesligaspiel auf dem Platz. Er kontrollierte den Rasen nicht, schaute nicht nach dem Rechten.

An jenem Samstag war Rafati vor dem Anpfiff der Partie 1. FC Köln Köln gegen den FSV Mainz 05 nicht im Stadion. Er lag in der Badewanne eines Kölner Hotels, mit aufgeschnittenen Pulsadern. "Ich bin froh, dass ich überlebt habe", sagt Rafati heute. Seine Assistenten haben ihn gerade noch rechtzeitig entdeckt und den Notarzt gerufen. Und ihm so das Leben gerettet. Gemeinsam mit Dr. Michael Hettich, Chefarzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Wahrendorff, kämpfte Rafati über viele Wochen gegen die Depression. Auf Drängen seines Anwalts begab sich der gelernte Bankkaufmann in stationäre Therapie bei dem anerkannten Fachmann. Erst Anfang März wurde Rafati aus der Klinik entlassen. Anschließend machte er mit seiner Freundin Rudabeh, die er noch in diesem Jahr heiraten möchte, einen dreiwöchigen Asien-Urlaub - um "Abstand zu gewinnen".

Fußball-Comeback unwahrscheinlich

Auch in Zukunft wird Rafati regelmäßig von seinem Arzt betreut. Noch ist offen, ob er in seinen Job als Filialleiter bei der Sparkasse zurückkehren wird. Dagegen scheint ein Comeback als Schiedsrichter in der Bundesliga ausgeschlossen. "Sobald es seine gesundheitliche Situation zulässt, würden wir uns über ein persönliches Gespräch mit ihm sehr freuen", sagte Lutz Michael Fröhlich, Abteilungsleiter Schiedsrichterwesen im Deutschen Fußball-Bund (DFB), "jetzt aber zählt allein eine gesunde Zukunft von Babak Rafati, für die wir ihm von Herzen alles Gute wünschen."

Ausbruch aus dem Teufelskreis: Auch die teils harsche Kritik der Fans an seinen Leistungen ließen bei Rafati eine Versagensangst entstehen.

Ausbruch aus dem Teufelskreis: Auch die teils harsche Kritik der Fans an seinen Leistungen ließen bei Rafati eine Versagensangst entstehen.

(Foto: dpa)

Vor seiner versuchten Selbsttötung stand Rafati bei Fans und Spielern wegen angeblich spielentscheidender Fehlentscheidungen wiederholt in der Kritik. 2008 wurde er von den Bundesligaprofis zum schlechtesten Schiedsrichter der Saison gewählt, im sozialen Netzwerk Facebook entstand eine Anti-Rafati-Seite, auf der die User über die Leistungen des Referees diskutierten.

Wachsende Angst vor Fehlern

Die ständige Angst, Fehler zu machen, wurden für Rafati zu einer immer größeren Belastung. Am Ende war er dem Leistungsdruck nicht mehr gewachsen. Trotzdem hatte Rafati noch im November mitteilen lassen, dass er nach seiner Genesung wieder pfeifen wolle. Doch in die ganz großen Stadien wird er wohl nicht noch einmal zurückkehren.

Wie viele Jungen träumte auch Rafati von einer Profikarriere als Spieler, das sei "ein Traum, eine Vision" gewesen, sagte er einmal. Aber weil das Talent dafür nicht ausreichte, entschied er sich für die Schiedsrichter-Laufbahn. Seit er 16 Jahre alt war, hat er als Unparteiischer bei Fußballspielen gepfiffen, seit 2005 in der ersten Bundesliga. 84 Spiele leitete Rafati in Deutschlands Eliteliga, zwei Länderspiele und sechs Europacup-Spiele. Es wird wohl kein weiteres hinzukommen. Aber dafür ist er zurück im Leben.

Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid

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