Fußball

"Tag der Schande" in Englands Fußball Rassismus-Debatte um Suárez

Begnadeter Fußballer, ständiger Provokateur: Luis Suarez, Stürmer vom FC Liverpool.

Begnadeter Fußballer, ständiger Provokateur: Luis Suarez, Stürmer vom FC Liverpool.

(Foto: dpa)

Um Fußball geht es nach dem ewigen Klassiker zwischen Manchester United und dem FC Liverpool nur am Rande. Ein verweigerter Handschlag des Uruguayers Luis Suárez sorgt für Tumulte, einen Polizeieinsatz im Spielertunnel. Und dafür, dass Rassismus im englischen Fußball wieder ein Dauerthema ist.

So entrüstet hat man Sir Alex Ferguson selten gesehen. Die Trainer-Ikone von Manchester United beschimpfte Luis Suárez als "Schande für den FC Liverpool" und empfahl dem Erzrivalen, den Stürmer "loszuwerden". Was sich beim Premier-League-Klassiker zwischen United und Liverpool abspielte, war peinlich für den englischen Fußball.

Nachdem Suarez seinen Gegenspieler Patrice Evra im Hinspiel rassistisch beleidigt hatte und dafür acht Spiele gesperrt worden war, verweigerte er Evra im Rückspiel den Handschlag.

Nachdem Suarez seinen Gegenspieler Patrice Evra im Hinspiel rassistisch beleidigt hatte und dafür acht Spiele gesperrt worden war, verweigerte er Evra im Rückspiel den Handschlag.

(Foto: dpa)

Auslöser war wieder "Enfant Terrible" Suárez. Der Uruguayer verweigerte Uniteds dunkelhäutigem Patrice Evra, den er im Hinspiel rassistisch beleidigt haben soll, den Handschlag. "Das hätte Randale auslösen können", sagte Ferguson. In der Pause gab es im Spielertunnel Tumulte, Polizisten schritten ein. Zur Nebensache geriet, dass Man United die "Schlacht im Old Trafford" ("Observer") dank Wayne Rooney am Samstag 2:1 gewann und weiter zwei Punkte hinter Ortsrivale Manchester City liegt. Der Spitzenreiter verteidigte mit einem 1:0 bei Aston Villa die Führung.

"Allen Respekt vor diesem Kerl verloren"

Nachdem Suárez nach dem Hinspiel-Eklat eine Acht-Spiele-Sperre auferlegt bekommen hatte, traf er erstmals wieder auf Evra. Und ignorierte den Franzosen beim traditionellen "Handshake" schlichtweg. Dieser wiederum packte Suárez am Arm - und der nächste in der Reihe, Uniteds Rio Ferdinand, zog Suárez kurzerhand seine Hand weg. "Ich habe allen Respekt vor diesem Kerl verloren", sagte Ferdinand. Auch er ist dunkelhäutig. Sein Bruder Anton ist das mutmaßliche Rassismus-Opfer des abgesetzten englischen Kapitäns John Terry.

Suárez' Aktion vergiftete die Atmosphäre. "Dieser bestimmte Spieler sollte nie wieder für Liverpool spielen dürfen", forderte Ferguson. Suárez fühlte sich missverstanden, wie er sich schon zuvor zu Unrecht verurteilt fühlte. "Ich bin enttäuscht, weil alles nicht so ist, wie es aussieht", twitterte der Südamerikaner. Der 25-Jährige musste in Old Trafford einen Spießrutenlauf überstehen. Uniteds satirisches Fanmagazin "Red Issue" zeigte eine Maske im Ku-Klux-Klan-Stil mit den Worten: "Suárez ist unschuldig". 7500 Hefte beschlagnahmte die Polizei von Manchester.

Liverpools nächstes PR-Desaster

Fragwürdige Rückendeckung bekam er von Coach Kenny Dalglish: Dieser tat im TV-Interview so, als habe er die Szene nicht gesehen und schob dann die Schuld auf die Medien. Der "Sunday Telegraph" schrieb vom "jüngsten PR-Desaster" des Vereins. Intern wirkte Dalglish aber offenbar mahnend auf Suarez ein. Dafür spricht zumindest die Entschuldigung des Uruguayers, die der FC Liverpool inzwischen veröffentlichte. Dort heißt es: "Ich habe mit dem Trainer gesprochen. Ich habe einen Fehler gemacht und bedaure diesen. Ich hätte Patrice Evra die Hand schütteln müssen. Ich möchte mich entschuldigen."

Auf dem Rasen glänzte Rooney, der mit einem Doppelschlag (47./50.) seine Saisontore 16 und 17 erzielte. Ausgerechnet Suárez (80.) verkürzte. Nach dem Abpfiff baute sich Evra mit gereckten Jubelarmen provozierend vor dem Südamerikaner auf. Ferguson nahm auch den eigenen Mann in die Pflicht: "Das hätte er nicht tun sollen."

Und wie geht's weiter? "In diesem Land ist der Fußball einen langen Weg gegangen seit den Tagen, als Bananen auf John Barnes geworfen wurden. Wir können nicht zurückgehen", warnte Ferguson. Gordon Taylor, Chef der Spielerorganisation PFA, hält die jüngste "Respekt"-Kampagne durch Suárez' Aktion für "zerfetzt". "Das können wir nicht ignorieren, wenn wir mit unserem Kampf gegen Rassismus erfolgreich sein wollen."

Quelle: ntv.de, Inga Radel, dpa

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